Die Grünfläche am hinteren Friedhofseingang wird als muslimisches Gräberfeld ausgewiesen. Foto: Otto

Bereich auf Stadtfriedhof wird für Bürger islamischen Glaubens reserviert. Gebühren steigen immens.

Rottweil - Auf dem Rottweiler Stadtfriedhof wird es künftig ein Gräberfeld für muslimische Bestattungen geben. Der Gemeinderat stimmte gestern einem von FFRundPRoFi gestellten Antrag zu. Nichts ändern soll sich allerdings an der Aussegnungshalle: Das dort installierte Kreuz bleibt.

Die damals noch existente Fraktion hatte in ihrem Antrag vom März beklagt, dass das fest installierte Kreuz in der neu gestalteten Kapelle den Angehörigen nichtchristlicher Religionen Schwierigkeiten bereiten könnte. Verwaltung und Stadträte sahen das anders. "Die Kapelle kann gern von Andersgläubigen genutzt werden, aber deshalb dort eine Veränderung vorzunehmen, seh’ ich nicht ein", so Hermann Breucha (FWV). Das Kreuz stand denn auch nicht weiter zur Debatte.

Durchweg positiv standen die Stadträte aber dem Vorschlag zur Einrichtung eines muslimischen Gräberfelds gegenüber. Die Stadtverwaltung schlug dazu das Grabfeld O/2, direkt am hinteren Friedhofseingang an der Hölderstraße vor. Der Bereich wurde bislang nicht als Bestattungsfeld in Anspruch genommen und es sei davon auszugehen, dass er auch künftig nicht genutzt werden muss, erläuterte Michèle van Horenbeeck von der Friedhofsverwaltung. Sie zeigte sich sehr angetan von der Zusammenarbeit mit allen Beteiligten im Vorfeld und hatte umfangreiche Informationen parat. Auf Bildern vom Karlsruher Friedhof zeigte sie den Ablauf einer muslimischen Bestattung, an der nur Männer teilnehmen. Die Beisetzung des Toten erfolgt im Leintuch, ohne Sarg. Die "ewige Ruhe" solle auf dem Stadtfriedhof durch den Erwerb eines Wahlgrabs ermöglicht werden. Hier bestehe die Möglichkeit, das Nutzungsrecht nach 30 Jahren zu verlängern.

Die türkisch-islamische Gemeinde begrüße es, die Aussegnungshalle als Ort für die Trauerfeier nutzen zu können, so van Horenbeeck. Und die katholischen und evangelischen Kirchengemeinden wiederum befürworteten in einem Schreiben ausdrücklich die Einrichtung des neuen Grabfelds. "Bürgern islamischen Glaubens steht es nach unserer Überzeugung zu, ihre Verstorbenen den eigenen religiösen Riten gemäß zu bestatten", heißt es in dem Brief. Man hoffe, dass dieser Schritt zur Integration beitrage.

Auf die Nachfrage von Hermann Breucha, ob auch muslimische Gläubige von außerhalb in Rottweil bestattet werden könnten, verwies Michèle van Horenbeeck auf die "Gleichberechtigung für alle". Auch jetzt könne man schon gegen einen Auswärtigenzuschlag Verstorbene in Rottweil bestatten lassen, die nicht Bürger der Stadt sind.

Gleichberechtigung gelte auch bei den Gebühren, und hier kommt es zu einer deutlichen Steigerung: Die Leistungen für die Graberstellung mussten neu vergeben werden, was Preiserhöhungen um bis zu 106 Prozent ergab. Somit seien die Bestattungsgebühren nicht mehr kostendeckend, informierte Dominic Butz von der Verwaltung. Steigerungen zwischen zehn und satten 81 Prozent bei den Bestattungsgebühren sind die Folge. Der entsprechende Beschluss erfolgte einstimmig. Und auch bei den Grabnutzungsgebühren wird es nach oben gehen. Bürgermeister Werner Guhl kündigte an, dass im Rahmen der Haushaltsplanberatungen neu kalkuliert werden müsse.

Entwarnung konnte Fachbereichsleiter Lothar Huber im Übrigen in Bezug auf die Wege geben, deren "Verbreiterung" für Irritationen gesorgt hatte. Es seien lediglich die Höhen angeglichen worden, die Seitenstreifen würden nun wieder begrünt.