Hartwig Kluge erlebte die DDR-Diktatur am eigenen Leib. Foto: Schule Foto: Schwarzwälder Bote

Zeitzeuge: Hartwig Kluge berichtet von seiner Haft in der DDR

Rottweil. In der letzten Geschichtsstunde vor den Pfingstferien besuchte der Zeitzeuge Hartwig Kluge die Klassen 9 des Albertus-Magnus-Gymnasiums Rottweil (AMG). Er berichtete von seiner versuchten Flucht und Gefangenschaft in der DDR. Eine "moderne Folter" nannte er es, was er in seiner Zeit in Ungarn und im Roten Ochsen in Halle (Saale) erlitt.

Voller Elan erzählte er und riss die Schüler mit. "Jetzt ist die Falle zugeschnappt", sagte Kluges Mutter am Tag des Mauerbaus. Was das für eine Falle war, erzählte er im Laufe der anderthalb Stunden. Kluge selbst wollte mit 21 Jahren aus der DDR fliehen. Er fand es ein schreckliches Gefühl, zu wissen, eingesperrt zu sein. Der Zeitzeuge zeigte den Schülern seinen geplanten Fluchtweg an mehreren Karten und betonte mehrmals, wie dankbar er den Leuten war, die ihm bei seinem Vorhaben halfen. Er wurde allerdings bei seiner Flucht durch Ungarn geschnappt und hinter Gitter gebracht. "Ab da an ging es ein Jahr lang nur ums Zeit totschlagen", berichtete er. Er erlitt einen ganzen Monat Einzelhaft in Ungarn, danach wurde er zurück nach Halle gebracht.

Ab seiner Zeit im Roten Ochsen war sein Name nur noch die Nummer 54.2. Der Rote Ochse war eines der bekanntesten und größten Gefängnisse der DDR. Nach über einem Jahr wurde Hartwig Kluge dann schließlich vom Westen frei gekauft. Er werde nie vergessen, wie glücklich er war, als ein Mann von der Stasi zu ihm sagte, dass er nicht würdig sei, in der DDR zu leben und somit diese verlassen müsste.

Immer wieder schärfte er den Schülern ein, was für ein Geschenk es sei, etwas zu sagen zu haben und frei zu sein.

Selbst an den Tagen nach Kluges Besuch kamen die Schüler bei Gesprächen untereinander immer auf den Zeitzeugen zurück. "Es war sehr spannend, den Erzählungen zuzuhören", so die Schülerin Verena S. "Er war für uns eine große Bereicherung. Kein Lehrer hätte uns in dieser Art und Weise die Geschichte der Teilung Deutschlands nahe bringen können", so eine andere Schülerin.