Auch wenn das Tor suggeriert, es sei acht Uhr – es ist erst sechs, aber schon am Dienstagabend. Deshalb spielt die Stadtkapelle den letzten Narrenmarsch. Foto: Schnekenburger

Rottweil steht auf jeden Fall zumindest in diesen Tagen im Zentrum. Wiedersehen und Jubiläum.

Rottweil - Nicht nur, manch sorgfältig gestaltetes Narrenbuch trat am Dienstag unerwartet aufgeweicht den Heimweg an. Und doch war auch die Fasnet 2016 eine schöne. Das kann gar nicht anders ein. Und eine besondere dazu.

Wer auf Rat vom Gschell doch noch den Friseur aufgesucht oder wenigstens die Haare enger anliegend straff gebunden hatte – schade um die Zeit. Kein Sturm sollte in Rottweil die Frisur zerzausen. Und weil, so spricht zumindest die Narrenlogik, die Rottweiler Narren schlauer als die Kollegen Jecken vom Rhein sind, hatten sie den Braten mit der Sturmwarnung schnell gerochen und feste Fasnet gefeiert.

Des einen Freud, des anderen Leid: Weil sie so feste Fasnet feierten und die Rottweiler Fasnet einen unwiderstehlichen Charme hat, hatten die Kollegen in Polizeiuniform viel Dienstzeit ’rumzukriegen, während, so berichtete zumindest ein Narr, die Beamten in Köln und Co. wegen der ausgefallenen Umzüge endlich mal wieder Frau und Kind sehen, und wenigstens im Keller im Kollegenkreis ein bisschen Fastnacht feiern konnten.

In Rottweil ging das bei den vielen wichtigen Leuten, die der Stadt in Hoffnung auf ein Kreuzchen am Wahlsonntag ihre Aufwartung machten, natürlich nicht. Stattdessen sah es in der Schulgasse aus wie beim Mafiatreff. Nein, nicht weil dort der Hintereingang des Schwarzwälder Boten ist, nein, auch nicht, weil das der Haupteingang für den Fasnetsbesen in der Redaktionsstube war, sondern einfach nur, weil dort die Limousinen für die Politprominenz Schlange standen. Und, nein, die Chauffeure waren auch nicht währenddessen im Fasnetsbesen. Den Weg zur Bach-na-Fahrt haben sie anschließend auch gefunden.

Also, alles gut. Und wenn Hubert Holzner, Ex-Stabschef der Stadtkapelle, sich persönlich im zweiten Glied zurückmeldet, zumindest für ein paar Tage, und höchstpersönlich den Narrenmarsch in die Posaune bläst, kann das nur Gutes verheißen.

Dass nicht nur in Rottweil alles gut und der künftige Bürgermeister Christian Ruf als Person gut angekommen ist, sondern zwischen den Partnerstädten beste Stimmung herrscht – und Rottweil, so gesehen ganz beiläufig wieder mal im Zentrum steht, diesmal der Achsen zwischen L’Aquila, Brugg und M 1061, der "Rottweil", also dem Schiff – das konnte man auch spüren. Der OB muss freilich kleine Brötchen backen, wenn er im Juni in Kiel an Bord kommt. Zwar wird er dann eine echte Uniformbluse mit Rangabzeichen, ein Gastgeschenk des Patenschiffs, tragen, die ihn aber halt als Stabsobergefreiten und nicht als Admiral ausweist.

Broß’ Frage, ob beim Entern der "Rottweil" die Befehlsgewalt auf ihn übergehe, wich Korvettenkapitän Stefan Oeggl diplomatisch aus. Aber an Fasnet wird Klartext gesprochen. Also: an dieser Stelle ein klares "Ja", Kapitän zumindest für das vordere Schlauchbootle vorne halbrechts. Und da jetzt die Seefahrt plötzlich so eine große Rolle spielt... Da gab’s mal ein, naja, nennen wir es Lied, von Kaperfahrt und Männern mit Bärten. Gestern trugen gerne auch Frauen uniformierte Bart. Nicht, weil es gerade unheimlich in war, und auch nicht wegen des Lieds, sondern als Hommage an einen anderen Kapitän: Oberordner Manne Stützle, dessen Gesichtsbehaarung nicht nur beachtlich, sondern auch echt ist, feierte 40. Dienstjubiläum. Na dann: Ein leises "Hu-hu-hu!" mit großer Vorfreude auf 2017.