Anregungen etwa aus dem Bürgerinformationstreff (Bild) im Esch sind in den Auslobungstext für den Architekturwettbewerb eingeflossen. Foto: Nädele

Gefängnisneubau: Anregungen der Bürger für Architekturwettbewerb Thema im Gemeinderat. Kritische Anmerkungen.

Rottweil - Es war schon klar: Das Land geht beim Gefängnisneubau in eine Extra-Runde und prüft, ob das Waldgebiet südlich vom Esch in Frage kommt. Der Gemeinderat hörte gestern Abend dennoch ein paar neue Details zum aktuellen Sachstand.

Thomas Steier, Leiter des Landesbetriebs Vermögen und Bau in Konstanz, setzte die Stadträte gestern Abend ins Bild, was bisher für die Vorbereitung des Architekturwettbewerbs getan worden ist. Nach der Entscheidung, die Anregung aus Rottweil aufzunehmen und die Erweiterung des Plangebiets zu überprüfen, ruhe die Auslobung des Wettbewerbs für etwa ein Jahr. Das nehme er übrigens nicht mit Unmut zur Kenntnis, reagierte Steier auf eine entsprechende Vermutung von CDU-Stadtrat Günter Posselt. Als Architekt begrüße er, wenn für die Suche nach der besten Lösung mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Oberbürgermeister Ralf Broß hatte einleitend erklärt, es gehe darum, das Gefängnis möglichst in die Umgebung einzufügen.

Indes: Der Auslobungstext für den Architekturwettbewerb läge eigentlich in der Entwurffassung vor. Und auch wenn er für den Fall, dass tatsächlich auch im Waldgebiet zur B 27 gebaut werden könnte, zumindest in Teilen Makulatur ist – was sich von den Anregungen aus der Bürgerbeteiligung darin niederschlägt, ist in Rottweil natürlich interessant.

Fachbereichsleiter Lothar Huber und die externe Mitarbeiterin Eva-Maria Schmitz gingen deshalb ausführlich auf diese Punkte ein. Auf den ersten Blick für manche sicher ein Wermutstropfen: Die Entscheidung ist in Stuttgart gegen einen Zaun und für eine Mauer gefallen. Huber merkte dazu aber an, dass der Zaun bei der Besichtigung des Gefängnisses in Berlin optisch "nicht so wirklich begeistert" habe. Zudem: Außerhalb des äußeren Sicherheitskorridors gebe es keine Einschränkungen für die Bepflanzung. "Es braucht vielleicht etwas Geduld, bis die Bäume groß genug gewachsen sind, aber dann wird das Gefängnis aus Villingendorf und Dietingen nicht mehr zu sehen sein", meinte der Fachbereichsleiter. Lediglich für eines der Gebäude seien zudem drei Geschosse erlaubt.

Landschaftsbild, Ökologie, Natur- und Umweltschutz – die Anregungen der Bürger hätten sich dazu in vielen Punkten des Ausschreibungstextes niedergeschlagen, sagte Huber. Auch die klare Forderung, die Erholungsfunktion des Bereichs Esch nicht zu beeinflussen, fände sich wider. Bewusst, so Schmitz, sei deshalb ein Team aus Architekten und Landschaftsarchitekten gefragt. Dass beim Gefängnis außerdem gut 180 Stellplätze entstehen sollen, die etwa von Ausflüglern genutzt werden können, spielt hier ebenfalls eine Rolle.

Kritische Anmerkungen

Die Mitglieder des Gemeinderats hörten den Ausführungen aufmerksam zu. Auf den Besucherplätzen verfolgten Christian Ruf und Herbert Walter, die am Dienstag, 1. März, in Rottweil ihren Dienst als Bürgermeister und Fachbereichsleiter der Haupt- und Finanzverwaltung antreten werden, den öffentlichen Teil der Sitzung. Posselt wie auch Peter Schellenberg (FWV) begrüßten die aktuelle Entwicklung in Sachen Gefängnisneubau durchaus, hielten aber auch mit kritischen Anmerkungen nicht hinterm Berg. Schellenberg regte bei Steier noch an, mit Blick auf die Frage der Erschließung ein Verkehrsgutachten in Auftrag zu geben. Posselts Befürchtung, nach der Absage für einen Zaun könnte das Rottweiler Gefängnis doch zu einer Kopie des Offenburgers werden, zerstreute der Leiter des Amts Vermögen und Bau: Es gebe hier schon ganz andere Voraussetzungen durch die Umgebung. "Offenburg wird hier nicht dupliziert."

Übrigens: Eine Abordnung der Stadtverwaltung um OB Broß hat gestern auf Einladung des Landes das Gefängnis in Heimsheim besichtigt. Dort gebe es für Freigänger eine regelrechte Kleingartenanlage, berichtete Broß.

In Rottweil steht heute ein Treffen der Beteiligungsgruppe an, die sich ebenfalls für die Ergebnisse im Auslobungstext interessieren wird. Statt einer ersten Preisrichtersitzung steht für das Team um Steier nun aber die weitere Abstimmung für die Untersuchungen des fraglichen Waldgebiets auf dem Programm. Fauna und Flora müssen über zwölf Monate erfasst werden. Biotope, Geologie und archäologische Funde, möglicherweise eine Umweltverträglichkeitsprüfung und die Erschließungsfrage – das kostet Zeit. Im Frühjahr 2017 rechnet Steier mit den Ergebnissen und einer Antwort auf die Frage, ob das Plangebiet tatsächlich erweitert werden kann.