Wie viele Autos und wie viele Fußgänger passieren das Hauptstraßenkreuz? Eine neue Verkehrszählung gibt Aufschluss. Foto: Otto

Verkehrsbelastung am Hauptstraßenkreuz hat abgenommen. Modellversuch "Tempo 20".

Rottweil - Wie sich Rottweils Stadtmitte optisch verändert hat, ist auf den ersten Blick zu sehen. Doch wie haben sich mit dem Umbau und Tempo 20 die Verkehrsströme entwickelt? Eine Zählung brachte jetzt ans Licht, dass die Neuregelungen Wirkung zeigen.

24 Stunden lang haben Mitarbeiter der Stadt unter Regie von Tiefbauamtsleiter Herbert Greinacher den Verkehr beobachtet und Strich für Strich erfasst: Wie viele Autos fahren in welche Richtung? Wie viele Fußgänger überqueren wo die Straße? Und wann ist am meisten los? All das lässt sich aus den Untersuchungsergebnissen ablesen.

Das Wichtigste aber ist der Vergleich zur Verkehrszählung aus dem Jahr 2009, also vor dem großen Umbau. Das Fazit nimmt man im Rathaus mit Begeisterung zur Kenntnis: "Die Verkehrsbelastung hat deutlich abgenommen", sagt Herbert Greinacher. Haben vor dem Umbau noch 18 500 Fahrzeuge die Innenstadt durchfahren, sind es jetzt noch 14 700 am Tag. Der Anteil des Schwerverkehrs sei mit 7,3 Prozent sehr gering, außerdem werden hierzu auch die Stadtbusse gezählt.

Modellversuch "Tempo 20"

Ganz überraschend kommt dieses Ergebnis für die Verwaltung nicht: "Wir haben erwartet, dass die Einführung von Tempo 20 und die veränderte Vorfahrtsregelung am Hauptstraßenkreuz die Innenstadtdurchfahrung unattraktiver macht", so Greinacher. Der Modellversuch "Tempo 20" ist vorerst auf zwei Jahre angelegt. Jetzt werden die Ergebnisse der Zählung auch dem Ministerium vorgelegt.

Die Beobachtung der Abbiegeströme hat ergeben, dass der Großteil der Fahrzeuge die Achse gerade durch die Stadt nimmt. Und das sei laut Greinacher erfahrungsgemäß "eigener Verkehr", das heißt Menschen die in der Stadt von A nach B unterwegs sind, einen Parkplatz suchen oder ähnliches. Die klassischen Durchfahrer seien jene, die den Weg hinunter in Richtung Balingen oder von dort herauf suchen, und deren Anteil hat abgenommen – sie haben jetzt auch keine Vorfahrt mehr. "Das bestärkt uns darin, dass die Änderung richtig war", so der Tiefbauamtsleiter.

Und auch was die Attraktivität der neuen Mitte für die Fußgänger angeht, sieht sich die Stadt bestätigt. Dabei hatte ein Stadtrat in jüngster Vergangenheit moniert, man käme vor lauter Verkehr schier nicht über die Hochbrücktorstraße. Laut Verkehrszählung schaffen das aber genau 250 Fußgänger pro Tag auf eben dieser Straße abseits des Zebrastreifens – unbeschadet.

Knapp 2000 Passanten nehmen auf diesem Straßenzweig den Weg über den Zebrastreifen am Marktbrunnen, ebenfalls rund 2000 sind es auf dem Überweg am Friedrichsplatz. Dort wagen 163 Fußgänger zudem die Überquerung auf Höhe der Bushaltestelle. Weniger frequentiert ist der Zebrastreifen auf der Unteren Hauptstraße. Hier laufen rund 1000 Menschen am Tag über die Straße. Elf konnten – aus dem etwas ungünstigen Blickwinkel von der Stadtbücherei aus – abseits des Zebrastreifens gezählt werden.

"Die Fußgänger sollen und dürfen auch abseits der Überwege die Straße queren", betont Herbert Greinacher. Dies trage mit zur insgesamt gestiegenen "Aufenthaltsqualität" in der Innenstadt bei. Allerdings: Zwischen 18 und 19 Uhr empfiehlt sich vielleicht doch ein Zebrastreifen. Dann nämlich ist die Verkehrsbelastung in Rottweils neuer Mitte am größten.