Fotos: Otto Foto: Schwarzwälder Bote

Aller Anfang ist schwer: Personal- und Gästemangel zum Auftakt. Selbstverwaltung ist das Ziel.

Rottweil - Es ist ein Start mit Hindernissen: Als erstes konkretes Projekt aus dem Prozess Jugendbeteiligung öffnete am Donnerstag das Schülercafé erstmals seine Türen. Und auch wenn viele Kinder und Jugendliche sich so ein Angebot sehr gewünscht haben – der Andrang hielt sich schwer in Grenzen.

Dass sich zum "Testlauf" nur wenige junge Gäste einfanden, hatte allerdings auch wieder sein Gutes, denn es mangelte auch an Personal. Von den von der Gruppe selbst eingeteilten Kräften war nur ein Mädchen letztlich zur Stelle. Die anderen? "Die haben jetzt andere Verpflichtungen oder doch Mittagsschule", meint Anni Kluge vom KiJu, die der Arbeitsgruppe Schülercafé beim Jugendbeteiligungskonzept "Kommunity" zur Seite steht. Grundsätzlich stammen Idee und Konzept aber von den Jugendlichen selbst – vom Angebot im Café bis zu den Öffnungszeiten, von der Werbung über Instagram und in den Schulen bis zur Finanzverwaltung des ganzen Projekts.

"Am Wochenende haben wir auf dem Rottweiler Weihnachtsmarkt Punsch verkauft", berichtet Sechstklässlerin Aline von den Aktivitäten zur Startfinanzierung. Sie schmeißt heute den Laden als einzige der Projektgruppe. An die vier Mädchen, die zum Auftakt des Schülercafés in die Räume des KiJu gekommen sind, hat sie immerhin schon Getränke, Schokoriegel und Käsetoast verkauft. "Schmeckt lecker", meint eins der Mädchen. "Und die Preise sind geil". Tatsächlich, 60 Cent für ein Wasser und einen Euro für einen Kakao, da kann man nicht meckern.

Auch Apple hat mal klein angefangen

Die verschiedenen Räume bieten auch Rückzugsorte zum Hausaufgaben machen – aber die Mädchen wollen "einfach nur hier ein bisschen Zeit verbringen", und außerdem sind sie Alines Klassenkameradinnen und aus Solidarität gekommen.

Anni Kluge vom KiJu hofft, dass der zweite Testlauf in der kommenden Woche am Dienstag etwas besser läuft. Der Weihnachtsmarkt ziehe momentan vielleicht doch noch einige Schüler an, außerdem ist der Donnerstag natürlich ein klassischer Mittagsschultag. Und sie müsse den Gruppenmitgliedern nochmal klar machen, dass die Diensteinteilung schon ein bisschen verpflichtenden Charakter hat.

Ohnehin galt es im Vorfeld des Projekts, die Wünsche und Erwartungen ein bisschen zu dämpfen, berichtet Anni Kluge. Schon die Räume im Kapuziner waren für die Projektgruppe Schülercafé nicht erste Wahl. Aufgrund des Denkmalschutzes lässt sich darin nicht schalten und walten wie man will. Aber natürlich war es nicht gleich möglich, extra Räume in der Stadt anzumieten. "Ich hab ihnen erklärt, dass Apple auch mal in einer Garage angefangen hat", schmunzelt die KiJu-Betreuerin. Ob sich die Öffnungszeiten – wechselweise am Donnerstag und Dienstag, jeweils von 12.30 bis 17 Uhr, etablieren, muss sich ebenfalls noch zeigen. Die Projektgruppe und ihre ersten Gäste wollen jedenfalls bis kommenden Dienstag nochmal kräftig die Werbetrommel rühren.

Der erste Testlauf am Donnerstag wird jedenfalls vorzeitig beendet: Sowohl Aline als auch ihre Gäste müssen um 14 Uhr in die Mittagsschule, weiteres Personal erscheint nicht. Anni Kluge schließt den Laden ab. Sie selbst wird und kann nicht einspringen, das hat sie den Kids gleich klargemacht. "Es soll ein selbstverwaltetes Schülercafé sein – das müssen sie selber machen".