Hermann Breucha hat seinen Malerbetrieb an Bedri Lokaj übergeben. Foto: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Regionale Wirtschaft: Hermann Breucha übergibt seinen Malerbetrieb in jüngere Hände / Ein Rückblick

"Langweilig ist es mir nie geworden", erzählt Hermann Breucha, während er so manche Erinnerung aus seinem mehr als 50-jährigen Berufsleben aufleben lässt. Ab jetzt möchte Hermann Breucha beruflich kürzer treten. Den Malerbetrieb hat Bedri Lokaj übernommen.

Rottweil. Breucha führte den Familienbetrieb, den sein Großvater um die Jahrhundertwende in der Lindenstraße gegründet hat, in dritter Generation. Er hat das Unternehmen 1979 von seinem Vater Gustav übernommen.

Unzählige Gebäude tragen seine Handschrift. Mit dem Malerhandwerk ist Hermann Breucha groß geworden. "Ich war von klein auf in der Werkstatt und habe hier so manches gelernt", erzählt er. 1960 hatte seine Mutter einen Farbenladen eröffnet, der gleich neben der Wohnung untergebracht war, und in dem es neben Farben und Tapeten auch Wasch- und Putzmittel sowie Bürsten und Kämme gab. "Hier durfte ich als kleiner Junge schon helfen", erinnert er sich. Gern hielt er sich in der Werkstatt auf.

Er erinnert sich noch an Maler Unterkofler, der ihm vieles beigebracht habe. Schon als Kind habe er gelernt, Farben zu mischen. "Aber der Unterkofler mochte gar nicht, wenn wir Kinder" – Hermann Breucha ist mit drei Schwestern aufgewachsen – "in den Ferien im Hof Ball gespielt haben und auf frisch lackierte Fensterläden oder dergleichen geschossen haben", erzählt er. Als Kinder seien sie immer mittendrin gewesen. "Das Geschäft war von morgens früh bis abends spät Familienalltag", erinnert er sich.

Nach der Mittleren Reife hat er eine Lehre im elterlichen Betrieb absolviert und im Anschluss die Meisterschule in Stuttgart besucht. Da er die Lehre als Innungsbester abgeschlossen hatte, durfte er sofort nach der Lehre die Meisterschule besuchen, ansonsten hätte er, wie damals üblich, vier Gesellenjahre abwarten müssen.

Zurück in den elterlichen Betrieb wollte Hermann Breucha allerdings zunächst noch nicht. Er begann ein Ingenieurstudium an der Fachhochschule für Druck im Fachbereich Farbe/Chemie, das er als Diplom-Ingenieur abschloss. Sein Praxissemester absolvierte er 1976 in Frankfurt bei der Firma Peiniger, bei der er zunächst blieb.

Da er sich in seiner Diplomarbeit mit dem Beschichtungswesen und neuen Technologien beschäftigt hatte, war er auf diesem Gebiet gefragt und bekam von seinem damaligen Unternehmen spannende Aufgaben. Einige Jahre verbrachte er so im Norden in Salzgitter, Hannover und Berlin, bevor er nach Rottweil zurückkehrte und in den elterlichen Betrieb einstieg.

"Mein Vater war damals 63 Jahre alt, hatte keinen Nachfolger und überlegte, den Betrieb aufzugeben", erinnert sich Hermann Breucha. Zwei Gesellen hatte sein Vater zuletzt noch gehabt. Das reichte Hermann Breucha bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus. Er stellte Personal ein und bildete viele junge Leute im Maler- und Lackiererhandwerk aus. Der Betrieb wuchs stetig und so wurde 1980 eine Werkstatt angebaut. Doch schnell kam man erneut räumlich an die Grenzen, Erweiterungsmöglichkeiten gab es in der Mittelstadtstraße nicht mehr.

Hermann Breucha sah sich nach neuen Räumlichkeiten um und mietete schließlich von der Stadt das ehemalige WLZ-Gelände in der Heerstraße, in dem der Betrieb bis heute untergebracht ist.

Viele spannende Aufträge habe er im Laufe der Jahre erhalten. Ein schöner Auftrag sei es gewesen, das Alte Rathaus zu restaurieren. "Die alte Bausubstanz der historischen Innenstadt zu erhalten, lag mir immer besonders am Herzen", betont er. Hier habe man immer zeigen können, "was unser Handwerk kann". Die Betonsanierung der Auferstehung-Christi-Kirche sei ebenfalls eine große Maßnahme gewesen. Die Betonsanierung nahm Breucha damals als Tätigkeitsschwerpunkt auf und erhielt für die Entwicklung von Betonnachbehandlungssystemen einen zweiten Innovationspreis der Kreissparkasse Rottweil.

Auch künstlerisch hat sich Hermann Breucha immer eingebracht. "Das hat mir immer schon Spaß gemacht", gibt er zu. Und so hat er auch so manche Larve selbst gefasst. Nun hat er in Bedri Lokaj einen Nachfolger gefunden, der den Malerbetrieb Breucha in seinem Sinne weiterführen will und auch alle Mitarbeiter übernommen hat. Und dass es mit großen Schritten in die Zukunft geht, zeigt der Neubau im Gewerbegebiet Inkom in Zimmern. Bis Ende des Jahres soll das neue Firmendomizil bezugsfertig sein. Hermann Breucha wird dem Betrieb noch zwei Jahre mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ende Juli wird Hermann Breucha 66 Jahre alt.