Musikverein Göllsdorf feiert 90-jähriges Bestehen / Guhl: Musizieren ist ein Anker

Von Anja Schmidt

Rottweil-Göllsdorf. Mit einem rundum stimmigen Festwochenende hat der Musikverein Göllsdorf seinen 90. Geburtstag gefeiert. Schon auf dem Festakt gratulierten viele Gäste.

Musik, Musik, Musik. Die Jubiläumsfeier des Musikvereins Göllsdorf bescherte der Gemeinde ein wunderschönes Wochenende. Auf der Dirndlparty sorgten die Musikkapellen aus Neukirch, Zepfenhan und Feckenhausen mit stimmungsvoller Musik für einen grandiosen Abend, und am Sonntag unterhielten der Musikverein Hausen am Tann und die Patenkapelle aus der Altstadt die Gäste vom Frühschoppen bis zum Festausklang mit zünftiger Blasmusik. Den Festakt indes umrahmte der Musikverein Göllsdorf mit seinem kleinsten Ensemble, dem "Kellerblech", das auch mal ohne Anlass Musik vom Dissenhorn herabklingen lässt.

Die Freude an der Musik scheint daher auch nach 90-jährigem Bestehen des Musikvereins Göllsdorf ungebrochen. 40 Musiker spielen in der Kapelle mit, und für den stetigen Nachwuchs sorgt Göllsdorf gemeinsam mit den Musikkapellen aus der Altstadt und Bühlingen.

Obwohl Bürgermeister Werner Guhl die Frage nach der Notwendigkeit eines Musikvereins auf dem Festakt in den Raum stellte, stand sie für ihn außer Frage.

Ein Musikverein stellt für Guhl "den Nährboden" für Freude, Dorfgemeinschaft und ehrenamtliches Engagement dar. Heute wie vor 90 Jahren, als der Musikverein im Gasthaus Krone gegründet wurde. Die virtuelle Welt und das "nur Konsumieren" wäre auf Dauer "nicht befriedigend", sagte Guhl. Und die fortschreitende Globalisierung mache es geradezu notwendig, einen Anker zu suchen. Das gemeinsame Musizieren wäre ein solcher Anker, den der Bürgermeister mit dem Begriff Heimatgefühl assoziierte. Aber Guhl wäre nicht Guhl, wenn nicht noch der Schlenker zum geplanten Neubau der Göllsdorfer Mehrzweckhalle gefolgt wäre: "Der Reichtum einer Dorfgemeinschaft lässt sich nicht an der Größe eines öffentlichen Gebäudes messen."

Ortsvorsteher Wolfgang Dreher betonte, dass der Musikverein aus Göllsdorf "nicht wegzudenken" sei. Er leiste einen wertvollen kulturellen wie gesellschaftlichen Beitrag. Unter den Gratulanten war auch Blasmusikkreisverbandsvorsitzender Ottmar Warmbrunn, der in seiner Rede die Freude an der Musik in den Vordergrund stellte, und Winfried Hetz vom Altstädter Musikverein Frohsinn, mit dem seit der Gründung eine Patenschaft besteht. "Wir haben viel bewegt", sagte die Vorsitzende Barbara Österle. Unbenommen in den vergangenen 90 Jahren, aber auch unter ihrer Regentschaft.

Schmunzelnd erzählte Österle, wie ihr Vater in den 70er-Jahren, damals Ausschussmitglied, ihr und ihrer Schwester verwehrt habe, dem Musikverein beizutreten. Frauen würden nur "alles durcheinander bringen", habe er damals argumentiert. Heute amüsierte das die Gäste köstlich. Von den 40 Musikern sind 18 weiblich und 22 männlich, und der Vorsitz obliegt einer Frau. Von einem ähnlichen Verhältnis berichtete auch Warmbrunn. Dem Kreisverband gehören 7500 Mitglieder an. 45 Prozent davon sind weiblich.