Ein historisches Foto zeigt die Burg, wie sie kurz vor ihrem Abbruch ausgesehen hat. Foto: Schwarzwälder Bote

Geschichte: Burg Rotenstein vor 100 Jahren abgebrochen / Erstmals 1267 erwähnt

Hoch über der Eschach bei Hausen stand einst die Burg Rotenstein, in der einige hundert Jahre lang die Patrizierfamilie Bletz lebte. Heute erinnert lediglich ein kleines Bronzemodell an die Burg, die vor 100 Jahren abgebrochen wurde.

Rottweil-Hausen. "Rastlos rauscht der Eschach Welle, um bemoostes Felsgestein", so beginnt das Gedicht, das Anton vom Kocher einst über die Burg Rotenstein verfasst hat. "Wackre Kämpen ferner Tage bauten dort ihr Luginsland; und sie hatten sich voll Würde ›Die von Rothenstein‹ benannt", schreibt er weiter. Bereits hier wird deutlich, welch stattliches Gebäude die Burg einst gewesen sein muss. Heute ist davon nichts mehr zu sehen. Im Jahr 1267 wurde die Burg erstmals erwähnt, geht aus einem Beitrag des Burgenforschers Konrad Albert Koch über die Burg Rotenstein hervor. Die Burg soll von Friedrich de Rotenstein gebaut worden sein – hoch über dem nördlichen Ufer der Eschach bei Hausen.

Angehörige der einflussreichen Rottweiler Patrizierfamilie Bletz werden mit dem Zusatz "von Rotenstein" erstmals 1451 genannt. Damals war der Rotenstein wohl österreichisches, und davor hohenbergisches Lehen, schreibt der Historiker Winfried Hecht in seinem Büchlein "Burgen rund um den obersten Neckar" über die einstige Burg. Angehörige der Familie Bletz stellten im 14. und 15. Jahrhundert Schultheißen in Rottweil und waren immer wieder auch im gehobenen fürstlichen und kirchlichen Dienst zu finden.

Fabrikant Hohner reißt ehemaliges Schlösschen im Jahr 1919 ab

Ende des 15. Jahrhunderts muss die Burg wohl teilweise zerstört gewesen und deswegen umfangreich umgebaut worden sein. Denn auf der Pürschgerichtskarte von David Rötlin aus dem Jahr 1564, die heute noch im Stadtmuseum zu sehen ist, ist ein wuchtiger dreistöckiger Turm zu sehen, der auf der Mittelachse einen Erker aufweist und mit Staffelgiebel abschließt, zu erkennen – und nicht mehr die Burg mit Burgstall wie sie früher beschrieben wurde. Seitlich ist eine Toranlage zu erkennen.

Auch der 30-jährige Krieg hinterließ offenbar seine Spuren an der Burg, sodass erneut umgebaut wurde. Laut Hecht ist bei der Erneuerung wohl lediglich ein Stumpf des einstigen Wohnturmes übrig geblieben. Bei den Bauarbeiten sei dieser in den lang gezogenen Wohnbau mit neun Fensterachsen einbezogen worden. Auch eine Scheuer und eine Kapelle sollen zu dem Neubau, der nunmehr auch als Schloss bezeichnet wurde, gezählt haben.

Bis zum Verkauf im Jahr 1768 an die Reichsabtei Rottenmünster blieben die Bletz von Rotenstein eng mit der Burg verbunden. 70 000 Gulden soll die Familie für die Burg bekommen haben. Mit der Säkulation in den Jahren 1802 und 1803 ging der Rotenstein zunächst an das damalige Herzogtum Württemberg und im Jahr 1821 an einen privaten Eigentümer. Die Familie der Bletz von Rotenstein war damals bereits ausgestorben.

Vor seinem Abriss im Jahr 1919 durch den Fabrikanten Hohner aus Trossingen, war das einstige Schlösschen in einen Ökonomiehof umgewandelt worden. Das ist auf alten Bildern zu sehen. Der Wappenstein der Bletz von Rotenstein, der einst den Schlussstein des Burgtores gebildet hatte, und ein Grabstein aus der Burgkapelle präsentierte Fabrikant Hohner an seinem neuen Ökonomiehof Oberrotenstein.

Bronzemodell erinnert am einstigen Standort an das Bauwerk

Heute ist die Hohner-Villa Künstleratelier von Tobias Kammerer. Die steinernen Zeugen der einstigen Burg können dort aber noch immer im Eingangsbereich bewundert werden. Für den Ort, an dem die Burg stand, hat Kammerer ein kleines Burgmodell aus Bronze angefertigt, das an das Bauwerk erinnert. Denn beim Abbruch blieb von der Burg nichts mehr übrig. Die Steine sollen zum Bau von Feldwegen verwendet worden sein, heißt es in der Hausener Ortschronik von Franz Steiner. Und so schließt auch das Rotenstein-Gedicht: "Wildnis deckt die Stätte heute, ach, kein Stein blieb mehr zurück! Denn des Burgwalls Mauerreste legten Grund zu neuem Glück. Und wo just vor wenig Monden Brückentor und Kirchlein lag, wuchern Disteln jetzt und Epheu zwischen wildem Rosenhag."

Der einstige Burgstandort kann vom Wanderparkplatz am Wald beim Oberrotenstein zu Fuß in zehn Minuten gut erreicht werden.