Das Gebiet "Esch", hier vom Testturm aus betrachtet. Hier soll die JVA entstehen. Foto: Stadt Rottweil

Gemeinderat über neuen Planungsstand informiert. Start im "Esch" soll 2022 sein.

Rottweil - Es gibt Neuigkeiten in Sachen Gefängnis-Neubau: Das Amt Vermögen und Bau Konstanz hat den Gemeinderat und den "Runden Tisch" über den Planungsstand informiert. Demnach verschiebt sich der Zeitplan. Die Inbetriebnahme ist jetzt für 2027 anvisiert.

Als im Juni 2018 die Entscheidung im Architekturwettbewerb gefallen war, hatte Oberbürgermeister Ralf Broß noch optimistisch von sieben Jahren bis zur Eröffnung gesprochen – und für das Ereignis 2025 schon mal vorsichtshalber eingeladen. "Vorausgesetzt es läuft alles gut", hieß jedoch schon damals die Einschränkung. Jetzt ist der Baustart für 2022 geplant, 2027 soll die hochmoderne Justizvollzugsanstalt mit 500 Haftplätzen in Betrieb genommen werden.

Wie das Amt für Vermögen und Bau informierte, gelte es derzeit, den siegreichen Planentwurf des Architekturbüros Obermeyer aus München "planerisch zu vertiefen". Die "Absichtserklärung" einer Wettbewerbsskizze müsse nun in einen belastbaren Entwurf übergeführt werden. Sprich: Was die Planer auf dem Papier skizziert haben, muss auf Herz und Nieren geprüft und praktikabel für den Bau und letztlich den JVA-Alltag gemacht werden.

Dies gelingt nach Einschätzung des Amtes Konstanz von Vermögen und Bau "recht gut", heißt es in einer Pressemitteilung. Die Vorplanung sei präzisiert worden, nun ließen sich detailliertere Aussagen zum Planungsstand machen. Neben dem umzusetzenden Raumprogramm von rund 25 0.00 Quadratmetern Nutzfläche, das sich bei der JVA auf rund 15 Funktionsbereiche verteilt, müssten weitere Planungsparameter, die Anregungen aus der Bürgerbeteiligung sowie die fachlichen Belange der Stadt Rottweil eingearbeitet werden.

Die Anregungen

Folgende Punkte seien aus der Bürgerbeteiligung übernommen und weiterbearbeitet worden:  schonende Einbindung in das Landschaftsbild  Erhalt der bestehenden Naherholungsmöglichkeiten  Ausweisung von 20 Wanderparkplätzen an der JVA  Dachbegrünung  Beachtung der Wirkung des Blicks vom Testturm  Gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten für Gefangene wie Bewohner: Gastronomische Nutzung im Freigängerheim, Nutzung der Drei-Feld-Sporthalle durch Rottweiler Vereine  hoher energetischer Standard: Blockheizkraftwerk und Hackschnitzelkessel, Photovoltaikanlage sowie Regenwassernutzung (Sportplatz).

Die Änderungen

Im Zuge des Planungsfortschritts sei es aber auch zu Änderungen gegenüber dem Wettbewerbsergebnis gekommen. Diese sind:  Differenzierung der überbauten Fläche im Bereich der Werkstatt und Anlieferung, sowie des südlichen Haftgebäudes, damit bessere Einbindung in die Landschaft.  Erhöhung des südlichen Haftgebäudes von zwei auf drei Geschosse analog zu den beiden anderen, dreigeschossig geplanten Hafthäusern  Verlegung der Zufahrt zum Hofgut Neckarburg und Anpflanzung einer Grünzone zwischen Straße und Anstalt, damit Verbesserung der Einbettung der Anlage in die Landschaft und Schaffung von Ausgleichsflächen an dieser Stelle  Leistungsfähige Photovoltaikanlage zur Versorgung der Anstalt, dadurch Reduktion der Dachbegrünung auf 44 Prozent    Reduzierung der Haftraumgrößen von zehn auf neun Quadratmeter. Dadurch Verringerung der Gesamtkubatur der drei Hafthäuser und Einhaltung der planungsrechtlichen Vorgaben der Landesrichtlinien im Vollzugsbau.

Die Präsentation des Amts Vermögen und Bau sei von den Mitgliedern des Bauausschusses sowie des Runden Tisches insgesamt sehr positiv aufgenommen worden. Für die Akzeptanz des Vorhabens in der Bevölkerung sei es wichtig, die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung so weit wie möglich umzusetzen und erforderliche Änderungen transparent zu machen, so Oberbürgermeister Broß.

Er hob einige Anregungen aus den beiden Runden für die weitere Planung nochmals hervor: So werde darum gebeten, die Dachbegrünung an der Gebäudeecke zum Testturm beizubehalten und nicht zugunsten einer Photovoltaikanlage aufzugeben. Hier sagten die Verantwortlichen eine Prüfung zu.

Unterstrichen wurde der Wunsch, dass die Fassade von ihrer Struktur und vom Farbton her entsprechend des Wettbewerbsergebnisses gestaltet werden soll. Dies wurde ebenso zugesagt wie eine fotorealistische Darstellung der künftigen Gefängnisarchitektur.

Wie geht es nun weiter?

In diesem Jahr soll die Entwurfsplanung vorangetrieben werden. Der Bebauungsplan werde entwickelt und zeitgleich der Flächennutzungsplan angepasst.

Nächster Schritt sei die Planoffenlage, die dem Gemeinderat voraussichtlich noch vor den Sommerferien zur Beschlussfassung vorgelegt wird. Ein besonderes Augenmerk wird noch auf der Ermittlung der Gesamtbaukosten liegen.

Der Landesrechnungshof hatte 2018 darauf hingewiesen, dass in Rottweil wohl die bundesweit teuerste JVA entstehen werde: Nach der bisherigen Kostenermittlung – Stand 2018 – wird der Bau 182 Millionen Euro kosten, das sind 64 Millionen mehr als der ursprüngliche Kostenrahmen.