Das Drehteam hat alle Hände voll zu tun, um die Interview Szene mit Konrad Haas und Anna Lena Dörr im Kolossaal ins rechte Licht zu rücken. Foto: Staiger

Der SWR begibt sich auf Expeditionen in die Heimat: In Rottweil erkundet man auch das Neckartal.

Rottweil - Es ist kalt, und noch ist der Kolossaal im Kraftwerk schummrig beleuchtet. Das Drehteam kommt eine halbe Stunde später als erwartet. Nicht nur der Bedeutung der Fasnet für die Stadt wird mit dem Volkskundler Werner Mezger auf den Grund gegangen, auch das Gelände der ehemaligen Pulverfabrik gehört zu den Preziosen, die der SWR innerhalb der groß angelegten Reportage-Reihe "Expeditionen in die Heimat" in das Blickfeld seiner Zuschauer rücken will.

Das Warten lohnt sich, denn die Sequenz, die Regisseur Jo Müller heute hier dreht, hat einen prominenten "Reiseführer": Der gebürtige Rottweiler Konrad Haas, einst Vorkämpfer der neuen deutschen Welle und Autor des Songs "Katharine, Katharine", in dem es der Legende nach tatsächlich um ein Rottweiler Mädchen gehen soll.

Bevor der Zuschauer am 10. Mai die hochglanzpolierte Perspektive auf unser Städtle und seine Geschichte präsentiert bekommt, steht erst einmal der Dreh. Dazu geht es zunächst in die Maske. Während die Maskenbildnerin Sabrina Maier das Gesicht der Moderatorin Anna Lena Dörr im gemütlich beheizten Tagungsraum der Trend-Factory zurecht pudert, ist Zeit für ein Interview mit Haas.

Der benutzt die Gelegenheit, sich im Plauderton darauf einzustellen, was nachher routiniert vor der Kamera erzählt wird. Konrad Haas besuchte einst das Albertus-Magnus-Gymnasium. Und er kennt das Kraftwerk noch aus Zeiten, als das Gelände der ehemaligen Pulverfabrik eigentlich noch weiträumig abgesperrt war: ein Abenteuerspielplatz. "Wir haben auf dem Gelände heimlich Schwarzpulver gesammelt", gesteht er schmunzelnd, "und nachher auf dem Schulhof abgefackelt." Dafür erntete Haas eine schallende Ohrfeige vom damaligen Rektor des AMG. "Zurecht", wie er heute sagt.

Noch will keine Dreh-Atmosphäre aufkommen, man hat eher den Eindruck, dass es sich um ein "Familientreffen" handelt, denn nicht nur die Mutter der Moderatorin ist mitgekommen "um einmal zu sehen, wie die Arbeit meiner Tochter aussieht". Konrad Haas hat einen guten Freund und künstlerischen Weggefährten mitgebracht: Stefan Waggershausen, der sich in der Rolle des sonnenbebrillten "Promi-Inkognito" gefällt.

Derweil baut ein Teil des Kamerateams den Set im Kolossaal auf, ein anderer Teil schwärmt im Gelände aus, um "Schnittbilder" von Architektur und Umgebung aufzunehmen. Noch eine Dreiviertelstunde bis zum Drehbeginn. Entspannter geht es nicht. "Mich interessiert zu sehen, was hier im Neckartal aus der Geschichte gewachsen ist", erklärt der Regisseur Jo Müller. Und bleibt locker. Das Klischee vom stressverbreitenden Chef am Set zerfließt in einem netten Gespräch. Am nächsten Tag wird hier ein Videoclip mit Haas gedreht. Man gewinnt den Eindruck, dass der Termin heute vor allem der Erkundung dient.

Das Gespräch vor der Kamera mit der Moderatorin Anna Lena Dörr dauert dann kaum 20 Minuten. Allerdings muss absolute Stille herrschen und die Zeitungsredakteurin wird sofort wegbugsiert, wenn ihre Gestalt einen verräterischen Schlagschatten auf die Szene zu werfen droht. Fotografieren ist ebenfalls nur ohne Blitz erlaubt. Eine Herausforderung.

So schnell das Drehteam im Kolossaal eingefallen ist, so schnell bricht es schließlich wieder auf zu neuen (Neckar)ufern und zum Ausleuchten neuer Abenteuer, die man in unserer Heimat erleben kann. u Gesendet wird die Reportage "Expedition in die Heimat – Unterwegs am oberen Neckar" am Freitag, 10. Mai, von 20.15 bis 21.45 Uhr im SWR Fernsehen; Wiederholung ist am Sonntag, 12. Mai, 11 Uhr.