Ein Ticket für Bus und Bahn durchs ganze Land. Das ist das Ziel der Landesregierung. Foto: Weigel/dpa

In den Kreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar wird über Zusammenschluss diskutiert.

Kreis Rottweil - Die öffentliche Personenbeförderung befindet sich im Umbruch. Politische Absicht ist es, die Zonierungsgrenzen aufzuheben und einen großen Tarifverbund zu schaffen. Ein Ticket von A nach B: Das würde den Fahrgästen entgegenkommen, wird aber vermutlich teurer werden. Ein Thema im Kreis.

Von der "Kleinstaaterei" zu einem großen Ganzen. Das ist die politische Absicht der Landesregierung. Hintergrund ist die von Stuttgart angestoßene Harmonisierung der 22 Verkehrs- und Tarifverbünde, die es im Land gibt. Laut Verkehrsministerium sollen von 2021 an Fahrgäste landesweit durchgängige Fahrkarten über die Grenzen der Verkehrsverbünde hinweg vom Start bis zum Ziel ihrer Fahrt lösen können. Das so genannte BW-Tarif-Ticket solle dann in Bahnen und Bussen gleichermaßen gelten nach dem Motto: Eine Fahrt – ein Ticket, so das Ministerium.

SPD-Kreisrat: "Unser ÖPNV-Angebot am teuersten"

Diese Vorstellung gefällt den Kreisräten in Rottweil. In der jüngsten Sitzung des Verwaltungsausschusses wird die politische Absicht einhellig begrüßt. Kreisrat Herbert Halder (CDU) betont die Bedeutung, nur noch ein Ticket vom Start bis ans Ziel lösen zu müssen.

SPD-Kreisrat Berthold Kammerer weist darauf hin, dass "unser ÖPNV-Angebot landesweit am teuersten ist". Das müsse günstiger werden. AfD-Kreisrat Reimond Hoffmann hinterfragt, ob es das Ziel sein müsse, noch mehr Menschen in den öffentlichen Personennahverkehr zu bringen oder ob es nicht sinnvoller sei, das Angebot für jene, die ihn bereits nutzten, besser zu machen. Hubert Nowack von den Grünen freut sich einfach, dass es nun soweit kommt.

Landrat Wolf-Rüdiger Michel unterstreicht, es sei notwendig, aus dem Klein-Klein herauszukommen. Er denkt auch an die finanzielle Unterstützung durch das Land. Je größer der Tarif-Verbund, desto höher vermutlich die Förderung aus Stuttgart. Der Landrat macht auch deutlich, dass ein größerer Verbund auf der einen Seite mehr Vorteile für die Fahrgäste bringen, auf der anderen Seite aber auch mehr Geld kosten werde. Michel plädiert dafür, die so genannte Wabenstruktur nach außen und innerhalb der Verbünde deutlich zu hinterfragen.

Gutachten zum neuen 3er-Tarif wird noch in diesem Jahr vorgestellt

Der Landkreis Rottweil unterhält zusammen mit den Nachbarkreisen Schwarzwald-Baar und Tuttlingen eine regionale Tarifkooperation, den 3er-Tarif. Darin sind Übergangstarife für den kreisüberschreitenden Verkehr geregelt. Das ist alles an Gemeinsamkeit. Die jeweiligen Verbünde unterscheiden sich hinsichtlich der Tarifzonenstruktur und bei den Ticketkosten.

Das Planungsbüro SMA und Partner AG aus Zürich ist mit der Erstellung eines Gutachtens zur Weiterentwicklung des 3er-Tarifs betraut. Wesentlicher Bestandteil, so die Verwaltung, ist die Abschätzung des Finanzierungsrahmens. Also was eine größere Einheit die Landkreise jeweils kosten werde.

Der nächste Schritt ist ein Workshop aller drei Landkreise am 9. November im Landratsamt in Villingen-Schwenningen. Dort sollen verschiedene Tarifmodelle vorgestellt und diskutiert werden. Die Fraktionen sollen je ihrer Größe Vertreter entsenden. Insgesamt elf Räte sind vorgesehen. Sie bilden dann den neuen Arbeitskreis ÖPNV.

Die Gedanken gehen schon weiter. Kreisrat Hoffmann rät dazu, den Nachbarkreis Zollernalb in den Blick zu nehmen. Landrat Michel nimmt den Hinweis zum Anlass, an das am Kreistag von Rottweil gescheiterte Unterfangen einer Regiobus-Linie zwischen Rottweil und Balingen zu erinnern. Sollte aus den Fraktionen ein entsprechendes Signal kommen, würde er das Thema wieder aufgreifen. CDU-Kreisrat Stefan Hammer mahnt, es gebe auch andere Gemeinden im Landkreis, die eine engere ÖPNV-Verbindung zum Zollernalbkreis wünschten.