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Dank Arbeit des Bürgervereins großen Schritt geschafft. Fertigstellung hängt noch an Förderbescheid.

Rottweil - Wer durch die Holztür tritt und sich die frisch sanierten Treppenstufen hinunter begibt, der ist mittendrin in der Zeit, in der die Stadt Rottweil ihren Ursprung hatte: Die Hypokaustanlage – eine Fußbodenheizung aus römischer Zeit – unter der Kirche St. Pelagius bildet den Startpunkt des neuen Römerpfads in der Altstadt.

Sechs Wegmarker sollen künftig auf einem kleinen Rundgang durch die Altstadt führen und erlebbar machen, "dass hier die Keimzelle Rottweils liegt", wie es Kulturamtsleiter Marco Schaffert formuliert. 2016 war aus den Überlegungen zum "Jahr der Türme" heraus der Gedanke zum Römerpfad entstanden. Der Vorstoß aus den Reihen der Bürgervereinigung Rottweil-Altstadt, dass nun endlich in der Altstadt etwas realisiert werden müsse, sei absolut richtig gewesen, betont er. Seither wird am Konzept und der Umsetzung des touristischen Angebots getüftelt, für das der Gemeinderat rund 40.000 Euro genehmigt hat.

Mit dem neuen Zugang zu den Überresten der ehemaligen Badeanlage unter St. Pelagius ist nun ein wichtiger Schritt geschafft: Die Mitglieder des Bürgervereins haben die Treppe zur Hypokaustanlage saniert. Die fleißigen Helfer rund um Sprecher Friedrich Firnkes haben jüngst Oberbürgermeister Ralf Broß, Kulturamtsleiter Marco Schaffert sowie dem langjährigen Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege Thomas Schlipf und Koordinatorin Kerstin Hoffmann vor Ort gezeigt, was sie in wochenlanger ehrenamtlicher Arbeit geleistet haben.

Feuchte Wände, trübes Licht und ein rostiger Handlauf ließen den Treppenabgang wenig einladend erscheinen. Seit Herbst 2018 nun wechselten sich Robert Aigeldinger, Ralf "Hefe" Armleder, Raul Lepre, Kurt Richter und Eberhard Wucher in dem schmalen Treppenhaus ab, um mühevoll alte Farbe zu entfernen und den Putz abzuschlagen. Wände und Decke wurden neu verputzt. Die Treppenstufen mussten teilweise neu betoniert werden, der Handlauf wurde entrostet und frisch gestrichen. Malermeister Hermann Breucha stand dem Verein mit Rat und Tat zur Seite, und die Firma Zeiselmeier, die diese Station laut Mitteilung der Stadt auch finanziell unterstützte, installierte die neue Beleuchtung mit Zeitschaltuhr.

Blick ins römische Leben

Der künftige Pfad durch die römische Stadt Arae Flaviae wird, wie Marco Schaffert erläutert, von St. Pelagius weiter in den Töpferweg führen, wo eine der neuen, rund zwei Meter großen, roten Aluminium-Tafeln den Blick auf das Grabungsfeld lenkt. Auf einem durchsichtigen Sichtfenster werden die Häuserumrisse früherer Zeit zu sehen sein. Weiter geht es auf den Fußweg, der entlang des städtischen Betriebshofs führt. Dort werden Teile der jetzigen Wandverkleidung durch eine große Grafik ersetzt, die wie ein "Fenster in die Römerzeit" das damalige Leben darstellt. Der nächste Wegmarker steht an der Halle der Firma Mielnik, wo ein Großtransparent eine Tempelansicht zeigen wird. An einem Schild an der Kapelle werden die Besucher weitergeführt in die Flavierstraße zum Hofgut Hochmauren als weitere Station.

Die beschrifteten Tafeln werden, wie Schaffert betont, nicht besonders textlastig. Es soll vielmehr "auch Familien Spaß machen, das historische Gelände zu erkunden", betont er. Am Start- und Zielpunkt in St. Pelagius weren die Besucher auf das Römerbad und das Dominikanerforum hingewiesen, wo es die Originalfunde zu bestaunen gibt.

Sobald die Nachtfröste vorbei sind, wird der Bürgerverein nun die Betonsockel gießen, die als Fundament für die neuen Wegmarker dienen. Mit deren Produktion will man noch warten, bis ein ersehnter Förderbescheid eingeht. Ist dies in den nächsten Wochen der Fall, könnte die Einweihung noch in der ersten Jahreshälfte erfolgen. Einer Erweiterung des Römerpfads sei übrigens – wenn weitere Mittel vorhanden sind – jederzeit möglich, so Schaffert. "Ideen gibt es genug."

Info: das Hypocaustum

Dort, wo sich heute die Pfarrkirche St. Pelagius in Altstadt erhebt, befand sich in römischer Zeit ein Bad – vermutlich zunächst für die in Kastell III stationierten Soldaten, später als öffentliche Einrichtung für alle Stadtbewohner. Die Anlage, die mit Heiß-, Lauwarm- und Kaltbadebereichen sowie mindestens einem Schwitzbad ausgestattet war, wurde bereits 1898 entdeckt.

Das Badegebäude wurde in römischer Zeit durch einen Hohlraum unter dem Fußboden beheizt, durch den heiße Luft geleitet wurde, ein Hypocaustum. Auch die Wände neben den Badebecken waren aus hohlen vierkantigen Röhren aufgebaut, durch die heiße Luft strömte.

Die niedrigen Säulen zur Abstützung des Fußbodens über der Anlage sind heute noch erhalten und können besichtigt werden.