Auch das gehört zum Amateurfunken: Vorsitzender Tobias Pötzsch mit einem der selbst gebauten Roboter. Foto: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

DARC: Funkamateure sehen Kommunikationsversorgung im Notfall kritisch / Keine Zuschüsse

Hinter einer roten Tür verbirgt sich im Moker-Industriepark jede Menge Technik. Sie gehört dem Deutschen Amateur-Radio-Club, Ortsverein Rottweil, der vom dritten Stock aus in die ganze Welt kommuniziert.

Kreis Rottweil. Ein Sturm tobt. Die Natur lässt ihrer Gewalt freien Lauf, reißt Strommasten aus der Erde, lässt Bäume auf Umspannanlagen krachen. Der Strom fällt aus und legt die ganze Stadt lahm. Nichts geht mehr – da findet die Familie das alte Funkgerät des Großvaters im Keller. Ihre einzige Möglichkeit, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen. Die Geschichte ist zugegeben erfunden – weit hergeholt ist sie jedoch nicht, denn den Funkern des Deutschen Amateur-Radio-Clubs geht es genau um diese Aufrechterhaltung der Kommunikation im Notfall.

"Mit der Leistung einer Taschenlampe um die Welt", fasst Vorsitzender Tobias Pötzsch zusammen, was Amateurfunker zustande bringen. Der junge Mann ist gerade einmal 22 Jahre alt. Seit 2009 ist er bei den Funkern aktiv und opferte damals seine Osterferien, um für seine Funkerlizenz zu lernen. Was er seither bei den Funkern gelernt hat, kann er anderen Jugendlichen nur empfehlen. "Hobbyfunken bedeutet mehr, als nur ein paar Nummern zu wählen", sagt Pötzsch im Gespräch. Wer das Funken beherrsche, komme mit Leuten in der ganzen Welt in Kontakt, baue und modifiziere seine Geräte selbst. Dabei reiche das Tätigkeitsfeld vom Morsen bis zur Hochleistungsdatenübertragung – auch visuell.

Sein Vize Kurt Ruf ist Funker durch und durch. "Ich kann mir kein besseres Hobby vorstellen", sagt er. Noch mehr aber brennt Ruf für das technische Know-how, das mit dem Funken einhergeht und in dem der Verein eine gesellschaftspolitische Verantwortung sieht. "Bei Notfällen sind es meist die Funkamateure, die das Signal nach außen tragen", betont der Vorsitzende. Er nennt Beispiele wie das Lawinenunglück in Galtür 1999 oder das Erdbeben auf Tahiti 2010. Im Nachbarkreis habe es in Trossingen nach einem größeren Stromausfall in Tuttlingen einen Arbeitskreis gegeben, der sich mit dieser Problematik auseinandergesetzt habe. "Hier müssen wir auch in Rottweil ansetzen", sagt Ruf. Er weist darauf hin, dass die Gesellschaft sich zwar zunehmend technisiere. Die wenigsten aber wüssten, wie die Technik, die sie nutzen, funktioniert. "Im Normalbetrieb erleichtert die Technik die Arbeit. Aber im Ernstfall verschlimmert sie die Situation." Beispiele gibt es zuhauf: elektrische Eingangstüren, W-Lan Router, das Smartphone gesteuerte Zuhause. Ist der Strom weg, bricht das elektronische System zusammen. Und dann ist man wieder beim Funk: "Selbst, wenn alle Kommunikationsmittel versagen: Das Funken geht noch", sagt Ruf. Die Politik ließe den Bürger über dieses im Notfall labile technische System bewusst in Unwissenheit. "Druck in diese Richtung geht nur über einen starken Dachverband und eine große Mitgliederzahl", gibt Ruf zu bedenken. Dabei sei der Rottweiler Ortsverein mit seinen etwa 60 Mitgliedern, darunter acht Frauen, noch gut aufgestellt. Im Jugendbereich betreut der Verein vier Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren. Dabei weiß Ruf, dass schon die Kleinsten mit Begeisterung an den Knöpfen drehen. "Leider haben nur wenige Kinder Zugang zu solchen technischen Lösungen. Die Schulen sind in dem Bereich nicht besonders gut aufgestellt", stellt Ruf fest, der selbst aus der Elektronikbranche kommt. Auf der anderen Seite seien Kooperationen recht schwer auf die Beine zu stellen.

Und dann gibt es da noch die Sache mit der Finanzierung. "Wir tragen uns komplett selbst", sagt Pötzsch. Der Verein betreibt neben den Räumen im Mokerareal noch eine Funker-Hütte auf dem Klippeneck. Zuschüsse über die Vereinsförderung von seiten der Stadt Rottweil gebe es nicht, und das "obwohl wir eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe wahrnehmen", betont Ruf.

Alle zwei Wochen bietet der DARC Rottweil in seinen Räumen Elektronik-Basteln für Kinder an. "Laut wird es wieder, wenn wir den Schubladenwächter bauen", erklärt Thomas Weller, der die Schaltungen vorbereitet hat. Unter Anleitung lernen die Kinder elektronische Bauteile kennen, Löten und verstehen nach und nach die Zusammenhänge bei Strom und Spannung. Unterstützt wird das Projekt von Firmen wie der Energieversorgung Rottweil (ENRW), die Lötkolben gesponsert haben, und K.R. Pfiffner GmbH, die Multimeter beigesteuert haben. Die Materialkosten betragen pro Bastelabend vier Euro. Von 18 bis 20 Uhr wird dann daraus eine Schaltung gelötet. Der Schwierigkeitsgrad steigt dabei stetig an. "Kinder lernen aber sehr schnell", erläutert Kurt Ruf, Vorstandsmitglied und ebenfalls als Jugendleiter tätig. Das Angebot beginnt bei Elektronik-Schaltungen und deckt über vier Jahre auch Mikrocontroller-Programmierung und Kleinstcomputer ab. Als Abschluss ist ein autonomer Roboter vorgesehen.

 Weitere Informationen auf der Webseite www.roboter-basteln.de.