Thomas Haßler und Johanna Knaus nehmen die gut 40 Teilnehmer der Führung mit auf eine spannende Zeitreise. Fotos: Siegmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: Raubmord am Flöttlinstor / Rottweiler Stadtgeschichte begeistert immer mehr Einheimische

Er wurde erwürgt. Man fand ihn in seinem Bett. Der Raubmord an Kaufmann Schrof, der sein Haus am Flöttlinstor hatte, sorgte seinerzeit für große Aufregung in der Reichsstadt Rottweil.

Rottweil. Und auch heute ruft die alte Geschichte, die sich im Jahr 1787 zugetragen haben soll, großes Interesse hervor, denn sie ist Inhalt der Kriminalführung, die Thomas Haßler neu in seinem Programm hat.

Rottweils Geschichte und Geschichten faszinieren Thomas Haßler bereits seit vielen Jahren. Vor geraumer Zeit hat sich der leidenschaftliche Hobbystadtführer deswegen dazu entschlossen, ergänzend zum städtischen Angebot, eigene Führungen zu unterschiedlichen Themen anzubieten. Unter dem Titel "SIDE-seeing. Rottweiler Geschichte und Geschichten" sind zwischenzeitlich vielfältige Angebote im Programm – gewandet und ungewandet, spaziert Haßler mit Interessierten durch die Rottweiler Geschichte.

Bei seiner neuen Führung hat er ein eher dunkles Kapitel in der Stadtgeschichte aufgegriffen: den Raubmord an Kaufmann Schrof. In der gut eineinhalbstündigen Tour durchs Städtle schildern Thomas Haßler und Johanna Knaus, wie sich die Geschichte zugetragen haben soll. Gut 40 Teilnehmer haben sich eingefunden und verfolgten die Ausführungen mit großem Interesse.

Die Hinweise auf den Mordfall hatte der ehemalige Stadtarchivar Winfried Hecht in den 1980er-Jahren entdeckt, schildert er. Das sei damals eher Zufall gewesen. Zur Zeit des Geschehens wurden für die Hinrichtungen Moritaten – eine Art Bänkelgesang – geschrieben, gedruckt und den Zuschauern, die reichlich zu solchen Veranstaltungen kamen, verteilt. Man ließ die Angeklagten selbst die Geschichte vortragen. So auch hier.

Solche übrigen Blätter wurden schließlich als Bindematerial in Buchbindereien verwendet. Und so war Winfried Hecht auf das Gedicht gestoßen. Das Blatt sei in vielen einzelnen Streifen gewesen, die er schließlich zusammengesetzt habe, um den Inhalt zu erkunden. So sei die Geschichte zu Tage gekommen.

Erwürgt von zwei Burschen

Kaufmann Schrof hatte offenbar kurz bevor er ermordet wurde, ein Krautland verkauft und viel Geld dafür erhalten. Das hatten die beiden Burschen, Straub und Streicher, die laut Hecht eher in der Unterschicht anzusiedeln sind, mitbekommen und waren des Nachts bei dem Kaufmann eingestiegen, um das Geld zu stehlen. Doch der hatte dies wohl mitbekommen. Vermutlich aus einer Notsituation heraus hätten die Burschen ihn dann erwürgt, vermutet Hecht.

Thomas Haßler hat die Geschichte aufgegriffen und szenisch umsetzt. In seiner Führung mit Johanna Knaus schildert er unterhaltend und zugleich sehr informativ nicht nur die damaligen Zustände, sondern auch das gesamte Prozedere von der Ergreifung der Täter, der Verurteilung bis hin zu deren Tod.

Auf der Rundtour, bei der an allen ehemaligen Schauplätzen Station gemacht wird, erwartet die Teilnehmer zudem ein Besuch der Gefängniszellen im Schwarzen Tor, wo einst die Familien der Täter inhaftiert waren. "Familien galten immer als Mitwisser und so wurde auch ihnen der Prozess gemacht", erklärt Haßler. Sie wurden zwar nicht zum Tode verurteilt, doch auch die anderen Strafen waren nicht zu verachten.

Während noch vor wenigen Jahren überwiegend Touristen bei derlei Führungen anzutreffen waren, sind heuer zunehmend mehr Rottweiler dabei, die sich bei den schmuck gestalteten Gewandeten-Führungen durchaus auf die Reise in Rottweils Geschichte mitnehmen lassen. Ein solcher Ausflug in die Geschichte lohnt allemal.