Die Jury des Bundesverbands nimmt die Kleingartenanlage unter die Lupe. Fotos: Alt Foto: Schwarzwälder Bote

Wettbewerb: Verein ist vielschichtig aktiv

Die Rottweiler Kleingärtner wollen groß rauskommen. Die Chancen stehen gut. Am Donnerstagmorgen war die Bundes-Jury zu Gast und nahm die Anlage an der Charlottenhöhe unter die Lupe.

Rottweil. Während auf der Wiese vor dem Vereinsheim der Rottweiler Kleingärtner die Esel grasen, versucht im Inneren die Vorsitzende der Gartenfreunde, Monika Albert, die Jury mit Fakten zu überzeugen. Wer sind die Kleingärtner, was tun sie und wie tun sie’s – Albert gibt in ihrem Vortrag Einblicke in die Entstehungsgeschichte und das weite Aufgabengebiet. Dieses Jahr feiert der Verein sein 75-jähriges Bestehen, das angesichts der Vorbereitungen für die Landesgartenschaubewerbung und für den Besuch der Jury vom Bundesverband deutscher Kleingärtner fast unter den Tisch fällt.

Die Entwicklung des Vereins ist unweigerlich an die Entwicklung der Stadt Rottweil gebunden. Das zeigt nicht zuletzt der Standort am Wasserturm, der nun nach unten durch das Neubaugebiet Spitalhöhe begrenzt ist. Seit 1947 gibt es die dortigen Parzellen. Die Anlage zwischen Charlottenhöhe und Hofgut Schmelze entstand erst in den 60er-Jahren.

In den 60ern sind übrigens auch die meisten Kleingärtner der Anlage. "Unser Durchschnittsalter ist 62", erzählt Albert. Dafür ist die Kleingartenanlage aber multikulturell. Eine Grafik mit bunten Kästechen zeigt, welche Nationalitäten vertreten sind. Die Mitglieder der Bundesjury hören interessiert zu.

Der Verein ist das Jahr über rege: Neben Vorträgen, Schnittkursen und Gartenführungen gibt es auch eine Fachberatung. Außerdem bringen sich die Kleingärtner in den angelegten Gemeinschaftsgärten am Nägelesgraben ein und sind in die Lokale Agenda 21 und in den Agenda-2030-Prozess eingebunden.

Nach diesem groben Überblick und den einleitenden Worten von Bürgermeister Christian Ruf zuvor, ging das Wort an die Jurymitglieder. Kritische Fragen richteten diese in Richtung Bürgermeister, der auf das Wachstum der Stadt abgestellt hatte. Ob die Stadt ein Kleingartenentwicklungskonzept bezüglich des Erhalts der Kleingartenanlage habe, wollte ein Jury-Mitglied wissen.

Bunte Vielfalt gefällt

Oder anders gesagt: Besteht die Gefahr, dass die Rottweiler Kleingärten langfristig für die Erschließung von Bauland "platt gemacht" werden?

Ein Konzept gibt es nicht, wohl aber mögliche Kleingartenflächen auf dem Hegneberg. Bei Bedarf könne also dort eine weitere, neben den bestehenden Anlagen, entstehen, meinte Ruf. Er verwies auch auf die aktuelle Marschrute der Stadt, den Fokus auf die Erschließung von Baulücken und damit auf die Innenentwicklung zu legen. "Das wird erfolgreich in den Ortsteilen praktiziert", betonte Ruf. Hausen sei ein solches positives Beispiel.

Dann aber ging’s für die Jury, die Kleingärtner und die Vertreter der Kommunalpolitik in die Anlage – zur Feldforschung sozusagen. Die Jury interessierte sich nämlich nicht nur für die städtebauliche Einbindung und soziale Teilhabe der Kleingärtner, sondern auch für die ökologische Komponente – also die Art der Bepflanzung der Parzellen oder deren Bearbeitung. "Herbizide zum Beispiel gehen gar nicht", erklärt ein Jury-Mitglied am Rande der Begehung und lobt gleichsam die bunte Vielfalt an Gemüse- und Blumen-Sorten.

Die Jury fotografiert eifrig, während die Vorsitzende den Tross durch die Anlage, vorbei an den von Schülern für die Landesgartenschaubewerbung bunt gestalteten Gießkannen und hinüber zum ortsansässigen Imker führt. Vorne weg immer die Esel der Rottweiler Eselfreunde. Ob sie den Kleingärtnern am Ende zum notwendigen Quäntchen Glück verhelfen? Bis zum Jahresende ist jedenfalls Warten angesagt, erst am 1. Dezember wird die Entscheidung der Jury in Berlin bekannt gegeben. "Da sind wir eingeladen", freut sich Albert.