Das Modell der Hängebrücke über den Diemelsee. Foto: Pförtner

Längste Hängebrücke Deutschlands soll über Diemelsee entstehen. Zahlreiche Parallelen zu Rottweil.

Rottweil - Es soll die längste Hängebrücke Deutschlands werden – so weit klingt es vertraut. Doch es geht nicht um das Projekt von Günter Eberhardt in Rottweil, sondern um eines über den Diemelsee im Landkreis Waldeck-Frankenberg in Nordhessen. Eine Investorengruppe will dort die Touristenattraktion mit 400 Metern Spannweite bauen und hat dieses Vorhaben kürzlich gemeinsam mit dem Bürgermeister der Kommune der Öffentlichkeit präsentiert.

"Es wird ein touristisches Leuchtturmprojekt" für die Region, sagte Bürgermeister Volker Becker dort bei der Vorstellung des drei Millionen Euro schweren Vorhabens. Schon im nächsten Jahr soll die Brücke verwirklicht werden, sich vom Heringhäuser Hausberg Sankt Muffert im Norden des Diemelsees über Wasser bis zur Halbinsel Hohes Rade ziehen, wie die dort ansässige Waldeckische Landeszeitung berichtet hat. Dort sei dann ein Gebäude mit Zugangstreppe, Restaurant, Aussichtsplattform und Toiletten geplant.

Für die Investorengruppe spricht der Hotelier Gert Göbel. Er spricht von einer "spektakulären touristischen Einrichtung", die von der knapp 4900 Einwohner zählenden Gemeinde gut zu sehen sein soll.

Zwischen den Projekten am Diemelsee und in Rottweil gibt es eine Reihe von Parallelen. Dazu gehört nicht nur, dass beide Vorhaben für sich in Anspruch nehmen, die längste Hängebrücke Deutschlands zu werden. Beide versprechen den Nutzern Nervenkitzel, beide sollen ganzjährig geöffnet sein, beide die Attraktivität erhöhen und Menschen anlocken.

Hier wie dort steht die Gemeindeverwaltung hinter dem Projekt. Und am Rande gibt es noch eine Parallele: Sowohl der Bürgermeister Volker Becker als auch Oberbürgermeister Ralf Broß bewerben sich jeweils um eine weitere Amtszeit in ihren Kommunen.

In Diemelsee ist die Idee bei einer Bürgerwerkstatt 2013/14 entstanden, die sich Gedanken über die Weiterentwicklung der touristischen Einrichtungen gemacht hat. Göbel stieß laut den Berichten in der Waldeckischen Landeszeitung darauf im April vergangenen Jahres bei einem Aufenthalt in Tirol auf die "highline 179" in Reutte. So etwas wäre doch eine echte Attraktion für den Diemelsee, habe er sich gedacht. Mittlerweile hat sich auch eine Abordnung des Heringhäuser Ortschaftsrats und aus Kommunalpolitikern ein Bild gemacht und sei begeistert aus Reutte zurück gekommen. Noch eine Parallele also.

So wie bei der Namensfindung für die "Neckar Line" Reutte die Steilvorlage lieferte, greift auch die Investorengruppe in Nordhessen darauf zurück: "Lakeline Diemelsee" taufte der Grebensteiner Planer Detlef Schmidt den geplanten Bau, für den Göbel 1000 Besucher am Tag als realistisch einschätzt.

Die Vorbereitungen laufen demnach seit etwa einem Dreivierteljahr. Die Behörden wie das Kasseler Regierungspräsidium seien bereits involviert. Das Projekt werde als "äußerst umweltverträglich" und unkompliziert angesehen, so dass die Beteiligten zuversichtlich sind, das Genehmigungsverfahren zügig über die Bühne zu bringen. Vor etwas mehr als einer Woche haben die Diemelseer Gemeindevertreter die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans auf den Weg gebracht.

Übrigens: Wie die Waldeckische Landeszeitung weiter berichtet hat, soll das österreichische Architektenbüro Walch mit dem Bau der Hängebrücke beauftragt werden, die auch die "highline 179" errichtet hat.

Und mindestens noch eine Parallele gibt es zwischen der "Neckar Line" und der "Lakeline": Wie in Rottweil reagierten die Zeitungsleser in Diemelsee spontan mit Kommentaren wie "maßlose Gigantomanie", ein "zweifelhaftes Denkmal" oder auch "wie ein Stück aus einer anderen Welt".

Auch das klingt irgendwie vertraut. Indes: Geben die Rottweiler am 19. März beim Bürgerentscheid grünes Licht für die weitere Planung wäre die "Neckar Line" selbst in der aktuell kürzeren Version mit 600 Metern die längere Hängebrücke.