Sind Buchläden auch in Rottweil am Aussterben? Foto: sb

Bücher sind in der Rottweiler Innenstadt allgegenwärtig. Regionale Titel, Krimis und Belletristik beliebt.

Rottweil - Gemütlich im Sessel vor dem Kamin, im kuschligen Bett oder auf dem Liegestuhl, alles Orte, von denen man sich gern auf Verbrecherjagd, in ferne Welten oder vergangene Zeiten begibt. Das Lesen unterliegt im digitalen Zeitalter einem Wandel – auch in Rottweil?

Jüngst mokierte sich der Heidelberger Literaturwissenschaftler Roland Reuss über die Verknüpfungen der Heidelberger Universitätsbibliotheken zum Onlinehändler Amazon. Ausgerechnet die altehrwürdige Bibliothek werde damit sozusagen zu einem Komplizen, wenn es ums Aussterben von Buchläden geht. In Rottweil öffnet genau zu dieser Zeit der vierte Buchhändler seine Pforten. Vom Aussterben des Buchhandels also keine Rede in der früheren Reichsstadt. Zusammen mit den Beständen der Stadtbücherei und der Heilig-Kreuz-Bücherei in der Rathausgasse stellt die Innenstadt für Leseratten geradezu ein Bücherparadies dar.

Aber auch vor dem Rottweiler Leser machen die neuesten Entwicklungen nicht halt, auch er zeigt sich vermehrt interessiert am sogenannten E-Book-Reader, einem handlichen Lesegeärt, auf dem digital Bücher gespeichert werden können. Gekauft werden diese Bücher per Mausklick von zu Hause aus, aus dem Zug heraus oder im Café. Die Stadtbücherei bietet seit einiger Zeit ihren Kunden die Möglichkeit, E-Medien auszuleihen. Das Angebot wird gut genutzt. Monika Schmidt, Leiterin der Stadtbücherei, erklärt, dass man Bücher, Audiodateien und Videos zwei Wochen als E-Medium ausleihen könne, dann erlischt der Zugriff.

Auch Buchhändler in Rottweil haben sich auf diese neue Art der Nachfrage eingestellt. Die Buchhandlung Klein und Buch Greuter verkaufen die E-Reader und bieten auf ihren Online-Portalen E-Books an. Herrmann Klein, von der gleichnamigen Buchhandlung sagt: "Dieser Markt ist noch marginal bei uns". Eckhart Fink, Filialleiter bei Buch Greuter, stellt eine große Neugier der Rottweiler gegenüber diesem Medium fest und freut sich darüber, in seiner Filiale schon einige E-Reader verkauft zu haben, online biete man schon eine Weile E-Books an.

Der Vorteil der Buchhändler liegt in der persönlichen Beratung

Hiltraud Dussmann sagt, dass man in diesem Jahr die Konkurrenz durch das E-Book spüre, weil viele Leser nun damit ausgestattet seien. Sie setze daher auf persönliche Beratung und nutze Facebook als Werbeplattform. Auch einen Onlineshop habe man eingerichtet. Auch in der Buchhandlung von Irmgard Kolb mache sich das neue Medium bemerkbar. Sie setze daher ebenfalls auf persönliche Beratung.

Obwohl es der Buchhandel derzeit schwer hat, sehen die Händler nicht das Ende des Buches. "Das Buch bleibt", sagt Herrmann Klein. Auch Monika Schmidt ist vom Fortbestand des Buches überzeugt: "Bisher hat noch nichts das Buch verdrängt".

Gibt es ihn noch, den klassischen Leser in unserer Stadt? Ja, in Rottweil wird auch noch auf Papier gelesen. Die Stadtbücherei verzeichnet seit Jahren einen konstanten Zuwachs an Nutzern, die trotz aller Konkurrenzmedien noch hauptsächlich Bücher ausleihen. Ken Follett Krimis sind hoch im Kurs und meist dauerverliehen. Eckhart Fink berichtet, dass das gerade verfilmte Buch "Rubinrot" von Kerstin Gier viel gekauft werde. Hiltraud Dussmann stellt einen Trend im Bereich regionale Krimis fest und in der Buchhandlung Klein werden auch regionale Titel, zur Zeit der Rottweil-Krimi "Schwarzer Neckar" von Thilo Scheurer und aktuelle Bestseller, gut verkauft. Irmgard Kolb hat viele Stammkunden, die auf ihr Fachwissen setzen, viele Kunden stöbern auch im Sortiment. Beliebt seien bei den Rottweilern Bücher über Stadt und Region. Auch Krimis und Belletristik werden gern gelesen.

Wer mal wieder Lust auf ein gutes Buch, egal ob digital oder auf Papier, hat, dem sei folgender Tipp von Irmgard Kolb mitgegeben: "Der Feind meines Vaters" von Almudena Grandes. Ein spannendes und tiefgründiges Buch. Genau das Richtige, um einen verregneten Frühlingstag mit Leben zu füllen.

Wie sieht es mit der Konkurrenz unter den aktuell vier Buchhändlern aus? Irmgard Kolb kann nach dieser kurzen Zeit mit vier Buchläden noch kein Fazit ziehen. Ihr Weihnachtsgeschäft lief jedenfalls wie bisher. Herrmann Klein merkt keinen Unterschied und sieht sich mit seinem Angebot im Laden und dem hauseigenen Onlineportal gut aufgestellt. Hiltraud Dussman spürt einen leichten Rückgang, der aber mit mehreren Faktoren zusammenhänge. Neben der direkten Konkurrenz in der Nachbarschaft verweist sie auf Amazon und eben die E-Books. Und der Neuling? Buch Greuter, wurde, laut Eckhart Fink, gut in Rottweil aufgenommen. Der Start verlief positiv.