Nicht nur die Bahngleise im Neckartal – hier bei der Begutachtung durch die Bewerbungskommission im April 2018 – sind eine Herausforderung für die Gestaltung der Landesgartenschau. Archiv-Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Diskussion: Braucht es einen Koordinator? / Verwaltung selbstbewusst / Bürgerworkshop am 25. November

Die Uhr tickt laut und schnell: Zwar sind es noch gute acht Jahre bis zur Landesgartenschau, doch der Aufgabenkatalog ist enorm. Die Grundsatzfrage, die am Mittwoch im Gemeinderat heiß diskutiert wurde: Schafft die Verwaltung das alles? Oder braucht es einen neuen Koordinator, einen "Mr. Landesgartenschau", der alles im Griff hat?

Rottweil. Bei der CDU jedenfalls schrillen die Alarmglocken angesichts dessen, was da zu stemmen ist: Gleise im Neckartal sollen rückgebaut werden, ein neuer Bahnhalt in der Stadtmitte steht in der Diskussion, der im Neckar installierte Hochwassermeldepegel erweist sich als echtes Problem, die ENRW muss umgesiedelt, Grundstücke müssen erworben werden – und bereits zur Auslobung des Landschafts- und städtebaulichen Wettbewerbs gilt es, die Grundlagen festzuzurren. Monika Hugger kämpfte deshalb vehement für den Antrag ihrer Fraktion, jetzt einen Koordinator ins Boot zu holen.

Oberbürgermeister Ralf Broß bezog dagegen für die Verwaltung klar Position: Dieser Antrag käme zu früh, momentan seien die Aufgaben durchaus mit dem "Bordpersonal" zu bewältigen. Dazu, so ergänzte Herbert Walter, Fachbereichsleiter Haupt- und Finanzverwaltung, schaffe man derzeit in der Verwaltung eine ganz neue Projektstruktur, die die Bewältigung der Aufgaben – auch mit Hilfe einer neuen Software – vereinfache.

Für Peter Schellenberg (FWV) hat sich das in der Klausur von Verwaltung und Gemeinderat vor zwei Wochen ganz anders angehört. Da sei von einer "Überlastung der Abteilungen" die Rede gewesen, erinnerte er und äußerte große Zweifel an der Schlagkraft der Verwaltung: "Da muss man harte Nüsse knacken, das läuft nicht im Gesprächskreis", monierte Schellenberg mit Blick auf die vielen Besprechungen, die im Sachstandsbericht aufgeführt waren. "Es klemmt ja schon jetzt", meinte er und nannte als Beispiel das zähe Mobilitätskonzept.

Broß zeigte sich enttäuscht darüber, dass man der Verwaltung so wenig zutraue – schließlich hänge die Länge eines Projekts oft auch mit den vielen abzuarbeitenden neuen Anträgen aus dem Gemeinderat zusammen, konterte er. Zudem habe man mit dem Büro Planstatt Senner für die Landesgartenschau einen erfahrenen Partner im Boot.

Ingeborg Gekle-Maier (Grüne) erinnerte daran, dass man in dieser Konstellation schließlich mit der Landesgartenschau-Bewerbung erfolgreich gewesen sei. "Leicht fassungslos" zeigte sich Reiner Hils (SDP+FFR) darüber, wie die Arbeit von Verwaltung und Fachbüro plötzlich in Frage gestellt werde. Auch für seinen Kollegen Jürgen Mehl ist klar: "Wir brauchen jetzt noch keinen Mr. Landesgartenschau".

Dafür gibt es bereits eine "Mrs.": Die Frau, die laut Broß derzeit die Koordinierungsfunktion voll und ganz erfüllt und die dem Gremium den Sachstand zuvor vorgestellt hatte, ist Kerstin Winandi vom Büro Planstatt Senner. Sie hat auch schon andere Städte auf dem Weg zur Landesgartenschau beziehungsweise deren Rahmenplanung begleitet und warb um "mehr Vertrauen". Es sei einfach toll, wie die Verwaltung in Rottweil hinter dem Projekt stehe.

Der CDU-Antrag wurde mit elf Ja- und 15 Nein-Stimmen abgeleht. Zu einem späteren Zeitpunkt, so Broß, könne die Schaffung einer Koordinatoren-Stelle sinnvoll sein. Und der Verwaltung sei bewusst, dass es intern Aufstockungsbedarf gibt, zum Beispiel im Bereich Liegenschaften.

Dass das Thema Landesgartenschau 2028 jeden Tag in der Verwaltung präsent ist, machten Andrea Lepsch und Stephanie Siegel deutlich, die einen Überblick über die Arbeit der Steuerungsgruppe und der beiden Arbeitsgruppen gaben. Ein Stichwort ist die Bürgerbeteiligung: Am Montag, 25. November, soll es einen Bürgerworkshop geben – als Auftakt zu etlichen weiteren Veranstaltungen.

Übrigens: Mit den konkreten Baumaßnahmen zur Landesgartenschau soll es 2024 losgehen. Die Überlinger, so berichtete Kerstin Winandi, haben in dieser Phase einmal pro Monat zur Baustellenbegehung und zum Fest eingeladen. Dies habe die Bürger mitgenommen und für die Gartenschau begeistert – was auch notwendig sei. "Wenn es dann losgeht brauchen Sie auch jemanden, der im Kassenhäuschen sitzt."