Ein Schramberger Notarzt quittiert seinen Dienst als einer von sieben Leitenden Notärzten im Landkreis. Damit reagiert er auf den Beschluss zum Schramberger Klinikaus. Foto: Archiv

Klinikenentscheidung: Empörung und Wut in Schramberg. Landrat Michel in der Schusslinie.

Kreis Rottweil - Das Nachbeben hält an. Nach der Klinikenentscheidung mit dem drohenden Aus für Schramberg tritt der Leitende Notarzt in Schramberg zurück. Derweil gerät der Helios-Konzern in die Schlagzeilen.

Die Erosionserscheinungen nach der Entscheidung des Kreistags von vor über einer Woche nehmen zu. Heiko Gertsch hat Landrat Wolf-Rüdiger Michel gegenüber seinen Rücktritt als Leitender Notarzt im Landkreis Rottweil erklärt. Seine Funktion als ärztlicher Leiter und Notarzt der Schramberger Notarztgruppe sei so lange nicht betroffen, wie ein funktionierendes Krankenhaus am Notarztstandort Schramberg seine Pforten für Notfälle offen halte, sagt er.

Als Gründe nennt Gertsch die Entscheidung zur Schließung des Krankenhauses Schramberg, die trotz vorliegender Alternativen von Landrat Wolf-Rüdiger Michel "maßgeblich gesteuert und betrieben" worden sei. Dies sei der vorläufige Höhepunkt strukturpolitischer Entscheidungen zum Wohle der Stadt Rottweil und zu Lasten des Raumes Schramberg.

Die Entscheidung hält Gertsch nicht nur medizinisch für nicht verantwortbar. Gertsch äußert, er wolle sich für den Landkreis mit einer durch den Landrat geprägten Geisteshaltung nicht weiter engagieren.

Gertsch gehörte einer Gruppe von zuletzt sieben erfahrenen und besonders fortgebildeten Notärzten an, die vom Landrat zum Leitenden Notarzt bestellt worden waren.

Indes gerät der Helios-Konzern, der das Krankenhaus in Rottweil weiterführen, das in Schramberg indes schließen will, in die Schlagzeilen. Am Reha-Standort im südwestfälischen Bad Berleburg drohen 138 Mitarbeiter ihren Job zu verlieren. Fünf Jahre habe man alles versucht, um die Situation der Klinik zu verbessern. Doch man könne keine wirtschaftliche Perspektive für die Herz-Kreislauf-Klinik entwickeln, teilt der Konzern mit. Jetzt droht die Schließung.

Von Warnstreiks betroffen sind Helios-Klinik-Standorte in Baden-Württemberg. Rund 100 Beschäftigte legten gestern in Breisach und Titisee-Neustadt die Arbeit nieder, heute soll dasselbe in Müllheim geschehen. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will so bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Löhne erreichen. Verdi verweist auf Gewinne von 15 Prozent bei Helios.

Der CDU-Stadtverband Schramberg wendet sich in einem Schreiben an Ministerpräsident Stefan Mappus. Darin sprechen sie Landrat Michel das Misstrauen aus.

Darüber hinaus bemängeln sie das Bieterverfahren ("in höchstem Maße intransparent") und bezeichnen den Kreistagsbeschluss vom 28. Februar und infolgedessen den Arbeitsplatzverlust von 350 Menschen als "Akt der Kälte und mit unseren Werten nicht vereinbar".