Der Nachweis für Anhydrit, das sich mit Wasser vermischt in Gips verwandelt und aufquellen könnte, fand sich in Rottweil schon vor knapp 200 Jahren bei der Salzgewinnung. Foto: Schmidt

Wolfram Langbein zeigt Verständnis für Gefängnis-Absage aus Stuttgart. Tiefenbohrungen schon vor 200 Jahren.

Rottweil - Das Land bekommt Rückenwind aus Rottweil. Schon vor den geologischen Bohrungen war Wolfram Langbein klar, auf dem Stallberg könne die Justizvollzugsanstalt nur mit immens hohen Kosten verwirklicht werden.

Bohrungen in weit mehr als 100 Meter Tiefe wurden in Rottweil nicht erst 2008 durchgeführt. Vor fast 200 Jahren wurde mit insgesamt zehn Bohrungen nach Salz gesucht und bekanntermaßen wurden Vorkommen gefunden. Über jeder Salzschicht liege eine wasserundurchlässige Anhydritschicht, erklärt Langbein, 22 Jahre Vorsitzender des Solevereins. Wird also Salz nachgewiesen, wie in Rottweil, kann man davon ausgehen, dass auch Anhydrit gefunden wird. Kommt Anhydrit mit Wasser in Berührung, wandelt es sich in Gips um und quillt auf. Das geschah in Staufen, aber auch in der Salzstadt Lüneburg.

Die drei Hauptbohrungen für die Salzgewinnung auf der Saline Wilhelmshall fanden in Rottweil im Primtal statt. Zwischen 1824 und 1969, also 145 Jahre lang, wurden für die Salzgewinnung Tiefenbohrungen durchgeführt. Unter dem Gips- und Lettenkeuper, dem Hauptmuschelkalk und zwischen dem oberen und dem unteren Anhydrit in durchschnittlich knapp 130 Metern Tiefe wurden bei einem Durchmesser von 100 Meter bis zu 13 Meter mächtige Steinsalzlager gefunden. Eingeführtes Wasser löste das Salz zu Sole, das mittels Pumpen nach oben befördert wurde.

Insgesamt wurden in der Saline Wilhelmshall etwa 2,75 Millionen Kubikmeter Sole gefördert. Daraus ließen sich zusammen etwa 800 000 Tonnen Salz gewinnen.

Zurück blieben aber keine unterirdischen Hohlräume. Sie seien mit Wasser gefüllt, sagt Langbein. Dennoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass im Primtal Erdbewegungen stattfinden. Das sei insofern aber unproblematisch, da die Gegend nicht bebaut ist.

Die ersten Probebohrungen indes fanden beim Rottenmünster, entlang der alten Straße nach Neufra (also in unmittelbarer Nähe zum Stallberg), aber auch im Schachthaus bei Lauffen statt. Auch dort konnten Salzlager vorgefunden werden. Beim Rottenmünster waren die Vorkommen für eine Wirtschaftlichkeit zu gering, und bei Lauffen unterbrach in 58 Metern Tiefe eingedrungenes Wasser das weitere Unterfangen. Das Rottenmünster oder gar Bühlingen sieht Langbein aber nicht gefährdet, solange keiner auf die Idee komme, dort Tiefenbohrungen durchzuführen.

Verständnis zeigt Langbein vor diesem Hintergrund für die Absage aus Stuttgart. Das Fundament, das auf dem Stallberg für eine Justizvollzugsanstalt errichtete werden müsste, wäre aus seiner Sicht mit unverhältnismäßig hohem Kostenaufwand verbunden.