Zwischen den Schellenberg-Grundstücken (vordere schraffierte Fläche) und dem jetzt geplanten Landepunkt der Hängebrücke ("Bei der Steigkapelle", ebenfalls markiert) befindet sich ein kleines Tal, weshalb ein längerer Umweg in Richtung Testturm zu Fuß zurückgelegt werden müsste, dieser wird durch die punktierte Linie angedeutet. Foto: Nädele

Grundstückseigentümer Kurt Schellenberg zur Lösung bereit. Seit Jahrzehnten Wunsch zu bauen.

Rottweil - Wird die Hängebrücke so gebaut, wie geplant, gleicht sie ja fast einem Stummelschwanz. Warum das so ist? Bislang gescheiterte Grundstücksverhandlungen sollen schuld daran sein. Jetzt spricht der Eigentümer: Kurt Schellenberg.

Sie fängt irgendwo im Bockshof an und endet mitten im Grünen – ein gutes Stück vom eigentlichen Ziel, dem Testturm, entfernt. Eigentlich hätte sie eine direkte Verbindung zwischen der historischen Innenstadt Rottweils und dem Gelände des Testturms von Thyssen-Krupp Elevator auf dem Berner Feld schaffen sollen. Am besten mit direktem Blick auf die 246 Meter hohe Betonröhre, wenn man über die Brücke schreitet. Dass das nicht gehen wird, ist seit Längerem klar. Der Turm wird halb links liegengelassen. Die Brücke endet oberhalb eines Steinbruchs. Die Ankunft befindet sich jenseits des Schafwasens, auf der anderen Seite des kleinen Tals.

Der Grund für die doppelt verkappte Situation: Der Widerspruch von betroffenen Grundstückseigentümern, weshalb die geplante Trassenführung zum einen verschoben werden musste. Und hängende Grundstücksverhandlungen mit einem Eigentümer von zwei Grundstücken auf dem Berner Feld. Deshalb endet die Brücke zum anderen mitten drin. Von den Problemen im Bockshof ganz abgesehen. Auch da gibt es Ärger.

Der Eigentümer der beiden Grundstücke am Schafwasen ist Kurt Schellenberg. Sein Name fiel, als der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss des Gemeinderats sich in dieser Woche mit dem Bebauungsplan befasste. CDU-Stadtrat Herbert Sauter appellierte in öffentlicher Sitzung an Oberbürgermeister Ralf Broß, Investor Günter Eberhardt und eben Schellenberg, sich ein Herz zu fassen und das Problem irgendwie zu lösen.

Kurt Schellenberg ist dazu offensichtlich bereit, er sagt im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten: "An mir liegt’s nicht." Verwundert habe er die Aussage von Stadtrat Sauter bei der Presselektüre zur Kenntnis genommen und ihn dann in einem Telefonat wissen lassen, dass er, Sauter, ihn, Schellenberg, ja auch mal hätte anrufen können, um im persönlichen Gespräch zu erfahren, woran es denn hängt. Bevor in aller Öffentlichkeit auf die Pauke gehauen wird. Schellenberg bekräftigt, er sei interessiert daran, dass die Verhandlungen zu einem Ergebnis führen.

Grundstückseigentümer: "Ich habe Zeit"

Der Ursprung des Problems liegt viele Jahre zurück. Vor rund 50 Jahren hat Kurt Schellenberg, den die Bild-Zeitung einmal respektvoll Straßenbau-Papst genannt hat, weil er unter anderem in Stuttgart ein gravierendes Problem mit einem rutschigen Belag gelöst hat, die zwei Grundstücke am Schafwasen gekauft – sie bieten eine wunderbare Aussicht auf seine Heimatstadt Rottweil. In Rottweil hat er vor 52 Jahren nicht nur das Institut für Materialprüfung (IFM) gegründet und prägende Entwicklungen im Straßenbau initiiert, in der Stadt und im Kreis war er jahrzehntelang für die Freien Wählern kommunalpolitisch aktiv. Die Grundstücke befinden sich in bester Aussichtslage, nach Süden ausgerichtet. Rechts und links davon gibt es eine Wohnbebauung, auf der einen Seite sind es mehrere Häuser, auf der anderen ist es ein Haus, umgeben von stattlichen Bäumen, die einen Sichtschutz bieten.

Kurt Schellenberg hätte dort gerne ebenfalls gebaut. Er durfte aber nicht. Für seine Grundstücke gibt es keinen Bebauungsplan, jedwede Bemühungen der Vergangenheit, mit der Stadtverwaltung auf einen grünen Zweig zu kommen, sind gescheitert.

Und jetzt soll dieses Filetstück durch eine Einstiegsplattform für die Hängebrücke belegt werden? Laut Schellenberg handelt es sich um eine Fläche von mehr als 2000 Quadratmetern. Seiner Ansicht nach könnte das Problem durchaus gelöst werden. "An mir liegt’s nicht", sagt Kurt Schellenberg noch einmal. Und er, der seit 50 Jahren darauf wartet, dass er auf seinem Grund und Boden bauen darf, schiebt hinterher: "Ich habe Zeit."

Kommentar

Goldene Regel

Von Armin Schulz

Geben und Nehmen ist die goldene Regel für eine erfolgreiche Partnerschaft. Das ist im privaten wie im öffentlichen Leben so. Die Lösung für den Anschluss der geplanten Hängebrücke an das Berner Feld, wo sich der Testturm befindet, liegt demnach auf der Hand: Um sich mit Grundstückseigentümer Kurt Schellenberg einig zu werden, muss sich die Stadt bewegen und ein Wohnhaus zulassen, das seit Jahrzehnten verwehrt wird.

Dann wird sich Schellenberg bewegen und etwas von seinem Boden für einen Ein- und Ausstiegspunkt der Brücke hergeben. Es wäre eine gewinnbringende Situation für alle Seiten. Aus Sicht der Brückenbauer ist sie zwingend. Eine Hängebrücke in die Landschaft zu stellen, die mitten im Grünen endet, ist nicht wirklich sexy. Oder glaubt man im Ernst, die Leute nehmen einen kilometerlangen Umweg in Kauf, um an den Turm zu gelangen?