Regina Zehnder und Michael Scheer haben es beruflich mit Äpfeln zu tun – weil dieses Jahr ein gutes für Streuobst ist, mit besonders vielen. Foto: Cools

Gute Saison für Streuobst. Masse nicht gleich Qualität: Großes Angebot drückt die Preise.

Kreis Rottweil - "Wer ungespritzte, handverlesene und keine fauligen Äpfel will, der kommt zu uns", sagt Michael Scheer über seine gepachtete Mosterei Rottler in Zimmern ob Rottweil. Der 42-Jährige weiß: 2014 ist ein gutes Jahr für die Apfelernte aufgrund des warmen Klimas und des milden Winters.

Normalerweise beginnt die Saison für die Mosterei erst im September. Dieses Jahr hat Scheer schon am 30. August angefangen, Saft zu pressen. "Äpfel mögen es sonnig und warm", erklärt er. Laut dem Statistischen Landesamt Baden-Württemberg werden in diesem Jahr über 304 Millionen Kilogramm Äpfel allein im Südwesten erwartet.

Scheer weiß aber auch um die Schattenseiten der reichen Ernte. Zwar sei diese so gut gewesen wie zuletzt vor vier Jahren, doch Masse sei nicht gleich Qualität. Obwohl insgesamt mehr Äpfel an den Bäumen hängen würden, seien viele faulige darunter aufgrund der hohen Feuchtigkeit in dieser Saison. Ein gutes Apfeljahr sei es vor allem für die Mostereien am Bodensee. Diese würden ihre Äpfel spritzen und sie somit vor Schädlingen schützen, im Gegensatz zu der Bio-Mosterei.

Das Unternehmen bietet zwei Dienste an: Entweder der Kunde kommt mit seinen Äpfeln und lässt sie sich zu Saft pressen oder Scheer kauft die Äpfel ab und verkauft den Saft in Tetra Paks der Größe drei bis zehn Liter. Seine Kundschaft ist großflächig verteilt – von Tuttlingen, über Fischbach, Schwenningen bis Rottweil. Die Äpfel stammen von Streuobstwiesen in den Gärten der Kunden. Scheer verkauft den Saft an Privatpersonen und rechnet jetzt schon mit mehr Abnehmern als im vergangenen Jahr. "Letztes Jahr hatten wir keinen richtigen Sommer. Das hat der Ernte nicht gut getan." Was für die Mosterei gewinnbringend ist, ist für den Apfelvertrieb zum Haareraufen. Das große Angebot an Äpfeln führt zu einem Preisverfall auf 3,50 Euro für 100 Kilogramm.

Regina Zehnder, "Frau für alles" in der BayWa Rottweil, erklärt: "Im vergangenen Jahr hat man noch neun bis elf Euro für 100 Kilogramm bezahlt." Die 43-Jährige kann bisher keine größere Nachfrage verzeichnen. Im Gegenteil – obwohl es ein gutes Apfeljahr ist, seien bisher täglich nur höchstens 30 Leute zur Apfelanlieferung gekommen. In guten Zeiten seien es manchmal bis zu 80 Kunden gewesen. "Es kommen mehr Kunden als letztes Jahr, aber das war auch ein schlechtes Apfeljahr", sagt Zehnder.

Die BayWa Rottweil bezieht die Äpfel für ihren Saft vor allem von Privatpersonen aus dem Kreis Rottweil, aber auch Niedereschach und Königsfeld. Ein weiterer Faktor, der dafür sorgt, dass es mehr Angebot als Nachfrage gibt, ist das Importverbot von Obst in Russland. Dadurch fällt ein wichtiger Abnehmer für den deutschen Apfelmarkt weg. Die reiche Ernte mag folglich zwar gut für Eigenkonsumenten sein, doch problematisch für die Wirtschaft.