Ins Bild setzen zur Kriminalitätslage im Kreis Rottweil ließen sich gestern auch vier Kreistagsfraktionen, die ihre Vertreter (von links) Thomas Engeser (FWV), Rainer Hezel (CDU), Wolfgang Lehrke (FDP) und Hubert Nowack (Grüne) geschickt hatten. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Polizeipräsident Gerhard Regele: Kreis Rottweil am sichersten, Polizeipräsidium Tuttlingen nicht zerschlagen.

Kreis Rottweil - Kriminell zu sein, ohne belangt zu werden, ist im Kreis Rottweil besonders schwierig. Der Tuttlinger Polizeipräsident Gerhard Regele schreibt dies auch den hierzulande diensttuenden Beamten zu. Ihre starke Verwurzelung in der Heimat sorge für zusätzlichen Elan bei der Polizeiarbeit.

Bei seinen Grüß-Gott-Touren in den fünf dem Präsidium zugeordneten Landkreisen (die Reform der Polizeireform könnte, wie berichtet, den Kreis Rottweil aber bald einem Präsidium Konstanz zuordnen) dürfte der erst im März offiziell ins Amt eingeführte Regele das hiesige Landratsamt gestern mit besonders breiter Brust angesteuert haben.

So sicher wie im Rottweiler Kreisgebiet sei es sonst eigentlich nirgendwo im Land. Bei solchen Botschaften könnten bei der im kleinen Sitzungssaal bei Landrat-Stellvertreter- Hermann Kopp zusammengekommenen Runde fast schon Heile-Welt-Gefühle aufkommen. Derlei Anwandlungen setzt aber dann doch schnell die Statistik einen Riegel vor. Sicherer wie anderswo im Land bedeutet immer noch, dass im Präsidiumsbereich mit den Kreisen Freudenstadt, Rottweil, Schwarzwald-Baar, Tuttlingen und Zollern-Alb täglich etwa 400 Einsätze angesagt sind. Das heißt: Alle 216 Sekunden wird ein Alarm zu einem polizeirelevanten Geschehen gegeben, bei dem die Bandbreite von schlimmen Straftaten bis zu Parkremplern reicht.

Wenn Regele zur "sehr erfolgreichen Arbeit im Präsididiumsbereich" insbesondere mit Blick auf Zahlen zur Kriminalität im Rottweiler Kreisgebiet reflektiert, dann will er damit auch nochmals eine für ihn überaus wichtige Botschaft an die höhere Politik loswerden: Lasst die Struktur des Polizeipräsidiums Tuttlingen bestehen, zerschlagt da bitte nicht eine gerade gut zusammengewachsene Einheit, so sein Appell, an jene Expertenrunde, die gerade in Stuttgart aus den Ergebnissen der vor kurzem abgeschlossenen Reform-Evaluierung Verbesserungskonzepte herleiten soll.

Kein Blatt vor den Mund nimmt Regele aber auch bei seiner Einschätzung, wie beim "bestehenden bewährten Zuschnitt" Inhalte gewährleistet werden können, die für eine ordentliche Polizeiarbeit notwendig sind. "Bessere Inhalte" durch eine verbesserte Personalausstattung ist eine Gleichung, die Regele zuvorderst aufstellt. Die Stärke eines mittleren Polizeireviers (etwa 50 bis 70 Personen) könne man zusätzlich gut gebrauchen, betont der Polizeichef. Nur so sei ein planbarer Dienst zu gewährleisten. Insbesondere mit Blick auf die Streifen wäre dies eine wichtige Errungenschaft, für die das oft geforderte Gewehr-bei-Fuß-Prinzip nicht selten eine starke psychische Belastung darstellt.

Als Regele gestern die Kriminalstatistik der Landkreisverwaltung, Vertretern der Kreistagsfraktionen und der Presse erläutert, ist es ihm auch wichtig, zu betonen, dass die Kriminalität im Präsidiumsbereich, dabei insbesondere auch im Kreis Rottweil, seit Jahren eine Abwärtstendenz aufweist. Die im digitalen Zeitalter nicht zuletzt durch die sozialen Medien über die Bürger hereinbrechende Nachrichtenflut lasse andere Empfindungen wach werden. Dies betont Regele ausdrücklich auch in Bezug auf Asylbewerber. Vor allem Ladendiebstähle seien es, die diese kriminell werden ließen. Auch die Kriminalitätsquote sei in diesem Personenkreis nicht herausragend.

Dass Wohnungseinbrüche in der Bevölkerung kein ganz großes Aufregerthema mehr sind, schreibt Regele auch der seit geraumer Zeit bei der Kriminalpolizeidirektion in Rottweil angesiedelten Spezialeinheit zu. Insbesondere reisenden Tätern aus Südost- und Osteuropa gelte es das Handwerk zu legen.