Publikum begeistert vom Auftritt in der ausverkauften Stallhalle. Louisan will wiederkommen.
Rottweil - Ein paar Piano- und Gitarrentöne, sie betritt die Bühne – und ist da: Annett Louisan, ein kleines Persönchen, das es faustdick hinter den Ohren hat.
"Ich bin ja gar nicht die Kleinste", sagt sie und begrüßt die Kinder, die sich direkt vor der Bühne auf den Boden gesetzt haben. Auch die sind schließlich ihr Publikum. Und die anderen? "Mensch, das erste Mal in Rottweil, und schon so viele Leute da", schwärmt sie, die den Altersschnitt der Jazzfest-Besucher zwar nicht dramatisch senkte, doch mal locker Musikfans aus dreieinhalb Generationen angesprochen hat. Nicht, dass die Jüngsten die Texte verstanden hätten, doch ein kleines Wortspiel fällt auch für sie ab. Überhaupt gefällt Annett Louisan mit ihren Texten, die so gar nicht zu dem koketten Mädchenauftritt passen wollen.
Die Sängerin, von der nicht nur die Stimme in der Halle präsent ist, sondern die am Samstag auch den direkten Draht zu ihren Besuchern mittels "Gegenbesuch" fand, zeigt sich als Chansonnette, die spannend zu erzählen weiß und auch jenen, die einfach nur Unterhaltung wollen, genau das bieten kann – ohne zu fordern und musikalisch erstaunlich offen.
Am Vorabend gab es gleich zwei vollwertige Konzerte im Stall, Musik satt also. Zunächst mit Lisa Doby. Die schien nach verhaltenem Anfang Gefallen an dem Rottweiler Auftritt zu finden, agierte freier, frecher und kraftvoller und erntete nach eineinhalb Stunden großen Applaus.
Dann traten die Altmeister auf die Bühne, Albie Donnelly und seine "Supercharge", mehr als 20 Jahre nach ihrer Jazzfest-Premiere zwar nicht mehr ganz so spektakulär wie seinerzeit mit Harley-Bike, doch musikalisch nach wie vor druckvoll unterwegs. Supercharge zelebrierten ihren nach wie vor packenden Mix aus Soul, Blues und rotzigem Rock'n'Roll mit scharf blitzenden Bläsersets, astreinen Gitarrero-Einlagen und das alles in einem markigen Gerüst aus Röhrensounds. Da war Party angesagt, der große "Feier"-Abend beim Jazzfest 2012.