Was nach Auslaufen des Omira-Vertrags mit den Molkereien im Kreis passiert, steht in den Sternen. Foto: © ronstik – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Der Kreisbauernverband blickt zufrieden auf die bisherige Ernte – aber besorgt in die Zukunft

Wie geht es den Landwirten im Kreis Rottweil in einigen Jahren? Momentan insgesamt zufriedenstellende Ernten und gute Schweinefleisch-Absatzmengen stimmen optimistisch, aber Borkenkäfer, Düngeverordnung und Co. trüben die Aussichten.

Kreis Rottweil. Größtenteils zufrieden ist der Kreisbauernverband (KBV) mit der Situation in den Ställen und mit der bisherigen Ernte – auch wenn diese in manchen Bereichen besser ausgefallen ist als in anderen. "Ganz leicht unterdurchschnittlich" sind die Erträge laut KBV-Kreisvorsitzendem Manfred Haas, der aber eine insgesamt positive Bilanz zieht. Beim Blick in die Zukunft bleiben aber einige Fragezeichen – vor allem, weil auch die nationale und internationale Politik nicht spurlos an den Landwirten im Kreis vorbeigeht.

Auf Feld und Wiese

In Bezug auf das Heu konnten sich die Landwirte im Kreis über gute Erträge freuen, die Ausbeute bei den weiteren Grasschnitten schwanke – genauso wie beim Raps – in Abhängigkeit vom Gebiet. "Mancherorts fehlen uns einfach einige Wochen, in denen es zu trocken war", erklärt Eugen Haberer, stellvertretender KBV-Kreisvorsitzender. Die Maisbestände sehen laut Haas "nicht schlecht" aus, mit einem so hohen Ertrag wie im vergangenen Jahr rechnet er aber nicht.

Beim Streuobst erwartet Haas eine mittelmäßige Ernte – "die Eisheiligen lassen grüßen". Und auch für die Zukunft sagt Haas hier keine leichte Entwicklung voraus: Die meisten Streuobstwiesen seien mittlerweile etwa 80 Jahre alt und stünden damit kurz vor der Überalterung. Damit seien in Zukunft geringere Erträge zu erwarten – eine Entwicklung, die sich nicht einfach durch Neupflanzungen beheben lasse: "Bis die Bäume, die man jetzt pflanzt, soweit sind, vergehen Jahre."

Im Stall

Am Milchmarkt sei die Situation angespannt, aber alles in allem nicht so schlimm wie sie schon war – zumindest momentan noch. In gut acht Jahren laufe aber der Zehn-Jahres-Vertrag mit Omira aus, "und danach weiß niemand nichts", gibt Haas zu bedenken. Es bleibe nur zu hoffen, dass auch kleinere Molkereien in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben: "Schlimm wär’s, wenn am Ende nur noch die Großen überleben."

Gut sieht es seit etwa drei bis vier Monaten im Veredelungsbereich aus: Durch die Schweinepest in China "kaufen die gerade alles leer, was da ist". Dadurch können deutsche Betriebe ihr Fleisch leicht verkaufen. Bei all dem Positiven gibt Haas aber auch zu bedenken, dass die momentane Situation an einem seidenen Faden hänge. Es sei nicht auszuschließen, dass die afrikanische Schweinepest schon in naher Zukunft durch menschliches Fehlverhalten – "durch Vorsatz, Leichtsinn oder Dummheit" – nach Deutschland komme.

Für viele deutsche Landwirte könnte das fatal sein – zumal die negativen Entwicklungen der vergangenen fünf Jahre, in denen "ein nicht unerheblicher Teil der Schweinehaltung" aufgegeben wurde, laut Haas noch lange nicht aufgeholt wurden. Er spricht von einem "Strukturbruch", der zur Folge hatte, dass im Kreis heute teilweise Ställe, die auf dem neusten technischen Stand und noch nicht einmal abbbezahlt seien, leer stünden. "Und die Stalltüren, die zu sind, bleiben auch zu."

Das Sorgenkind Wald

Beim Blick in den Wald graut es dem stellvertretenden KBV-Vorsitzenden Haberer. Denn im Wald, dem "Sorgenkind Nummer eins", fehle etwas ganz Entscheidendes: Wasser. Die langen Trockenphasen wurden in diesem – und auch schon im Vorjahr – meist nur von kurzen Regengüssen unterbrochen, die dem Wald laut Haberer relativ wenig nutzen. Bei den Wurzeln der Bäume komme das Regenwasser bei solch kurzen Regenphasen nämlich gar nicht an. Dort, in einigen Metern Tiefe, sei der Boden noch immer pulvertrocken.

Die Folge: Bäume vertrocknen, gehen kaputt, können nicht mehr genug Harz herstellen – "und der Käfer hat leichtes Spiel". Für diejenigen, die den Wald bewirtschaften, ist das gleich doppelt nachteilig: Zum einen sind die Holzpreise durch die Unmengen an Käferholz laut Haberer "im freien Fall", zum anderen müsse man durch den Schädlingsbefall auch Holz schlagen, das man normalerweise noch stehen lassen würde.

"Der Kampf gegen den Käfer ist ein Wettlauf mit der Zeit", denn je länger man warte, desto mehr breite sich der Schädling aus. Man habe jetzt gerade mit erheblichen Mengen an Käferholz zu kämpfen – und somit brauche man auch möglichst schnell eine Lösung. Die Suche nach alternativen Baumarten, die mit der Trockenheit besser zurecht kommen, könne nur zusätzlich als langfristiger Lösungsversuch angesehen werden. Im Moment helfe ihm diese Forschung kaum weiter.

Was die Zukunft bringt

Großes Potential misst KBV-Vorsitzender Haas in Zukunft dem Soja-Anbau bei. Im Norden des Landkreises werde dieser bereits betrieben, im Süden hingegen sei dies wegen der Höhenlage noch keine Option. "Aber die Entwicklung wird sicherlich in diese Richtung gehen", ist Haas überzeugt.

Sorgen machen dem KBV einige Entwicklungen am Weltmarkt – zum Beispiel das Freihandelsabkommen Mercosur, das es südamerikanischen Staaten ermöglichen soll, jährlich rund 100 000 Tonnen Rindfleisch zollfrei in die EU zu importieren. Das klingt nach weit entfernter Weltpolitik, doch laut Haas trügt der Schein: "Das wird Auswirkungen bis ins kleinste Schwarzwalddorf haben." Und teilweise seien diese Auswirkungen auch schon spürbar. So sei ein schwarzbuntes Bullenkalb durchaus mit "Sondermüll" zu vergleichen: "Da muss man froh sein, wenn man es überhaupt los bekommt", weiß Haas.

Er befürchtet vor allem, dass das günstige südamerikanische Fleisch dazu führe, dass die Nachfrage nach dem im Vergleich teureren Fleisch aus der Region abnimmt. Seiner Meinung nach entscheiden die Konsumenten vor allem nach dem Preis; woher das Fleisch komme, sei zweitrangig: "Wenn zwei Stücke Fleisch nebeneinander liegen, dann wird halt das günstigere gekauft – das ist die Realität."

Auch die neue Düngemittelverordnung trübt die Stimmung beim KBV. Für große Landwirtschaftsbetriebe sei diese umsetzbar, meint Haas, aber bei kleinen und mittleren Betrieben sehe das schon anders aus. Zusätzlich rechnet Haberer wegen der Topografie im Kreis – viele Felder liegen an Hängen – mit Problemen: Er befürchtet, dass durch die Düngeverordnung nur noch dort gedüngt werden wird, wo die großen, modernen Maschinen auch fahren können – "und dann sind wir hier im Landkreis bei Zeiten fertig". Die Krux an der Sache: Ohne Düngung wäre das geerntete Futter "dem Tier nicht mehr zumutbar", ist Haberer überzeugt.