Der Siegentwurf: So wird die neue JVA höchstwahrscheinlich aussehen. Hier der Blick vom Test-Turm aus.  Foto: Otto / Entwurf: Obermeyer Planen und Beraten

Konzept aus München überzeugt die Jury. Landschaftseinbettung großes Thema.

Kreis Rottweil - Der Architektenwettbewerb zum Neubau der JVA in Rottweil ist abgeschlossen, das Preisgericht kürte am Dienstagabend einstimmig den Siegentwurf: Insbesondere die landschaftliche Einbindung des Gebäudekomplexes überzeugte die Jury.

Damit steht also – aller Voraussicht nach – fest, wie das neue Großgefängnis zwischen B 27 und B 14 aussehen wird. Der Entwurf stammt aus der Feder der Münchner Büros Obermeyer Planen + Beraten GmbH und el:ch landschaftsarchitekten GbR. Als Leitidee steht bei ihrem Konzept im Vordergrund, dass sich der Gebäudekomplex aus der Landschaft und Topografie heraus entwickelt. Durch die Außenanlage werde der Komplex harmonisch in den Naturraum eingebettet.

Die Gebäude sind L-förmig angeordnet, zum Wald hin befinden sich abgesetzt die drei T-förmigen Bauten mit den Hafträumen. Die Erschließung erfolgt auf kürzestem Weg von Westen her. Gleich unterhalb der Parkplätze befindet sich das Freigängerheim noch außerhalb der Gefängnismauern.

5,50 Meter hohe Mauer

Die Hafträume selbst machen nur rund die Hälfte des Baus aus. An die Torwache schließen sich Besucher-, Verwaltungs- und Gesundheitsräume sowie eine Turnhalle an. Diese Bereiche werden durch sieben Innenhöfe untergliedert. Die Sporthalle ist separat zugänglich und kann auch von Externen genutzt werden. In der nach Norden abgewinkelten Gebäudespange sind die Werkstätten vorgesehen. Die Sportflächen liegen zum bestehenden Radweg hin, abgetrennt durch die umlaufende, rund 5,50 Meter hohe Gefängnismauer. Die Dachflächen sind komplett begrünt und sollen so eine zusätzliche Verbindung schaffen.

Nach Norden und Westen hebt sich der Baukörper laut Projektbeschreibung und Modell nur dezent von der großen Plateaufläche des Esch ab. Andere Entwürfe hatten eine deutlich dominantere Formensprache gewählt: Sternförmige oder gezackte Anordnungen, die eine deutliche Zäsur in der Landschaft bilden. Dass nun ein Entwurf das Rennen macht, bei dem die städtebaulich-landschaftliche Einbindung im Vordergrund steht, dürfte nicht zuletzt die umliegenden Gemeinden mit Sicht ins "Esch" freuen – wenn man hier von Freude sprechen kann.

Zudem lasse der ausgewählte Entwurf "eine wirtschaftliche Umsetzung der Maßnahme erwarten", wie es in einer Pressemitteilung des Finanzministeriums heißt. Im Februar war bekannt geworden, dass bei dem Projekt mit einer deutlichen Kostensteigerung gerechnet wird. Der Neubau des Gefängnisses für bis zu 500 Gefangene war zu Beginn des Architekturwettbewerbs mit 118 Millionen Euro taxiert worden. Das Land rechnet inzwischen mit bis zu 200 Millionen Euro.

Das Finanzministerium hatte die Entwicklung auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt und auf die "besonderen Anforderungen des ausgewählten Standorts" verwiesen. Deshalb sei mit einer Kostensteigerung auf voraussichtlich rund 180 bis 200 Millionen Euro zu rechnen, hieß es. Der Standort sei aufgrund seiner Hanglage, dem Baugrund und geringer Erschließung eine besondere Herausforderung.

Jetzt wird geplant

Nun wurde eine Lösung gefunden, die nach Ansicht der Jury alle Aufgaben erfüllt. Der Entwurf werde den funktionalen und wirtschaftlichen Anforderungen an eine neue Justizvollzugsanstalt gerecht, sagte Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. Mit dem Siegerentwurf könne nun die konkrete Planung beginnen und belastbare Kosten könnten ermittelt werden.

Staatsrätin Gisela Erler, ebenfalls Jury-Mitglied, erklärte: "Das Ergebnis zeigt, dass es uns im Esch gelungen ist, den Bau einer Justizvollzugsanstalt mit gesellschaftlicher Akzeptanz und vielen Bürgerideen auf den Weg zu bringen." Es werde ein Gebäude sein, das sich sowohl in die Landschaft einfügt als auch den vollzuglichen Anforderungen gerecht wird. Und Erler setzt weiter auf die Beteiligung der Bürger: Die konstruktive Atmosphäre mit der Rottweiler Bürgerschaft möchten wir auch im weiteren Planungs- und Bauprozess fortführen."

Weitere Informationen:

Die Wettbewerbsarbeiten werden bis 17. Juni jeweils von 9 bis 17 Uhr in der Alten Stallhalle Rottweil ausgestellt.

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