Mit "Darko" ist nicht gut Kirschen essen, wenn er im Einsatz ist. Fotos: Stapel Foto: Stapel

Nase führt zum Fahndungserfolg. Training in ehemaligen französischen Kaserne.

Rottweil - Die Polizeihundestaffel in Rottweil hat Nachwuchs bekommen: einen fünf Monate alten holländischen Herder namens "Fred". Wie sein Alltag aussieht und wie seine erfahrenen Kollegen zupacken können, haben wir uns genauer angesehen.

Auf dem Trainingsplatz des Allgemeinen Deutschen Rottweiler Klubs angekommen sitzt "Fred" um die Ecke und bellt die Hundestatue in der Form eines Rottweilers an. Damit erfüllt er schon wichtige Eigenschaften: Neugier, Mut und ein lautes Bellen. Der Jungspund ist seit Montag Mitglied der Polizeihundestaffel in Rottweil und jetzt offiziell im Dienst. "Es ist sein erstes Training. Wir fangen langsam an, ihn einzugewöhnen", erklärt sein Hundeführer Ruben Volk, der ihn kürzlich in Bayern abgeholt hat. "Fred" wohnt bei seinem Herrchen in Donaueschingen. Das Futter und Tierarztkosten bezahlt die Polizeibehörde. Wird ein Hund im Alter von etwa zehn Jahren "pensioniert", verbringt er seinen Lebensabend in aller Regel bei seiner Familie, die Kosten müssen dann allerdings vom Hundeführer selbst getragen werden.

Für "Fred" beginnt jetzt die Grundausbildung. Die Kommandos Sitz, Platz, Fuß und Rückruf klappen schon gut. Der Jungspund wird zu einem Schutzhund, also in den Sparten Fährte, Unterordnung und Schutzdienst, ausgebildet. Volk schmeißt ein paar Leckerlies auf die Wiese, während ihn Reiner Bergmann, Leiter der Aus- und Fortbildung von Diensthunden des Polizeipräsidiums Konstanz, festhält. "Such", sagt Volk zu "Fred", der direkt versucht, sein Welpenfutter zu erschnuppern. "Er muss lernen, seine Nase zu benutzen, sie ist ein wichtiges Werkzeug." Bergmann fügt hinzu: "Spätestens im Einsatz wird ihn seine Nase zum Erfolg führen."

Gut sozialisiert

Bald muss "Fred" anstatt Futter auch Personen oder Beweismittel aufspüren. Im Rahmen seiner Ausbildung wird er auch flüchtende Täter verfolgen und aufhalten sowie Angriffe auf seinen Hundeführer oder sich selbst abwehren. "Fred" hat zwölf Monate Probezeit, bis dahin wird entschieden, ob er sich als Schutzhund eignet oder nicht. Volk ist überzeugt von seinem Vierbeiner, er sei gesund, ausgeglichen, gut sozialisiert und habe ein hohes Triebverhalten, das seien die wichtigsteten Voraussetzungen. Wenn "Fred" seine Grundausbildung abgeschlossen hat, wird er in der Regel noch auf Rauschgift, Brandmittel oder Sprengstoff spezialisiert.

Ernst und laut wird es in der ehemaligen französischen Kaserne in Villingen-Schwenningen. Hier treffen sich sechs Hundeführer, um mit ihren Muskelpaketen zu trainieren. Sie sind sportlich, wachsam und vor allem haben sie richtig scharfe Zähne. Mit "Mapi" ist nicht gut Kirschen essen – zumindest wenn die belgische Schäferhündin im Einsatz ist. Das Team übt einen gemeldeten Einbruch: "Wir müssen das Gebäude nach dem Täter durchsuchen", erklärt Bergmann und schickt zwei Beamte, die die Täter mimen und sich in einem Raum im ersten Stockwerk des Gebäudes verstecken. Die anderen Hundeführer dürfen das Geschehen beobachten.

"Mapi" darf mit Herrchen Andreas Padberg auf Verbrecherjagd, Kollege Norbert Hekel unterstützt. Padberg hält seine Hündin eng bei sich am Griffhalsband, das sie um den Hals trägt. Gemeinsam durchsuchen sie den langen dunklen Flur, von dem links und rechts viele Räume abgehen. Aber zuerst gilt es sich anzukündigen: "Wir kommen jetzt rein und haben die Erlaubnis, den Hund einzusetzen", schreit Padberg. Er wartet, als keine Reaktion kommt, lässt er seine Hündin von der Leine: "Mapi" schießt los und schnüffelt um die Wette. Padberg öffnet jede Türe und lässt seine Hündin die Räume durchsuchen. Plötzlich bellt "Mapi" und springt gegen die Türe. Das ist das sogenannte "Verbellen", die Hündin warnt ihren Hundeführer, dass jemand im Raum ist. "Mapi" wird angeleint und Padberg schreit: "Kommen Sie raus. Hände hoch und an die Wand stehen." Die vermeintlichen Täter tun genau das und werden von Hekel durchsucht. Damit ist die Übung für die Hündin beendet.

Eine weitere ist die Zugriffsübung. Hier kommt "Darko" von Sandra Lenischenko in Einsatz, ein deutscher Schäferhund. Bergmann steigt hierfür in seinen Schutzanzug und mimt einen Täter, der mit einem Messer auf die Polizisten losgehen soll. Vor der Türe stehen drei Beamte, einer davon bricht die Türe auf: "Messer weg", schreit Padberg drei Mal. Als der Täter weiter auf die Beamten zugeht schreit Lenischenko: "Go, Go, Go" und "Darko", beißt in den Fuß von Bergmann. Sie bringen den Täter zu Boden. "Aus" brüllt Lenischenko und ihr Rüde lässt von Bergmann ab. Während der Übung muss "Darko" an der Leine und dicht an seiner Hundeführerin bleiben.

"Fred" kann sich also auf viel Abwechslung freuen, seinen ersten Einsatz wird er mit etwa zwei Jahren erleben.