Hier, unweit der Neckartalbrücke der A 81, soll das neue Gefängnis erstellt werden.Archiv-Foto: Nädele Foto: Schwarzwälder Bote

Neubau: Inhaltliche Differenzen / Erste Rodungsarbeiten beginnen am Montag

Kreis Rottweil. Der Bauherr des neuen Gefängnisses in Rottweil, das Finanzministerium, hat den Architekten wegen inhaltlicher Differenzen und zeitlichen Verzögerungen hinausgeschmissen. Das teilt das Ministerium mit. Alle Arbeiten, die bis zur Beauftragung eines neuen Planungsbüros umzusetzen seien, würden fortgeführt, heißt es.

Nachdem der Gemeinderat der Stadt Rottweil im Dezember den Bebauungsplan für den Neubau beschlossen habe, sei dieser mit der Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachung Anfang Februar rechtskräftig geworden. Das teilt das Finanzministerium mit.

Damit könnten im Frühjahr die Vorwegmaßnahmen zur Erschließung des rund 22 Hektar großen Geländes starten. Es entstehe eine Zufahrtsstraße und das Gelände wird an Wasser, Abwasser, Strom und Gas angeschlossen.

Der Naturausgleich sei ein wichtiger Bestandteil des Gesamtprojektes, die ersten Maßnahmen würden jetzt angegangen, äußert Thomas Steier, Leiter von Vermögen und Bau Amt Konstanz. Das Amt koordiniert den geplanten Neubau der Justizvollzugsanstalt (JVA) im Gewann Esch. Im Zuge der bevorstehenden Erschließungsmaßnahmen stünden in den kommenden Tagen Gehölzrodungen an. Es müssten ab dem Bereich der Landesstraße 424-Abfahrt zum Hofgut Neckarburg und entlang des Neckartal-Radweges Bäume gefällt und Sträucher gerodet werden. Die Waldarbeiten werden voraussichtlich ab 15. Februar unter der Regie des städtischen Forstes in Kooperation mit einem lokalen Unternehmer durchgeführt. Als Koordinator fungiert der Rottweiler Revierförster Hans-Joachim Häberle.

Im Rahmen der Bauleitplanung habe sich das Land verpflichtet, auf einer rund 4000 Quadratmeter großen Fläche, unweit des JVA-Neubaus, Ersatzaufforstungen vorzunehmen. Für den Zeitraum der Forstarbeiten werde es auf der Zufahrt zum Hofgut Neckarburg Einschränkungen geben, so die Mitteilung.

Nach den vorbereitenden Maßnahmen werde das Land den ökologischen Ausgleich schon im Vorgriff auf den bevorstehenden Neubau starten. Als erster Schritt würden mit Beginn der Vegetationsphase sogenannte Lerchenfenster im Rottweiler Gewann "Auf Weinreben" eingerichtet. Lerchenfenster seien speziell angelegte Ackerflächen, auf denen die bedrohte Vogelart Feldlerche brüten und Nahrung finden könne. Weitere Maßnahmen würden folgen. Eine davon werde das Freischneiden der verwilderten Wachholderheide am Neckartalhang östlich vom Baugrundstück sein. Es seien Büsche zu entfernen und das Wachholdergehölz freizulegen. Die künftige Landschaftspflege werde dort durch eine Beweidung erfolgen.

In dem geplanten Neubau entstehen 500 Haftplätze. Die Haftgebäude machten etwa ein Drittel des gesamten Gebäudekomplexes aus. Um insgesamt sieben Innenhöfe würden zudem neben einer Torwache Räume für Arbeitsbetriebe, Schule, Krankenversorgung, Küche und Seelsorge gebaut. Besuchsräume seien ebenso geplant wie eine Sporthalle. Im Landeshaushalt 2020/21 seien 26 Millionen Euro für die Planung des Neubaus sowie die Vorwegmaßnahmen zur Erschließung etatisiert. Für die Umsetzung der Vorwegmaßnahmen sei mit einer Bauzeit von bis zu eineinhalb Jahren zu rechnen.

Für den Gebäudekomplex der JVA laufe derzeit die sogenannte Entwurfsplanung. Dabei würden die Pläne soweit konkretisiert, dass ein Planungskonzept vorliege, bei dem alle für den Bau und die Umsetzung notwendigen Aspekte berücksichtigt seien. Auf Basis der Entwurfsplanung könnten die Gesamtbaukosten für das Bauvorhaben berechnet werden. Diese sind teils umstritten und haben sich mit den Jahren um mehrere Millionen Euro erhöht.