Robin Jentzsch (von links), Henry Rauner, Jutta Steffens, Ralf Broß, Christian Ruf, Christine Schellhorn, Lothar Huber und Stephanie Siegel. Foto: Nädele

OB Broß baut auf tüchtige Bürger und innovative Ideen. Stadt stellt Bewerbung vor. Jury kommt im April.

Rottweil - Ein Streichelzoo, eine Rollschuhanlage, die im Winter zur Eisfläche wird, ein Strandbad – das ist es, was sich Jugendliche für die Landesgartenschau in Rottweil vorstellen. Die jüngere Generation macht sich intensiv Gedanken, wie ihre Stadt der Zukunft aussehen soll – und vielleicht auch kann. Die Ideen äußert Robin Jentzsch beim Pressegespräch der Stadtverwaltung am Dienstagnachmittag. Er sitzt vorne, in einer Reihe mit Oberbürgermeister Ralf Broß. Der 15-Jährige ist Sprecher der Arbeitsgruppe Landesgartenschau beim Rottweiler Jugendhearing.

Die Landesgartenschau in Rottweil ist ein Projekt, das mitinitiiert und mitgetragen wird von den Bürgern. OB Broß spricht daher von einer "Bürger-Gartenschau". Sein Stuhl-Nachbar im Sitzungssaal des neuen Rathauses, Henry Rauner, dürfte diese Bezeichnung besonders gerne hören. Rauner ist Sprecher des Bürgerforums Perspektiven Rottweil. Das Forum arbeitet Hand in Hand mit der Stadtverwaltung, hat Ideen eingebracht und steht im ständigen Austausch. Rauner weist auf eine aktive Bürgerschaft, auf ein lebendiges Vereinsleben hin, darauf, dass Bürger vor Jahren ein baufälliges Kloster vor dem Abriss gerettet und wiederaufgebaut haben. Hier zeige sich immer wieder, dass sich die Bürger mit Herzblut für ihre Stadt einsetzen. Rauner sagt, man wolle Rottweil nicht nur schöner machen, sondern nachhaltig weiterentwickeln. "Wir Rottweiler wollen selbst Hand anlegen und Rottweil noch liebens- und lebenswerter machen."

Auch die Lokale Agenda 21, unter deren Dach verschiedene örtliche Gruppen sich für ein ökologisches und nachhaltiges Rottweil engagieren, unterstützt die Bewerbung der Stadt. Es eröffne die Chance, Rottweil auf dem Pfad der nachhaltigen Entwicklung voranzubringen, sagt Sprecherin Jutta Steffens. Sie lenkt den Blick zudem auf den Klimawandel, auf dessen Auswirkungen sich die Stadt vorbereiten müsse.

Verwaltungschef Broß kann auf eine große Schar an Unterstützern zählen. Auch auf den Arbeitskreis Schule-Wirtschaft. Deren Leiterin Christine Schellhorn sagt, von der Natur könne man viel lernen. Innovative Unternehmen beschäftigten sich wieder stärker mit der Natur. Die Landesgartenschau befasse sich mit der Zukunft, auch der Arbeitskreis Schule-Wirtschaft kümmere sich um die Zukunft der Schüler. Daher passe beides sehr gut zusammen.

Broß fasst den Geist der Rottweiler Bewerbung für eine Gartenschau in einem Satz zusammen: "Die Landesgartenschau in Rottweil wird eine Gartenschau der Zukunft: nachhaltig, ökologisch und innovativ." Das Leitmotiv wird mit dem selbstbewussten Slogan wiedergegeben "Höher. Grüner. Weiter". "Höher bauen", so Broß, sei ein Synonym für eine ressourcenschonende Stadtentwicklung. Wer nachverdichte, spare Flächen und lasse Raum für Natur und Erholungsräume. "Grüner leben" meine, dass Rottweil nicht hemmungslos wachsen, sondern sich nachhaltig entwickeln solle. "Wir wollen mit der Landesgartenschau das Gründ zurück in unsere städtischen Quartiere bringen, Industriebrachen entsiegeln und das stadtnahe Ökosystem stärken", so der OB.

Mit dem Ansatz "Weiter denken" wiederum soll ein innovatives Mobilitätskonzept verfolgt werden. Rottweil solle sich in den nächsten Jahren zu einem Mobilitätslabor entwickeln. Basis sei die Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Entwicklungszentrum von Thyssen-Krupp Elevator im Aufzugstestturm. Denkbar seien sowohl innovative Aufzugssystem als auch autonom oder teilautonom fahrende Shuttles zwischen Bahnhof, Innenstadt und Testturm.

Ein zentrales Projekt der Landesgartenschau ist der Neckarpark. Bislang in einem problematischen Zustand böte sich hier die Chance, einen Bahnhaltepunke in Nähe zur Innenstadt zu rücken, den Neckar erlebbar zu machen, Industrieflächen in einen grünen Naherholungsbereich zu verwandeln, nicht mehr benötigte Gleisflächen verschwinden zu lassen.

Die Konkurrenz ist nicht weit weg. Im Kreis selbst gibt es mit Schramberg und Sulz zwei Bewerber. Auch der Städte-Nachbar Tuttlingen will eine große Landesgartenschau realisieren. In Rottweil wolle man sich auf die eigenen Stärken konzentrieren, so Broß. Er setzt darauf, dass, wenn die Jury im April Rottweil in Augenschein nehmen wird, man gute Argumente vorlegen könne. Der Ministerrat will im Sommer entscheiden. Es gibt 14 Bewerbungen für fünf Plätze.

Weitere Informationen: www.rw2028.de

Kommentar: Landesmasterplan

Von Patrick Nädele

Die Landesgartenschau als Motor, der die Stadt voranbringt – es ist ein einfaches Bild, um begreifbar zu machen, dass aus der Bündelung von einzelnen Maßnahmen etwas Bleibendes für die Bürger geschaffen werden kann. Das Bild ruft schnell Assoziationen zum rund laufenden, schnurrenden Motor wach. Der Oberbürgermeister sitzt am Steuer, das gemeinsame Ziel konzentriert vor Augen. Kein Stottern, keine Aussetzer, keine Fehlzündung. So wie man es sich von einer Kommune mit Vision wünscht. Nun ersetzt die Bewerbung für die Landesgartenschau keinen Masterplan. Doch das Konzept für RW2028 ist so überzeugend, dass es mehr sein muss, als ein kleines Steinchen im großen Mosaik: Weil Verbindungen zwischen den vielen einzelnen Projekten aufgezeigt werden. Weil erkennbar wird, wie sich Rottweil entwickeln soll und was die Bürger damit gewinnen.