Mit der Komödie "Wenn der Kahn nach links kippt, setze ich mich nach rechts" hat das Zimmertheater Rottweil nicht nur landesweit Aufmerksamkeit erhalten, sondern auch ein überdurchschnittliches Publikumsinteresse verbuchen können. Archiv-Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder Bote

Zuschuss: Ausschuss unterstützt Antrag des Zimmertheaters / Entscheidung im Gemeinderat im November

Einstimmig empfiehlt der Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss (KSV) dem Gemeinderat, ab 2020 den jährlichen Barzuschuss an das Zimmertheater um 10 000 Euro zu erhöhen. Zweifel an der Bedeutung der Institution für Rottweil sollten in der Sitzung gestern Abend keine aufkommen.

Rottweil. 76 500 Euro bekommt der Verein seit diesem Jahr für seine kulturelle Arbeit. Zudem gibt es Mietverrechnungen von jährlich etwas mehr als 46 000 Euro. Trotzdem konnten das Vorstandsmitglied Georg Fröhlich sowie die Intendanten Bettina Schültke und Peter Staatsmann den Ausschussmitgliedern darstellen, dass zwar solide gewirtschaftet wird, es finanziell aber dennoch äußerst knapp zugeht. Ohne zusätzliche Gelder für ausgewählte Projekte stünden dem Theaterbetrieb gerade einmal die Mittel für ein bis zwei Schauspieler-Gagen zur Verfügung.

Schon im Rahmen des Haushaltsberatungen im Januar hatten Oberbürgermeister Ralf Broß und die Stadträte deshalb in Aussicht gestellt, ab 2020 in einem weiteren Schritt den Zuschuss aufzustocken. Die Abhängigkeit von Projektförderungen und damit verbunden die Unsicherheit in der Planung sollten abgefedert werden.

Ein Leuchtturm

Nach einer ausgiebigen Diskussion folgten die KSV-Mitglieder daher gestern Abend dem Vorschlag der Stadtverwaltung, die Barmittel um 10 000 Euro aufzustocken. Unisono wurde die Bedeutung des Zimmertheaters für die Stadt betont. Immer wieder war von einem Leuchtturm in der kulturellen Landschaft die Rede. Die Einrichtung sei ein Glücksfall für Rottweil, meinte etwa Ingeborg Gekle-Maier (Grüne), die gerne auch noch über ein "Aushängeschild für den Landkreis" gesprochen hätte.

Dass der Verein dabei überaus gut wirtschafte, hat nicht nur der Rechnungsprüfungshof des Landes bereits festgestellt. Karl-Theodor Häring (FWV) sprach gar von "Zahlen, die sich so mancher Betrieb wünschen würde". "Das Zimmertheater ist uns wertvoll", meinte auch Arved Sassnick (SPD+FFR).

Rasmus Reinhardt (CDU) stand da nicht nach. Rottweil halte Kunst und Kultur sehr hoch. Angesichts der aktuellen Diskussion (wir berichteten) und den Äußerungen des Landtagsabgeordneten und stellvertretenden AfD-Fraktionsvorsitzenden Emil Sänze sei man versucht, "das Zimmertheater mit Gold zu überschütten". Nur: Mit Blick auf die Finanzlage der Stadt stelle sich die Frage, ob sich Rottweil das auch leisten kann. Die CDU-Fraktion beantragte deshalb, die Entscheidung über die Zuschusserhöhung erst im Januar bei der Haushaltsplanberatung für 2020 zu fällen. Dann, so die Argumentation, habe man die Übersicht über die Spielräume und die Zuschussanträge anderer Vereine. In den übrigen Fraktionen fand die CDU dafür aber keine Unterstützung. Das Gremium sprach sich für die Erhöhung aus. Entscheiden soll der Gemeinderat bereits in seiner nächsten Sitzung am 20. November – und nicht erst im Januar. Reinhardt und seine Fraktionskollegen enthielten sich bei der Abstimmung, die damit einstimmig ausfiel.

Gerhard Aden nutzte die Diskussion im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss, für ein paar "Anmerkungen" in Richtung Verein und Intendanz, die er aber ausdrücklich nicht als Kritik verstanden wissen wollte. Doch manches Mal stelle sich ihm die Frage, welche Zielgruppe das Theater bei seinen Produktionen denn im Sinn habe.

Hoffmann fehlt

Schon in der Debatte wurde immer wieder angesprochen, dass ausgerechnet bei diesem Thema der Rottweiler AfD-Stadtrat Reimond Hoffmann fehlte. Angesichts der Debatte auf Landesebene – der städtische Zuschuss ans Zimmertheater war gestern sogar Thema im Stuttgarter Landtag – wäre man wohl auf Hoffmanns Stellungnahme gespannt gewesen und hätte gleichzeitig nochmals Geschlossenheit demonstrieren können. "Ich bedauere, dass ausgerechnet der AfD-Stadtrat unsere Argumente in der Debatte nicht gehört hat", merkte auch Oberbürgermeister Ralf Broß nach der Abstimmung an.