Ist bald nirgends mehr ein Haken frei? Die Stadtverwaltung räumt ein, dass Kindergartenplätze zunehmend knapp sind. Es muss gehandelt werden. Foto: Skolimowska

Vor allem im U3-Bereich ist Nachfrage groß. Überhang schrumpft. Ausbau dringend erforderlich.

Rottweil - In den vergangenen Jahren hat es sich angedeutet, jetzt spitzt sich die Lage zu: Der Platz in den Rottweiler Kindergärten wird knapp. Das wird in der Vorlage für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch deutlich. Die zweite Botschaft lautet: Man unternehme alles, um weitere Plätze zu schaffen.

Der Gemeinderat befasst sich in seiner Sitzung am Mittwoch mit der Bedarfsplanung und einer anstehenden Gebührenerhöhung. Die Verwaltung weist darauf hin, dass in den vergangenen Jahren viel für den Ausbau der Plätze getan worden sei. Immer mehr zeichne sich jedoch ab, dass Bedarf darüber hinaus vorhanden ist.

Dabei seien drei neue Krippengruppen in Göllsdorf und weitere Maßnahmen, wie die Schaffung von zusätzlichen Betreuungsplätzen beispielsweise im Kindergarten Hegneberg bereits umgesetzt worden. Dennoch: "Die Nachfrage ist besonders im U3-Bereich ungebrochen. Um hier weiter gegenzusteuern, ist die Einrichtung einer Krippengruppe im Kindergarten Engelsburg in Neukirch bereits in Planung. Sie wird zukünftig vom Tageselternverein betrieben werden", heißt es.

Auch der Neubau löst das Problem nicht

Inklusive der durch das Platzsharing mehrbedingten Plätze und mit den Plätzen, die der Tageselternverein zur Verfügung stellt, komme die Stadt Rottweil für den U3-Bereich auf insgesamt 314 Plätze im Kindergartenjahr 2020/2021. Dies entspreche "einem sehr guten Deckungsgrad von rund 64 Prozent", decke aber die Nachfrage nach dem weiteren Bedarf nicht vollständig.

Im Kindergartenbereich könne derzeit noch allen Kindern ein Platz angeboten werden. Jedoch würden auch hier die Plätze knapper, man starte mit "nur noch einem sehr geringen Überhang" in das neue Kindergartenjahr.

120 Kinder müssen länger im Kindergarten bleiben

Einen Lichtblick biete zwar der neue Kindergarten auf der Spitalhöhe, der im Ü3-Bereich 50 weitere Plätze schaffen wird. Doch auch dies, sagt die Verwaltung klar, könne den erhöhten Betreuungsbedarf nicht in vollem Umfang auffangen. Auch die umliegenden Kindergärten seien "sehr gut ausgelastet".

Der vorübergehende Wegfall von 28 Plätzen durch den Umbau des Kindergartens Bonaventura trägt sein Übriges zur angespannten Lage bei. Und: Der Stichtag wurde verändert. Das bedeutet für Rottweil gemäß den Vorgaben der Landesregierung, dass in den nächsten drei Jahren etwa 120 Kinder länger im Kindergarten sein müssen. Bei den über Dreijährigen stelle der Tageselternverein zusätzlich 50 Plätze zur Verfügung, die aber in der Bedarfsplanung nicht eingerechnet werden könnten. Das Interesse am Platzsharing sei weiterhin stark rückläufig, dies müsse man in der Bedarfplanung 2020/2021 ebenfalls "realitätsnah" berücksichtigen.

Erhöhung der Elternbeiträge geplant

Das Fazit der Verwaltung fällt deutlich aus: "Überhänge, welche in den vergangenen Jahren insbesondere auch vor der Flüchtlingskrise bestanden haben, sind mittlerweile aufgebraucht." Es werde ein ein weiterer Ausbau der Angebote notwendig sein, da schon jetzt für die Folgejahre ein erhöhter Bedarf prognostiziert werden könne. Wie die Stadt dies bewerkstelligen soll, wird am Mittwoch Diskussionsthema sein.

Außerdem liegt dem Gemeinderat ein Beschlussvorschlag zur Erhöhung der Elternbeiträge vor: "Im Einvernehmen mit den anderen Kindergartenträgern" sollen die Elternbeiträge zum 1. September erhöht werden: 2,5 Prozent im Ü3-Bereich und sechs Prozent im U3-Bereich. Am "badischen Gebührenmodell" will man festhalten. Nach diesem werden für gestaffelte Gebühren nur die Kinder einer Familie berücksichtigt, die den Kindergarten besuchen. Das württembergische Modell dagegen bezieht alle im Haushalt lebenden Kinder mit ein. Für Rottweil würde ein Modell-Wechsel laut Verwaltungsberechnung Mindereinnahmen von 200 000 Euro pro Jahr bedeuten.  Die Sitzung beginnt am Mittwoch, 22. Juli, um 17 Uhr in der Stadthalle.