Die "Neue Mitte" in Rottweil ist übersät von Kaugummi-Flecken. Foto: Otto

Helles Pflaster der "Neuen Mitte" ist von Flecken übersät. Stadt soll handeln. Mit Kommentar

Rottweil - Wer mit dem Blick nach unten durch die "Neue Mitte" Rottweils läuft, dem wird flau im Magen: ekelhafte Kaugummireste wohin das Auge reicht, Flecken unbekannter Herkunft, Zigarettenkippen – das 2010 verlegte Pflaster sieht übel aus. Die Stimmen mehren sich: Hier muss etwas getan werden.

Als wir den unansehnlichen Fleckenteppich am Donnerstag fotografieren, bleiben etliche Passanten stehen. "Einfach furchtbar sieht das hier aus", sagt ein Mann. Eine Geschäftsfrau aus der Hochbrücktorstraße berichtet, dass sie der Verschmutzung vor ihrem Laden kaum noch Herr wird. "Nach dem Wochenende ist es besonders schlimm. Alles wird einfach hingeworfen." Vor allem die vielen Kaugummis entwickeln sich zu hartnäckigen schwarzen Flecken auf den hellen Pflastersteinen. "Da muss man mal richtig ran", sagt ein Passant.

Diese Meinung wurde auch am Mittwoch im Kultur-, Sozial- und Verwaltungsausschuss laut. Arved Sassnick (SPD) brachte das Thema zur Sprache. Auch ihm sind die "ekligen Flecken", gerade in der Hochbrücktorstraße, ein Dorn im Auge. Er forderte die Verwaltung auf, sich der Sache anzunehmen. Bürgermeister Christian Ruf bestätigte, dass das "Verschmutzungsproblem" in der Innenstadt weiter fortschreite. Es sei eine Heidenarbeit, da hinterherzugehen. Jörg Stauss (FWV) betonte, dass zur Beseitigung der vielen Kaugummiflecken eine geeignete Maschine benötigt werde. Die Verwaltung solle prüfen, was hier in Frage kommt und was es kosten würde.

In anderen Städten wird den Kaugummis beispielsweise mit Hochdruckreiniger oder speziellen Heißwasserhochdruckanlagen zu Leibe gerückt. Im rheinland-pfälzischen Wesel haben zwei Mitarbeiter in der neuen Fußgängerzone fünf Wochen lang geschätzte 50.000 Kaugummis von 10.000 Quadratmetern Fläche entfernt. Flankiert wurde die Aktion dort von einer Kampagne gegen das "Saugummi" mit Plakaten in der Stadt und den Schulen.

Klar ist, dass so eine Aktion nicht im Rahmen der normalen Straßenreinigungsarbeiten erfolgen kann. Diese beschränken sich bislang auf die Reinigung des Pflasters per Kehrmaschine, in der Regel einmal pro Woche. Die Entfernung der Kaugummis gelinge "mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nur sehr unvollständig", so der städtische Betriebshof auf Anfrage.

Eine spezielle Hochdruckmaschine werde bislang nicht eingesetzt, da sie sehr teuer sei. "Entweder müsste die Stadt ein entsprechendes Gerät anschaffen oder einen Dienstleister beauftragen", heißt es. Zudem bestehe je nach Beschaffenheit des Pflasters und der Kaugummis die Gefahr, dass das Pflaster die Reinigung nicht unbeschadet übersteht. Sollte die Verschmutzung weiter zunehmen, sieht der Betriebshof in der Technik aber grundsätzlich eine Möglichkeit, um so Abhilfe zu schaffen.

Nun gilt es für Stadtverwaltung und Gemeinderat zu prüfen, wie und in welchem Kostenrahmen man gegen das Fleckenmeer vorgehen will.

Kommentar: Sauerei

Von Corinne Otto

Daheim vor der Haustür würde wohl keiner seinen Kaugummi auf den Boden spucken oder eine Kippe in die Ecke schnippen. Aber in der Stadt? Im öffentlichen Raum? Kein Problem – irgendjemand wird’s schon wegräumen. Gemeinsinn? Fehlanzeige. Der eklige Fleckenteppich auf dem Innenstadt-Pflaster ist das Ergebnis tausendfacher Gleichgültigkeit. Oder sind es einfach schlechte Manieren? Die Forderung an die Stadt ist richtig, dass gegen die Verschmutzung etwas getan werden muss. Doch damit es nicht nach kurzer Zeit wieder gleich aussieht, muss jeder einzelne sich am Riemen reißen – und am besten auch seine Mitmenschen sensibilisieren. Es kann übrigens nicht schaden, einen Kaugummisünder direkt anzusprechen. An dieser Stelle haben wir schon von so einem Fall berichtet. Zumindest dieser Kaugummi ist dann tatsächlich im Müll gelandet – wo er hingehört.