Der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß spricht sich in einem Brief an die Kreisräte für die Helios-Variante aus. Foto: Michael Kienzler

Krankenhäuser: Rottweils Oberbürgermeister Ralf Broß spricht sich für Helios-Variante aus.

Kreis Rottweil - In der Diskussion vor der Entscheidung im Kreistag am 26. Juli über die Zukunft der Krankenhauslandschaft im Kreis Rottweil wird zunehmend mit harten Bandagen gekämpft. In einem Brief wendet sich der Rottweiler Oberbürgermeister Ralf Broß an die Kreisräte – und spricht sich unter den drei vorliegenden Konzepten klar für die Helios-Variante aus.

 

Die Aufrechterhaltung von drei Standorten in Schramberg, Oberndorf und Rottweil, so Broß in seinem Schreiben, widerspreche dem Ziel, durch die Zusammenlegung und Ausweitung vorhandener Fachabteilungen im Landkreis wettbewerbsfähige Krankenhäuser zu schaffen.

Der Kreistag habe bei seiner Entscheidung, holt der Rottweiler Oberbürgermeister aus, "neben den strukturpolitischen Aspekten auch die Kriterien der medizinischen Versorgung und der finanziellen Auswirkungen auf den Landkreis und damit auf die kreisangehörigen Städte und Gemeinden zu berücksichtigen". MediClin beabsichtige, argumentiert Broß, lediglich sechs Millionen Euro in den Standort Rottweil zu investieren und bleibe damit weit unter dem tatsächlichen Investitionsbedarf von rund 25 Millionen Euro.

"MediClin-Konzept nicht zielführend"

Dass MediClin einerseits das Haus in Rottweil als leistungsfähiges Zentrumskrankenhaus im Kreis ausbauen, andererseits die notwendigen Mittel dafür aber nicht aufbringen wolle, stellt in den Augen von Broß einen nicht lösbaren Widerspruch dar. "Aus diesen Gründen wäre das MediClin-Konzept sowohl für das Kreiskrankenhaus Rottweil als auch für die medizinische Versorgung im Landkreis auf längere Sicht nicht zielführend", lehnt Broß dieses Konzept ab. Überdies werde der Landkreis stark belastet. Helios hingegen, so Broß, stelle den Landkreis von der Finanzierung in die notwendigen Strukturen frei und biete eine zukunftsfähige Strategie an. Für 25 Millionen in Rottweil und 17 Millionen Euro in Oberndorf mache Helios "die Krankenhauslandschaft des Landkreises wettbewerbsfähig und für die Patienten attraktiv", meint Broß.

Dass die Helios-Variante wie auch die kommunale Lösung "mit wesentlichen Änderungen des Kreiskrankenhauses in Schramberg" einhergehe, macht der Rottweiler Oberbürgermeister deutlich, sei ihm durchaus bewusst. Eine gemeinsame Lösung könne sich aber nur an einer zukunftsfähigen Krankenhauslandschaft orientieren, die im Wettbewerb mit anderen Standorten stehe.

Dieses Ziel habe zwar auch die kommunale Lösung im Blick, jedoch zu einem sehr hohen Preis. Allein für die Finanzierung des Investitionsbedarfs von 50 Millionen Euro durch den Landkreis, rechnet Broß vor, würde eine Erhöhung der Kreisumlage um fünf bis sechs Prozentpunkte bedeuten. Für die Stadt Rottweil wäre das eine Mehrbelastung von 1,7 Millionen Euro. Weitere Einnahmeausfälle beim Kreis wären dabei noch gar nicht berücksichtigt.

Auf heftige Kritik stieß der Brief von Broß nicht nur bei Kreisräten aus dem Schramberger Raum. Auch Betriebsräten, Krankenhausbelegschaft und Bürgern fehlt in dem Schreiben, das gestern schnell die Runde machte, die Auseinandersetzung Broß’ mit der Tatsache, dass das Helios-Konzept für 360 Mitarbeitern den Arbeitsplatzverlust bedeute. "Dies müsse Herr Broß auch bedenken und nicht nur nach einer Entlastung seines eigenen Haushalts schielen", hieß es. Und so gab es bei der Demonstration der Mitarbeiter des Klinikums in Schrambergs auch gellende Pfiffe zu diesem Thema.

Darüber hinaus sehen Schramberger Ärzte den Rottweiler Oberbürgermeister mit seiner Meinung auf dem "Holzweg". Denn durch Synergieeffekte mit anderen MediClin-Häusern im näheren Bereich werde die Leistungsfähigkeit der drei Häuser im Landkreis auch mit geringerer Investition nicht nur erhalten, sondern auch verbessert.