Auch 2020 wollen sich viele Besucher bei der Aussendung der Abstauber schon ein bisschen auf die Fasnet einstimmen. Foto: Schnekenburger

Christoph Bechtold weiß an Dreikönigstag manches zu erzählen. Rede über das Nichts.

Rottweil - Was los ist? Nichts. Gar nichts habe er gefunden, berichtete Christoph Bechtold am Dreikönigstag der wartenden Menge. Und doch wusste der Narrenmeister bei der Aussendung der Abstauber manches zu erzählen.

Auf dem Balkon des Kirsnerschen Hauses nutzt Bechtold die Gelegenheit, seinen Kollegen vom Zunft-Ausschuss und den vielen Besuchern – die Menge zieht sich gestern bis in die obere Hauptstraße – von der alljährlichen Herausforderung zu sprechen, die das Abstauber-Reden-Schreiben bedeutet. Warum gerade in diesem Jahr? Weil’s im vergangenen Jahr eben nichts gegeben habe, über das nachzusinnen lohnte. Außer eben genau diesem Umstand.

Also gibt es eine Rede über das Nichts. Zum Beispiel über die Unsichtbarkeit des Oberbürgermeisters, die Unauffälligkeit des Bürgermeisters, den abgeklungenen Zwist in der Historischen Bürgerwehr oder den fehlenden Vorsitz beim SV08. Bei einer ganze Reihe anderer Vereine reicht die Nennung des Namens, um, erstens, nachzuweisen, dass man sich doch Gedanken gemacht hat, und, zweitens, zu zeigen, dass nichts los ist. Noch nicht einmal die Narrenzunft gebe etwas her, muss der Chef zugeben.

Trennung von Mitgliedschaft und Narrenkarte

Dabei verkneift er sich einen Hinweis auf das neue Prozedere mit Narrenkarte – die keine Mitgliedskarte mehr ist – und Mitgliedschaft in der Zunft, für die es einer Beitrittserklärung bedarf, dafür gibt’s dann aber auch den Zunftbändel. Die Trennung von Mitgliedschaft und Narrenkarte wird die Narren freilich ohnehin umtreiben in einer Stadt, die mit Turm und Türmen protzen, nichts Neues von der Hängebrücke erzählen und die geräuschlose Vorbereitung der Landesgartenschau munter weitertreiben kann.

Es ist ein hartes Brot für Narren und Schmotzigengruppen. Ob die denn künftig selbst für alle Narrenstückle sorgen müssten, fragt der Narrenmeister und klagt über den Gemeinderat. Von solch gewählten Volksvertretern könne man doch verlangen, dass sie Material liefern. Zum Beispiel ein unterirdisches Parkhaus am Friedrichsplatz, für das man sich einen Direktzugang zum "Lido" wünsche. Aber da ist Bechtold wieder beim großen Thema: Nichts. Außer Fasnet. Und für die gibt er seinem Publikum im Narrentag-Jahr 2020 noch gereimte Tipps mit auf den Weg. Bei der Aufzählung der eingefahrenen Verhaltensauffälligkeiten mancher Narrenzunft-Ausschussmitglieder, die man eigentlich auch nicht aufzählen müsste, wird’s dann schon ein bisschen fastnachtlich. Und als die Tagwachkapelle wieder anhebt, die Menge den Narrenmarsch mitsingt und auf dem Münsterplatz die ersten Klepfer üben, rücken die "höchste Feierdäg" schon ganz nahe.