Der rote Kreis markiert die gefährliche Position eines Mannes. Foto: Lorenz

Unbekannter sorgt mit Aktion für Aufregung. Mit Oberleitungen ist nicht zu spaßen.

Rottweil - Am Sonntag fotografiert ein Fahrdienstleiter einen Mann, der sich im Neckartal am Bahngleis, unweit der Oberleitung, aufhält. Beschäftigte der Bahn sind schockiert, denn dieser Leichtsinn kann weitreichende Konsequenzen haben, wie sie schildern.

"Das sind keine Trainspotter das sind Idioten", kommentiert Frank Wintermantel das auf der Facebook-Seite "Störungen im Bahnverkehr" veröffentlichte Bild eines Mannes, der sich im Neckartal kurz vor einem Tunnel gefährlich nahe an der Oberleitung befindet. Durch solche Aktionen sieht er sein Hobby – das Fotografieren von vorbeifahrenden Zügen – im falschen Licht dargestellt.

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt er, was das "Trainspotting" für ihn ausmacht: "Das Trainspotting ist aus meiner Sicht mit dem Fischen vergleichbar. Du sitzt manchmal stundenlang da und es passiert gar nichts oder es kommt ein Zug nach dem anderen. Das Schöne an dem Hobby ist, dass du oft nicht weißt, was dir vor die Linse rollt. Ein echter Trainspotter würde sich für ein Foto niemals in Lebensgefahr bringen." Es gebe aber leider viel zu viele Möchtegern-Fotografen, die auf Bahnanlagen rumturnen, schildert Wintermantel.

"Das war schon heftig", beschreibt ein Lokführer der DB Regio den Vorfall gegenüber unserer Zeitung. Viele unterschätzten wohl die Gefahr von Oberleitungen und Bahngleisen, vermutet er und mahnt gleichzeitig eindringlich: "Da bringt man sein eigenes Leben in Gefahr. Mit Oberleitungen ist nicht zu spaßen."

Selbst habe er glücklicherweise noch nicht erlebt, dass eine Person akut gerfährdet war. Dennoch seien Leute an oder gar in den Gleisen immer auch ein Schock für einen Lokführer. Denn: In Sekundenbruchteilen müssen er und seine Berufskollegen entscheiden, wie sie reagieren. Besteht eine akute Gefahr oder nicht? Wenn ja, dann müsse er eine Schnellbremsung einleiten, begleitet von einem Warnpfiff und sanden sowie einer Meldung an den Fahrdienstleiter, erklärt er.

Eine weitere Frage, die er sich in einer solchen Situation stellen muss: Könnte das Nachbargleis und ein eventuell entgegenkommender Zug ebenfalls betroffen sein? Dann müsse er einen Nothaltauftrag erteilen. Der Fahrdienstleiter bekommt das mit und ergreift Sofortmaßnahmen. Die Konsequenz daraus? Die Strecke könnte mehrere Stunden gesperrt werden, was wiederum Auswirkungen auf den gesamten Fahrplan hat.

Leute haben weniger Respekt vor Gleisen

Eines hat er festgestellt: "Man kann definitiv sagen, dass die Leute immer weniger Respekt vor den Gleisen haben." Konkret nennt er das Beispiel, dass Fahrgäste unbefugt die Gleise überqueren oder gar über die Abzäunungen klettern, um ihren Zug noch zu erreichen. "Was die Leute oftmals unterschätzen", sagt er, sei, dass diese Aktivitäten auch ins Auge gehen und tödlich enden könnten.

Eines stellt der Lokführer klar: "Sicherheit steht immer an erster Stelle. Es geht schließlich um Menschenleben." So äußert sich auch eine Bahnsprecherin auf unsere Anfrage: "Sicherheit ist für die Deutsche Bahn das oberste Gebot – gemeinsam mit der Bundespolizei und anderen Partnern engagieren wir uns seit Jahren, um Unfälle zu vermeiden." Ein Beispiel sei die Kurzfilm-Reihe "Wir wollen, dass Du sicher ankommst", mit der auf Gefahren und Verhaltensregeln in Bahnhöfen, an Gleisanlagen und Oberleitungen aufmerksam gemacht wird.

Mit welchen Konsequenzen müsste der Unbekannte rechnen? Dieter Hutt, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Offenburg, betont, dass hier nicht die Bestrafung im Vordergrund liege. Vielmehr würde ein eindringliches Gespräch mit der Person geführt werden. In diesem Fall würde ein Verwarngeld in Höhe von 25 Euro auf den Mann warten. Der Grund: Unbefugtes Betreten von Bahnanlagen. Laut Angaben des Polizeipräsidiums Tuttlingen sei dieser Vorfall in Rottweil allerdings als außergewöhnlich einzustufen.