Rindermast auf dem Lambrechtshof: In Kombination mit einem Biogasbetrieb ist das Produktions-Portfolio für die Bantles mit Roland (links) und Sohn Christian (rechts) eine runde Sache. Das sieht auch Kreisbauernobmann Manfred Haas so. Fotos: Scheidel Foto: Schwarzwälder Bote

Kreisbauernverband: Trotz des zeitintensiven Tätigkeitsfeldes zieht der Job nach wie vor junge Kräfte an

Vielfältig zeigt sich die Struktur der Landwirtschaft im Kreis Rottweil. Zusehends arbeiten Betriebe Hand in Hand. Neben Ackerbau- sowie Zucht- und Mastbetrieben hat auch die Produktionssparte Biogas einen hohen Stellenwert.

Kreis Rottweil. Wenn am 3. Februar um 13.30 Uhr in der Graf-Gerold-Halle in Dietingen die gemeinsame Hauptversammlung der beiden Kreisbauernverbände Rottweil und Tuttlingen eingeläutet wird, ist es nicht zuletzt Clemens Dirscherl vorbehalten, für Diskussionsstoff bei den Landwirten zu sorgen. Der Agrarbeauftragte der evangelischen Kirche, der in dieser Eigenschaft auch dem Tierschutzbeirat der Bundesrepublik angehört, tritt mit dem provokanten Thema "Klima – Tierschutz. Wo bleibt der Mensch?" ans Mikrofon.

Diskussionsstoff: "Klima – Tierschutz. Wo bleibt der Mensch?" Thema bei Verbandsversammlung am 3. Februar

Dann wird bei der Versammlung auch wieder debattiert werden zum "Standing" des bäuerlichen Berufszweigs in der Gesellschaft. Der Landwirt ein Prügelknabe, der es vielen immer weniger recht machen kann? Zugespitzte Fronten gibt es eher andernorts, in anderen Bundesländern, wo Großbetriebe bei ihrem Auftreten als Intensiverzeuger teilweise viel Kritik hervorrufen. Andererseits ist das Produkt vom Hof – ein hochwertiges Lebensmittel – heute ziemlich wenig Wert im Vergleich zum Preisniveau in früheren Zeiten. Gut, der Milchpreis für Erzeuger hat sich im vergangenen Jahr – nach einer ganz schwierigen Flauten-Zeit im oberen 20er-Bereich – bis auf 38,5 Cent/Liter emporgeschwungen, doch die Preisfront liegt mittlerweile wieder vier bis fünf Cent niedriger. Auch der Kilopreis beim Schweinefleisch elektrisiert den Landwirt täglich neu. Nach etwa 1,80 Euro/Kilo im Sommer 2017 sind es jetzt wieder um die 1,30 Euro, die beim Produzenten hängen bleiben.

Ähnlich vom Preis verfolgt sieht sich Roland Bantle vom Lambrechtshof im zwischen Eschbronn und Schramberg-Sulgen gelegenen Schönbronn bei seiner Rindermast. 2006 brachte das zweite Standbein Biogas, das schnell das Haupteinkommen bescherte, neue Sicherheit in das bäuerliche Wirtschaften. Noch bis 2026 läuft über die Stadtwerke Schramberg der im Rahmen des EEG-Gesetzes gestaltete Abnahmevertrag für den aus der Gaserzeugung gewonnenen Strom. Die jährlich im Schnitt erzeugten 4,2 Millionen Kilowattstunden decken den Bedarf von etwa 1300 Haushalten. Die Abwärme aus der Vergärung von Rindermist, Mais, Gras und etwas Getreide für die Gasproduktion heizt 19 Wohnungen im Umfeld des Lambrechtshofs. Sohn Christian hofft nun, dass er die Nachfolge als Betriebschef antreten kann im Wissen, dass die Politik der Biogaserzeugung nicht mit rigiden Gesetzen den Hahn abdreht.

Kreisbauernobmann Manfred Haas ist immer wieder hin- und hergerissen, wenn er im Alltag zum Umgang mit dem "Landvolk" konfrontiert wird. Hierzulande genieße der Landwirt bei vielen zwar meist noch guten Respekt, doch immer mehr träten auch Kritikaster auf den Plan, die sich zum Beispiel wie aus der Pistole geschossen aufregten, wenn zu Erntezeiten verstärkt landwirtschaftliche Fahrzeuge unterwegs seien.

Die bäuerliche Welt sei im Kreisgebiet auch deshalb noch ziemlich in Ordnung, weil die Betriebe mit ihren unterschiedlichen Ausrichtungen teilweise eng zusammenarbeiteten. Diese für alle Seiten vorteilhafte Hand-in-Hand-Praxis wird auch auf dem Lambrechtshof gelobt. Zahlreiche Bauern aus dem Umland lieferten für die Biogaserzeugung. Im Gegenzug werde – im Sinne einer umfassenden Kreislaufbewirtschaftung – Stoff für die Felderdüngung abgegeben.

Auch auf dem Hof von Otto Bachmann in Sigmarswangen, wo der Ackerbau vor allem als Futterquelle für die Schweinemast betrieben wird, funktioniert der überbetriebliche Schulterschluss nicht nur hinsichtlich des direkten Betriebsgeschehens gut, sondern auch was die Kooperation bei der Vermarktung der jährlich etwa 2300 Schweine mit Metzgereien in der Region betrifft. Auch auf diesem Gehöft wird mit großer Zuversicht der landwirtschaftlichen Zukunft entgegengesehen. Nicht von ungefähr präpariert sich die gerade mal 21-jährige Jessica Bachmann derzeit mit der Absolvierung eines Meisterkurses für eine noch lange anhaltende erfolgreiche Hof-Geschichte. Die Bürokratie, die mit zahlreichen Dokumentationspflichten verbunden ist, empfindet sie allerdings als ein Faktor, der fürs produktive Schaffen einigen Wind aus den Segeln nimmt. Auch auf dem Lambrechtshof stöhnt man unter der Knute des Gesetzgebers. Nicht zuletzt deswegen habe man vor einiger Zeit auch den Betrieb eines Hofladens aufgegeben.

"Sorgenfalten sind trotz vieler zukunftweisender Schritte in vielen landwirtschaftlichen Betrieben immer da", sagt Haas. Auch im Kreis Rottweil hat sich die Angst breitgemacht, dass die Schweinepest aus Osteuropa überschwappen könnte. Da sei man sehr besorgt, sagt der Kreisbauernobmann, der selbst eine Schweinezucht betreibt und nun hofft, dass mit der verstärkt geforderten Wildschwein-Bejagung die Gefahr tatsächlich verjagt werden kann.