Treppen sind Thomas Dolds Spezialität. Foto: run2sky Foto: Schwarzwälder Bote

Interview: Treppenlauf-Star Thomas Dold rät "Towerrun"-Teilnehmern: Am Anfang nicht zu viel Gas geben

Kreis Rottweil. Er hat das Rennen auf’s Empire State Building hinauf gleich siebenmal gewonnen, seine liebste Trainingsstrecke ist der Maintower in Frankfurt – und er wohnt gar nicht so weit weg von Rottweil: Thomas Dold aus dem badischen Steinach ist ein Star in der internationalen Treppenläufer-Szene. Wir haben mit dem 33-Jährigen über diesen ganz besonderen Sport gesprochen und ihn nach Tipps für die Teilnehmer des "Towerrun" im Thyssen-Krupp-Testturm gefragt.

Herr Dold, benutzen Sie eigentlich auch manchmal den Aufzug?

Meine Tendenz geht auf jeden Fall immer zur Treppe, aber ich suche jetzt auch nicht ewig nach ihr, wenn ich in einem großen Gebäude bin. Auf jeden Fall bin ich mit der Treppe meistens schneller.

Was ist der besondere Reiz am Treppenlaufen?

Treppenlaufen ist etwas für Menschen, die den Aufstieg lieben. Quasi der direkte Weg zum Himmel. Meist überwinde ich mehr als 45 Grad Steigung, um meinen Körper in Windeseile auf die Dächer der Wolkenkratzer zu bringen. Das Gefühl dort ist dann einfach nur unbeschreiblich.

Wie hat Ihre Leidenschaft fürs Treppenlaufen angefangen?

Ich war vorher in der Berglauf-Nationalmannschaft und habe gemerkt, dass ich an besonders steilen Stellen besser und schneller hochkomme, als andere. Als es dann 2003 im Donauturm in Wien einen Treppenlauf gab, dachte ich, da mach ich doch mal mit. Damals war es schwierig, Treppenläufe mit Niveau zu finden. Das hat sich geändert.

Warum sind Sie beim Rottweiler Towerrun nicht dabei?

Per se würde mich der Towerrun natürlich reizen, aber an dem Tag ist auch der Berlin Marathon, da bin ich als Trainer einer Läuferin verpflichtet.

Welche Tipps haben Sie für Neueinsteiger, die beim Towerrun mitmachen?

Der wichtigste Tipp ist: Locker anfangen! Es bringt nichts, die ersten zehn Stockwerke hochzurennen und dann gleich eine Viertelstunde veschnaufen zu müssen. Man muss sich die Kräfte einteilen. Einsteiger können auch hochwandern – aber wer gewinnen will, muss natürlich rennen. Klar ist: Jeder wird oben völlig platt sein, auch wenn er sich vielleicht bei Stufe 1000 noch ganz fit gefühlt hat. Und wenn es gar nicht mehr geht: Stehenbleiben – kein falscher Ehrgeiz!

Wie sollte man trainieren?

Es wäre schon gut, sich ein Hochhaus zu suchen, in dem man eine Treppe über acht oder zehn Stockwerke zur Verfügung hat. Ansonsten eignen sich natürlich auch andere steile Treppen. Auch Bergsteigen steil nach oben oder Radfahren bietet sich fürs Training an.

Gibt es unterschiedliche Techniken beim Wettkampf? Wie viele Stufen nehmen Sie auf einmal?

Ich nehme zwei Stufen auf einmal. Mit drei bis vier Stufen pro Sekunde geht es dem Ziel entgegen. Manche Läufer mischen auch und nehmen ein paarmal zwei Stufen und dann wieder nur eine im Wechsel. Zwei Stufen zu überwinden kostet natürlich mehr Kraft. Frauen nehmen bei Wettkämpfen meist durchgehend je eine Stufe.

Wo liegen die Unterschiede bei den Treppen?

Es gibt fordernde und sehr fordernde Treppen. Das hängt vor allem mit der Steigung zusammen. Das Treppenhaus des Taipei 101 ist außergewöhnlich steil. Dort gibt es anstatt eines flachen Podests weitere zwei Stufen. Ab dem achten Stockwerk haben die Stufen eine Höhe, dass man das Gefühl hat, man muss die Treppen hoch springen. Das Treppenhaus im Thyssen-Krupp-Turm kenne ich nicht, aber es dürfte wohl eher eine normale Steigung haben.

Halten Sie sich am Geländer fest?

Ja, sonst würde ich bei meinem Tempo dauernd in der Außenkurve hängen. Für Anfänger ist es aber gar nicht unbedingt empfehlenswert, denn das Halten am Geländer erzeugt eine gewisse Spannung auf der Brust, die beim Atmen hinderlich ist.

Was war ihr größter Erfolg?

Das war sicher, dass ich siebenmal hintereinander den Empire State Lauf in New York gewonnen habe. Da hieß es dann in einem Kommentar in der ARD: Dold kommt und gewinnt.

Was sind ihre nächsten Ziele?

In diesem Jahr fokussiere ich mich aufs Rückwärtslaufen. Und nächstes Jahr steht dann vielleicht wieder ein Treppenlauf an. Mal gucken – New York ist ein Thema.

  Die Fragen stellte Corinne Otto