Der Glükher-Schantle gehört künftig zu den Exponaten des Landesmuseums. Foto: Albrecht

Dieter E. Albrecht stiftet 90 Jahre alten Schantle. Debatte um Verbleib von Plakette und Brief.

Rottweil - Der Glükher-Schantle, mit dessen Verkauf Dieter E. Albrecht unter den Fasnetsfreunden eine rege Diskussion losgetreten hat, bekommt eine neue Heimat. Das 90 Jahre alte Narrenkleid wird künftig im Landesmuseum Württemberg im Waldenbucher Schloss zu sehen sein.

Eigentlich nimmt das Landesmuseum keine Narrenkleider mehr in seine Ausstellung auf. Für den 90 Jahren alten Schantle von Dieter E. Albrecht machte Museumsleiter Markus Speidel eine Ausnahme. "Es handelt sich um ein herausragendes Stück, sowohl was die Historie, als auch was den Zusammenhang, weshalb es abgegeben wurde, anbelangt", betont Speidel am Telefon. Der ehemalige Rottweiler Schultheiß Edwin Glükher "eine wichtige Rottweiler Person" hatte das Narrenkleid 1928 anfertigen lassen. Dass dieses Kleid nun abgegeben werde, weil sein Besitzer mit dem heutigen Zustand der Fasnet nicht zurecht kommt, sei sehr spannend. "Das ist eine Diskussion über die Inhalte der Fasnet an sich", meint Speidel und spannt den Bogen zur Adelung der schwäbisch-alemannischen Fasnet als Unesco-Weltkulturerbe. Die Abgabe des Schantle, der den Albrechts immerhin in sechster Generation gehörte, sei letztendlich eine Form des Protests, interpretiert Speidel.

Übergabe Anfang 2019

Anfang des Jahres, vermutlich sogar am Dreikönigstag, 6. Januar, soll das Kleidle offiziell im Waldenbucher Schloss an das Museum übergeben werden. Wobei es dort zunächst im Depot verschwindet, weil die Ausstellungsräume umgebaut werden.

Ende gut, alles gut, könnte man meinen – doch die Debatte um den Verkauf des altehrwürdigen Schantle auf der Onlineplattform Ebay Kleinanzeigen hatte ordentlich Wellen geschlagen. Dort hatte Albrecht das gute Stück für ein Startgebot von 15 000 Euro eingestellt, allerdings mit dem Hinweis, das er sich die Gabe ins Museum vorbehält. Selbst der Südwestrundfunk berichtete über den Verkauf und die damit verbundene Debatte, die in teils harscher Kritik an der Entwicklung der Fasnet als solcher und auch an der Narrenzunft mündete.

Debatte um Verbleib von Plakette und Brief

Mit der Narrenzunft befindet sich das Museum übrigens noch im Gespräch, wie Speidel erzählt. Inhalt ist der künftige Verbleib von Brief und Plakette, die den Schantle als "original Rottweiler Narrenkleid" auszeichnen und laut Narrenmeister Christoph Bechtold nicht an Dritte weitergegeben werden darf. Wie die Rechtslage zu bewerten ist, dazu wollte sich die Narrenzunft auf Nachfrage unserer Zeitung nicht äußern. Der Fall sei für sie erledigt, teilte Bechtold mit.

Dem Museum gegenüber signalisiere die Narrenzunft Offenheit, betont Speidel. Letztlich teile er die Ansicht der Zunft, dass ein Kleidle grundsätzlich nicht ins Museum, sondern auf die Straße gehöre. "Allerdings erhalten wir es, damit auch nachfolgende Generationen etwas davon haben."