Gefängnisbau: Gemeinderat stimmt nichtöffentlich mehrheitlich der Idee der Freien Wähler zu
Von Armin Schulz
Das Plangebiet des künftigen Gefängnisses im Esch könnte größer werden. Nichtöffentlich hat sich der Gemeinderat mehrheitlich ausgesprochen, das Waldstück neben der Bundesstraße 27 einzubeziehen. Die Freien Wähler hatten das vorgeschlagen.
Rottweil. Das Gebiet im Gewann Esch, auf dem das neue Gefängnis für circa 400 Häftlinge gebaut wird, soll erweitert werden. Das Waldstück neben der B 27 soll dazukommen. Eine breite Mehrheit des Gemeinderats, bestätigt Oberbürgermeister Ralf Broß auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, hat sich in nicht öffentlicher Sitzung dafür ausgesprochen. In der Sitzung am kommenden Mittwoch soll der Rat öffentlich beraten und einen Beschluss fassen. Bis dahin erhofft man sich auch eine Stellungnahme der Landesregierung als Bauherrin auf die gedachte Änderung.
Wie es in den Beratungsunterlagen heißt, sieht die Beteiligungsgruppe, die die Realisierung der JVA begleitet, und sehen Bürger in der Verschiebung des Gefängnisses in den Wald hinein sowohl Vor- als auch Nachteile. Die Vorteile seien: eine erwartete Minimierung der Lichtverschmutzung und der Sichtbeziehungen für Dietingen, Villingendorf und Tierstein; ein größerer Spielraum für die Planer im Rahmen des Architekturwettbewerbs, eine möglichst kurze Verkehrserschließung über die B 27 und eine Minimierung von Auswirkungen auf die angrenzenden Schutzgebiete.
Für den Erhalt der Waldfläche als solche sprächen: Minimierung der Eingriffe in Natur und Landschaft, geringerer Landschaftsverbrauch, geringere Eingriffe in die Natur bei der Erschließung von Versorgungswegen, Erhalt der Naherholungswege und Fortbestand der Waldbiotope.
Die Ortsgruppe Rottweil des Bundes für Umwelt und Naturschutz (Nabu) hat Anfang Dezember öffentlich ihre Sympathien für die Idee der Verschiebung des Gefängnisses in den Wald hinein bekundet. Laut Stadtverwaltung hat auch der Villingendorfer Bürgermeister Karl-Heinz Bucher die Idee begrüßt. Villingendorf gehört neben Dietingen zu den schärfsten Kritikern des Standortes Esch.
Die Idee, den Wald dazuzunehmen, stammt von der Fraktion der Freien Wähler im Gemeinderat. Zum einen sehen sie die Möglichkeit, die JVA über die B 27 anzuschließen, zum anderen den Gefängnisbau in der Waldsenke besser zu verstecken.
Was die Zufahrt anbelangt, ist das Regierungspräsidium Freiburg skeptisch. Die B 14 (Straße in Richtung Villingendorf) sei durch den Verkehr deutlich geringer belastet als die B 27.
Die Idee, das neue Gefängnis in den Wald zu rücken, hat Charme. Weniger aus Gründen des Naturschutzes (Wald ist wertvoll) oder vielleicht, weil die Anbindung über die B 27 geschickter wäre (ist sie nicht), sondern weil sie geeignet ist, eine Geste der Versöhnung zu sein. Der Standort für das neue Rottweiler Gefängnis, das Gewann Esch, war und bleibt umstritten. Vor allem in den angrenzenden Gemeinden Villingendorf und Dietingen. Der Bürgerentscheid hat daran nichts geändert. Die beiden Dörfer waren ja nicht einmal beteiligt. Ihre Hauptkritikpunkte: Das Gefängnis sitze ihnen zu sehr im Nacken, die Beleuchtung würde zu sehr stören. Wenn die JVA in der Waldsenke versteckt würde, wäre das eine deutliche bessere Situation für Villingendorf und Dietingen. Vielleicht können die enttäuschten Bürger dann mit dem Gefängnis ihren Frieden schließen.