22 Stadträte können sich den Testturm am neuen Standort Berner Feld vorstellen, nur vier sind dagegen. Foto: Otto

Gemeinderat Rottweil gibt grünes Licht für Planungen am neuen Standort. FFRundPRoFi dagegen.

Rottweil - Für die Mehrheit der Stadträte war es gestern Abend eine klare Angelegenheit: Der neue Standort für den geplanten ThyssenKrupp-Turm ändert an der Sache nichts. Die Stadtverwaltung soll das Planverfahren vorantreiben – diesmal eben nicht fürs Neckartal, sondern fürs Berner Feld.

Es war ein bisschen, als hätte man einen Film wieder von vorn abgespult: Oberbürgermeister Ralf Broß bittet um Zustimmung, das förmliche Verfahren für den Bau des 235 Meter hohen Aufzugstestturms von ThyssenKrupp Elevator vorbereiten zu können und betont, dass es "heute nicht um ein Ja oder Nein zum Turmbau generell" geht. CDU, Freie Wähler, FDP und SPD sprechen sich für das ihrer Ansicht nach zukunftsweisende Projekt aus und die Fraktion FFRundPRoFI beklagt mangelnde Transparenz, sieht ungeklärte Fragen und befürchtet "Schwierigkeiten". Auch Turm-Gegnerin Ute Bott spielt wieder mit und mahnt, aus den "gravierenden Fehlern der Vergangenheit" zu lernen und diesmal auf sachkundige Bürger zu hören. Auch gestern ging der Film letztlich zugunsten des Turms aus: Für den Standort Berner Feld gab es 22 Jastimmen, FFRundPRoFi hielt mit vier Neinstimmen dagegen. Nachdem das Neckartal wegen des schlechten Baugrunds als Standort ausgeschieden ist, kommt das Planungsprozedere nun also erneut ins Rollen.

Zwar ging es bei dem Beschluss "nur" um die Vorbereitung des Planverfahrens, "doch natürlich wird mit diesem Grundsatzbeschluss Interesse bekundet, den Turm auch zu realisieren", machte der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Walter Stegmann, deutlich. Nach dem Standortwechsel, der zugegebenermaßen "verblüfft" habe, gehe es nun darum, das Verfahren endlich anzuschieben und das Projekt umzusetzen. "An der Sache selbst ändert sich nichts", bekräftigte Stegmann. Und der Kritik während der Neckartal-Debatte, dass ein Turm eigentlich auf die Höhe gehört, sei nun ja entsprochen worden.

Insgesamt sei der Standort "weniger sensibel" als der im Neckartal, so Claudia Wankmüller von der FDP-Fraktion. Und auch die CDU sieht den neuen Standort Berner Feld in Sachen Logistik und Verkehrsanbindung als "deutlich günstiger" an, erklärte Fraktionssprecher Günter Posselt. Die Höhenlage rücke den Turm nun aber noch stärker ins Blickfeld, weshalb man auf die Architektur besonderes Augenmerk haben müsse. Die Kritik an der bisherigen Verfahrensweise von ThyssenKrupp und Stadtverwaltung sei unberechtigt, so Posselt. Beide seien "transparent und zeitlich korrekt" vorgegangen. Er danke ThyssenKrupp Elevator außerdem für die "Zusage zur Besucherplattform", meinte Posselt in Richtung der Zuschauerreihen, wo Europachef Alexander Keller und Johannes Bergmann, Leiter Grundstücksentwicklung, die Sitzung verfolgten.

Diese Zusage jedoch reicht der SPD nicht. Man stimme dem neuen Anlauf unter der Voraussetzung zu, so Fraktionssprecher Arved Sassnick, dass schriftlich im Vertrag mit dem Unternehmen die öffentliche Zugänglichkeit der Besucherplattform festgelegt ist. "Und zwar nicht nur für ein paar Stunden im Jahr, sondern dauernd."

Oberbürgermeister Broß will dies im Durchführungsvertrag festzurren, doch dafür sei "jetzt noch nicht der Zeitpunkt". Und da war sie wieder, die Krux mit der Reihenfolge. Denn warum die 84 Fragen der Turm-Kritiker, die dem OB seit Langem vorliegen, auch vor diesem neuerlichen Grundsatzbeschluss nicht beantwortet wurden und warum eine ordentliche Visualisierung des Großprojekts erst für die nächste Bürgerversammlung vorliegen soll, das leuchtet sogar Turm-Befürwortern der ersten Stunde wie Jörg Stauss (Freie Wähler) nicht ganz ein. "Korrekte Simulationen hätten früher auf den Tisch gehört. Jeder Bauherr macht sowas, das ist heutzutage kein Hexenwerk", bemängelte Stauss.

Nun soll es sie also zur Bürgerversammlung geben, die auf Montag, 14. Oktober, terminiert wurde. Der Vorschlag von Heide Friederichs, den Turm-Gegnern innerhalb des Bürgerforums ein Extra-Forum zu geben, sorgte jedoch für Tumult am Ratstisch. Gleiches Recht für alle Bürger, so der Konter aus den anderen Fraktionen. "Wenn das zur Abstimmung kommt, geh’ ich raus", ereiferte sich Walter Stegmann. So weit kam es nicht. Heide Friederichs zog den Antrag zurück.

Doch schon am Wochenende wird es wieder spannend: ThyssenKrupp lässt einen Riesen-Ballon auf dem Berner Feld steigen – auf 235 Meter Höhe.