Was tun? Landrat Wolf-Rüdiger Michel sieht sich mit Vorwürfen des Gesamtbetriebsrats der Kliniken konfrontiert und wundert sich über die Schärfe der Kritik. Foto: Peter Wolf Foto: Schwarzwälder-Bote

Betriebsrat kritisiert Informationspolitik / Wolf-Rüdiger Michel wehrt sich

Von Armin Schulz

Kreis Rottweil. Die Zeiten für Wolf-Rüdiger Michel sind nicht einfach: Jetzt erhebt die Betriebsratsvorsitzende der Kliniken Annette Baumann Vorwürfe gegen den Landrat. Sie wirft ihm Geheimniskrämerei vor. Michel wehrt sich.

Die angestrebte Privatisierung der kommunalen Krankenhäuser Rottweil und Schramberg geht in eine entscheidende Phase: Am Montag will der Kreistag hinter verschlossenen Türen Bewertungskriterien festzurren, nach denen die Kliniken möglicherweise an einen privaten Träger verkauft werden. Eine Lenkungsgruppe hatte den Kritierienkatalog zusammengestellt.

Nun meldet sich der Betriebsrat in Rottweil. Er fühlt sich nicht eingebunden: "Leider werden wie schon beim ersten Bieterwettbewerb die Interessenvertreter der Mitarbeiter von der Teilnahme an dieser Lenkungsgruppe ausgeschlossen."

Die Vorsitzende Baumann wirft dem Landrat Desinformationspolitik vor. Sie sagt, Mitarbeiter und Betriebsräte müssten regelmäßig die Neuigkeiten über ihren Arbeitgeber aus der Presse erfahren. Und zum dritten Mal müssten relevante Informationen auf juristischem Weg per einstweiliger Verfügung beschaffen werden. Baumann spricht von Versäumnissen der Kommunalpolitik, die die Mitarbeiter seit über drei Jahren Tag für Tag auszubaden hätten und es trotzdem schafften, beide Häuser funktionsfähig zu halten und eine hochwertige Medizin und Pflege zu gewährleisten.

Nicht nur Kommunalpolitiker und Landrat werden angegangen, Baumann wirft auch den Rottweiler Bürgern vor, sich nicht stark genug für ihr Haus zu engagieren. Diese "merken vor lauter Knast und Kapuziner nicht, dass die Zukunft ihres Krankenhauses in Gefahr ist".

Der Landrat zeigt sich von der Vehemenz der Kritik und dem Schritt Baumanns an die Öffentlichkeit überrascht. Die Betriebsratsspitze – Baumann und ihr Stellvertreter Jürgen Rossmannek – seien zu den nichtöffentlichen Sitzungen immer geladen und hätten Rederecht, so Michel. Es gebe unterschiedliche Auffassungen, was den Umgang mit Informationen anbelange, so Michel. Das Bieterverfahren indes lebe von der Diskretion. "Das kann man nicht auf dem öffentlichen Marktplatz verhandeln."

Spätestens am Montag werden die beiden Kontrahenten, Baumann und Michel, wieder Gelegenheit haben, miteinander und nicht nur übereinander zu sprechen – in nichtöffentlicher Sitzung zwar, aber immerhin. Gelegenheit, die Wogen zu glätten.

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