Platz genug im Parkhaus am Kriegsdamm: Walter Brodbeck zeigt die leeren Parkflächen auf dem Dach und auf Deck drei . Foto: Otto

Betreiber schlägt Investition in bestehendes Gebäude am Kriegsdamm vor. Kostenlos Parken gefragt. Mit Kommentar

Rottweil - Ein neues Parkhaus bei der Villa Duttenhofer – was zunächst verlockend erscheinen mag, erweist sich bei näherem Hinschauen als fragwürdiger Plan. Punkt eins: Soll ein privater Betreiber ins Boot, wäre wohl das kostenlose Parken in der Innenstadt nicht zu halten. Punkt zwei: Rottweil hat ein Parkhaus – und das steht halb leer.

Walter Brodbeck verfolgt die Diskussion um einen Parkhaus-Neubau mit großem Interesse. Der Architekt betreibt im Auftrag der Firma Procurator das bestehende Parkhaus am Kriegsdamm. "Hier gibt es jede Menge freie Stellplätze", sagt er, und führt uns auf Parkdeck Nummer drei: Wie so oft herrscht hier gähnende Leere. Gerade mal ein Autofahrer parkt auf dem gesamten Deck, das Platz für 45 Fahrzeuge bietet. Weiter oben, auf dem Dach, gibt es weitere 45 Stellplätze. Ebenfalls leer. Die Dachfläche ist gesperrt – zum einen weil sie derzeit nicht gebraucht wird, zum anderen, weil hier investiert werden müsste, wollte man die Fläche freigeben.

Und genau deshalb sucht Brodbeck jetzt das Gespräch mit der Stadt. Für kommende Woche ist ein Termin mit Lothar Huber, Fachbereichsleiter Bauen und Stadtentwicklung, vereinbart. Brodbeck will aufzeigen, dass es eine günstigere Lösung gibt, als ein neues Parkhaus zu bauen: nämlich ins bestehende Parkhaus zu investieren. "Fußläufig ist es von hier aus genauso nah zu den Geschäften wie vom neuen Standort an der Villa Duttenhofer aus", sagt er. "Für die Gewerbetreibenden gilt natürlich, je mehr Stellplätze umso besser, das verstehe ich", betont Brodbeck. Allerdings sehe er am Standort jenseits der Hochbrücke keine großen Vorteile. Für die Firma Procurator wiederum lohne es sich nicht, komplett auf eigene Kosten das undichte Dach im Parkhaus zu sanieren, um das dritte und vierte Parkdeck attraktiver zu machen. Beteilige sich aber die Stadt, dann hätten alle etwas davon. 50 000 Euro wird die Abdichtung kosten, eine große Lösung mit Sanierung der obersten Stellflächen rund 300 000 Euro. Rund 30 000 Euro wird der Betreiber in diesem Jahr in eine neue Beleuchtung investieren.

125 Stellplätze hat das Parkhaus derzeit, meistens sind nur rund 50 belegt, erzählt Brodbeck. "In den acht Jahren, in denen ich das hier mache, hatten wir nur einmal voll, an einem Einkaufssamstag vor Weihnachten", erinnert er sich. Braucht Rottweil also wirklich noch ein Parkhaus? "Die Leute suchen sich einfach gerne den bequemen Weg. Und das sind die Plätze vor dem Haus oder auf dem Schotterparkplatz beim Gefängnis", hat er beobachtet.

In der Tat: Die Fläche vor dem Parkhaus, die erst im vergangenen Jahr dem städtischen Parkkonzept zugeschlagen wurde, ist gut gefüllt. Und am Parkautomat wird an diesem Morgen selten etwas hineingeworfen, sondern fleißig die Taste mit dem grünen Haken gedrückt: zwei Stunden kostenlos parken. "Das ist super und reicht gut zum Einkaufen", sagt eine Frau, die soeben einen Zettel gezogen hat. Das kostenlose Parken abschaffen? "Oh je, das ist aber keine gute Idee", lacht sie.

Genau das aber scheint für die Stadt im Bereich des Möglichen, wenn man dafür einen Betreiber für das neue Parkhaus an Land ziehen könnte. Im Zuge der Beratungen war durchgeklungen, dass man ein neues Parkhaus wohl nur stemmen könnte, wenn ein Investor ins Spiel kommt. In der Klausurtagung (wir berichteten) wurde die Verwaltung beauftragt, dafür erste Kontakte zu knüpfen. Keine Frage, dass ein privater Betreiber dann die Leute in seinem Parkhaus haben will, und sie eben nicht mit der "Brezeltaste" eine halbe Stunde kostenlos in der City parken sollen.

Ein neues Parkhaus also auf Kosten des bisherigen Konzepts? Kein kostenloses Parken mehr in der Stadt, nicht mal auf der Groß’schen Wiese? Wer die hohe Frequenz sieht, mit der die Parkplätze mit den "grünen Tasten" genutzt werden, kommt da schon ins Grübeln.

Und auch der Gewerbe- und Handelsverein (GHV) steht jetzt vor einem Dilemma: Die Gewerbetreibenden wollen ein neues Parkhaus, sehen aber eine große Gefahr darin, den Betrieb in private Hände zu geben. Auf viele offene Fragen erhoffen sie sich noch Antworten von der Verwaltung. Und sie betonen: "Die Parkgebührenordnung hat sich bewährt und ist in der Bevölkerung akzeptiert."

Übrigens: Walter Brodbeck lässt durchblicken, dass sich mit einem Parkhaus in Rottweil ohnehin kein großes Geschäft machen lässt. "Die Parkeinnahmen machen hier den Kohl nicht fett. Wenn es in diesem Gebäude nicht die Läden geben würde, die Miete zahlen, würde sich das Ganze nicht wirklich lohnen."

Info: Wie machen es die Nachbarn?

In Balingen wirbt man mit kostenlosem Parken als Standortfaktor. Auch in den Parkhäusern ist das Parken frei, in der Innenstadt für eineinhalb Stunden mit Parkscheibe.

In Villingen-Schwenningen gilt seit 2015 ein neues Parkkonzept. Bezahlen muss man überall, die kostenpflichtigen Parkzonen wurden nun ausgeweitet. Von den Händlern geforderte Freiparkstunden konnten sich nicht durchsetzen.

Kommentar: Lieber bequem

Von Corinne Otto

Es gibt viel, was in der Stadt getan werden muss. Der Bau eines neuen Parkhauses gehört nicht dazu. Vor allem, wenn die Stadt dazu einen Investor braucht, dem sie schmerzhafte Zugeständnisse machen müsste. Das mühsam im Bewusstsein der Bürger verankerte Parkkonzept wieder über den Haufen zu werfen – das wäre fatal. Auch der GHV, der sich für das Parkhaus stark macht, weiß, dass die Leute nunmal gerne so nah und so kostengünstig wie möglich ihr Auto abstellen. Und zudem gibt es bereits ein Parkhaus, das schlecht ausgelastet ist. Das Riesending am Kriegsdamm aus den 70er-Jahren darf nicht verkommen – kein Wunder aber, dass der Inhaber unter diesen Umständen keine Lust auf große Investitionen hat. Deshalb: auf dem freien Platz an der Villa Duttenhofer ein paar anständige Stellplätze herrichten – fertig. Und die »Brezeltaste« ist gerettet.