Kinder- und Jugendhospizdienst: Sigrun Butschek (links) und Uli Wolf helfen in Familien in schwieriger Zeit. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit / Malteser fordern Impfangebot für betroffene Familien

Rottweil. Familien, in denen ein Kind lebensverkürzt erkrankt ist, haben jetzt besonders viele Sorgen. Die Corona-Pandemie führt zu extremen Einschränkungen; Helfende können nur sehr eingeschränkt unterstützen. Dazu kommt die fehlende Impf-Perspektive.

Zum Tag der Kinder- und Jugendhospizarbeit weisen die Malteser auf die besonderen Herausforderungen für Familien hin, in denen ein Kind lebensverkürzend erkrankt ist. Psychosoziale Hilfe, praktische Unterstützung, Therapien oder einfache Momente der Entspannung fallen für viele Eltern und Kinder weg. Zudem sind die Familien nicht in der ersten Priorität der Corona-Impfungen vorgesehen.

"Die Angst, dass das schwer erkrankte Kind zusätzlich mit Corona infiziert wird, führt bei allen Familien zu extremen Einschränkungen. Die Eltern sind permanent in Hab-Acht-Stellung, denn die gesunden Geschwisterkinder können Covid-19 mit nach Hause bringen", sagt Bernhard Bayer, Referent für Hospizarbeit bei den Maltesern in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Die Malteser fordern, dass den betroffenen Familien sehr schnell ein Angebot zur Impfung gemacht werden müsse.

In Familien kümmert sich meist ein Elternteil vollständig um das erkrankte Kind und die Geschwister, ein Elternteil geht arbeiten. Oder ein Elternteil ist schwerst erkrankt und benötigt die Pflege durch den Partner. In Corona-Zeiten aber wird das Wohnzimmer zum Homeoffice und zum Schulort für die Geschwister.

Strenge Selbstisolation

"Die Familienmitglieder isolieren sich meist sehr streng gegenüber außen, um die Ansteckungsgefahr für das schwerkranke Familienmitglied Richtung Null zu drücken", sagt Bayer.

Der Malteser-Referent für Hospizarbeit appelliert an die Menschen im Freundeskreis oder der Nachbarschaft: "Es sind die kleinen Gesten, die in diesen Zeiten helfen: Einkaufen gehen für die Familie, einen Kuchen vor die Türe stellen, eine selbstgebastelte Postkarte schreiben statt einer Handy-Nachricht, natürlich aber auch mit Telefon und Videochat für Ablenkung sorgen."

Viele ehrenamtliche Begleiter bleiben "ihrer" Familie auf jeden Fall per Netz verbunden. Messenger-Dienste mit Videofunktion dienen dazu, zum Beispiel doch noch zusammen zu basteln. Derweil die Kinder am heimischen Küchentisch schneiden und kleben, verfolgt ihre Begleiterin von ihrem Zuhause aus die Fortschritte und gibt Tipps.

In einem anderen Fall bleibt über diesen Weg das Gespräch mit den Erwachsenen bestehen. "Online verbunden zu sein, ersetzt in keinem Fall die persönliche Begleitung, doch funktioniert es in der jetzigen Situation sehr gut", sagt Sigrun Butschek, die den Dienst in Rottweil seit fünf Jahren leitet.

Sie ist froh, dass die Ehrenamtlichen auf diese Weise auch vor Ansteckung geschützt sind und ihre wichtige Unterstützung nicht einstellen. Denn Familien mit einem schwer erkrankten Mitglied können sich nicht noch mehr isolieren. "Der Spielraum ist aufgebraucht", konstatiert Butschek.