Foto: Pixabay Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr hat keine kreisweite Strategie für Wald- und Flächenbrände

Wald- und Flächenbrände fordern Feuerwehrleute – und überfordern sie, wenn die nötige Ausrüstung und Ausbildung fehlen. Ist das auch im Kreis Rottweil ein Problem? Frank Müller, Rottweiler Stadt- und stellvertretender Kreisbrandmeister, gibt Entwarnung.

Kreis Rottweil. Gerade im Sommer, wenn es eine Weile nicht mehr geregnet hat und alles trocken ist, kann es schnell passieren: Ein Moment der Unachtsamkeit, ein glimmender Zigarettenstummel oder auch ein Blitzschlag – und plötzlich brennen Wälder und Felder. Für die örtlichen Feuerwehrleute heißt es dann: schnell handeln, um das Feuer unter Kontrolle zu bekommen und den Schaden so klein wie möglich zu halten. "Und so ein Einsatz kann dann schon mal mehrere Stunden dauern", weiß Müller. An Einsätze, die über Tage andauern, könne er sich aber nicht erinnern.

Allgemein habe es in den vergangenen Jahren nur sehr wenige Waldbrände im Kreis gegeben: "Wir sind hier kein typisches Risikogebiet." Im Waldbrandgefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes liege Rottweil im Sommer normalerweise auf Gefahrenstufe drei oder vier von fünf. Trotzdem könne auch eine sehr hohe Gefahr – also die Gefahrenstufe fünf – "schon mal vorkommen". Selbst in einem solchen Fall würde man laut Müller aber keinen Bereitschaftsdienst für Waldbrände einrichten, "weil die Fallzahlen im Landkreis wirklich sehr gering sind".

Aber was passiert, wenn der Fall der Fälle doch einmal eintritt? Eine kreisweite Strategie gebe es für solche Szenarien nicht, erklärt Müller. "Wenn es brennt – auch bei Waldbränden – sind die Kommunen erstmal selbst verantwortlich." Den Erstzugriff übernimmt also die Kommunenfeuerwehr – und nur, wenn diese den Brand nicht selbstständig löschen könne, fordere sie Verstärkung aus den umliegenden Gemeinden oder Städten an.

Weil bei einem Waldbrand, der sich bei Trockenheit mit rasender Geschwindigkeit ausbreiten kann, schnelles Handeln absolut unerlässlich ist, läuft die Alarmierung der benachbarten Feuerwehren teilweise aber auch automatisch ab. "Es gibt zwei Alarmstufen, ›Wald eins‹ und ›Wald zwei‹", erklärt Stadtbrandmeister Müller, "und die einzelnen Gemeinden haben für beide Alarmstufen eine bestimmte Strategie festgelegt." In kleineren Gemeinden oder Ortschaften umfasse "Wald zwei" – dieser Alarm wird ausgelöst, wenn mehr als 100 Quadratmeter Waldfläche brennen – dann automatisch schon die Anforderung von Unterstützung durch andere Feuerwehren. Diese rücken dann mit zusätzlichen Feuerwehrleuten, Werk- und Fahrzeugen an. Auch die Forstbehörde stehe im Ernstfall mit Rat und Tat zur Seite. "Meistens sind dann auch Förster vor Ort, die sich ja am besten auskennen", sagt Müller.

Diese Hilfe, betont der Stadtbrandmeister, würden die Feuerwehrleute vor Ort auch gerne in Anspruch nehmen, denn ein Waldbrand berge seine ganz eigenen Tücken. Zum einen sei da der unwegsame Waldboden, der den Feuerwehrleuten das Vorankommen – gerade mit Schläuchen und schwerer Ausrüstung – schwer mache. Das noch weit größere Problem stelle aber die Löschwasserversorgung dar. "Im Wald steht halt kein Hydrant, den man anzapfen könnte", erklärt Müller. Daher müsse die Wasserversorgung über Tanklöschfahrzeuge hergestellt werden. "Zum Glück haben wir im Kreis insgesamt einen guten Zugriff auf die Waldgebiete", die nahezu überall über gute Waldwege anfahrbar seien.

Spezielle Waldbrand-Einsatzfahrzeuge gibt es im Kreis nicht. Und auch was das sonstige Spezialequipment angeht unterscheiden sich die Bestände der örtlichen Feuerwehren stark. Grund dafür ist sicherlich auch, dass es aktuell für Waldbrandausrüstung vom Land Baden-Württemberg noch keine Zuschüsse gibt. "Da müssen die Kommunen selbst ran", meint Müller. Aber vielleicht tue sich da ja in den kommenden Jahren etwas, die öffentliche Diskussion sei immerhin schon einmal angelaufen.

In Schramberg habe man vor etwa zwei Jahren aufgerüstet, was die Waldbrandbekämpfung angehe, und das neue Tanklastfahrzeug, das die Rottweiler Feuerwehr im Dezember bekommen soll, wird laut Müller ebenfalls mit speziellen D-Schläuchen ausgerüstet sein. Diese sind für Waldbrände besonders geeignet, weil sie mit 25 Millimetern einen deutlich kleineren Durchmesser als die "normalen" C-Schläuche haben und somit flexibler sind.

Um beim Löschen eines Waldbrands den Überblick zu behalten, können die Feuerwehren im Landkreis seit Kurzem außerdem eine Drohne aus Villingendorf anfordern. Das sei ein sinnvolles Mittel, meint Müller, da sich die zuständigen Einsatzleitern durch die Live-Übertragung der Bilder ein "gutes Lagebild" schaffen könnten.

Und wie sieht es mit der Schulung der Feuerwehrleute aus? "Eine spezielle Ausbildung gibt es aktuell nicht", teilt Müller mit. Auch die Landesfeuerwehrschule in Bruchsal biete bisher nur Seminare, nicht aber tiefergehende Ausbildungen zum Thema Waldbrand an. Bei den regelmäßigen Übungen der örtlichen Feuerwehren würden immer mal wieder aber auch Waldbrandszenarien – insbesondere die Alarmstufe "Wald zwei" – durchgespielt. Diese Übungen und auch die vorhandene Ausrüstung waren für die örtlichen Feuerwehren bislang genug, um sich gegen Wald- und Flächenbrände zur Wehr zu setzen – vor allem ist das wohl der geringen Gefährdungslage im Landkreis geschuldet.