Performance: Rottweiler Unternehmer stößt mit nackten Selbstporträts nicht nur auf Zustimmung
"Sie dauern nur 30 Sekunden", versichert Dieter Albrecht und meint damit Kunstaktionen, die er in vielen Ländern der Welt ausgeführt hat und bei denen er sich splitterfasernackt neben diversen Skulpturen inszeniert und ablichten lässt. Das bleibt nicht folgenlos.
Rottweil. Für besondere Aktionen und Ideen ist Dieter Albrecht bekannt. Nachdem er seinen Abschleppdienst abgegeben hat, ist er als Künstler unterwegs. Weltweit, wie er sagt. Seine Fotos belegen das. "Seit Jahren bin ich Fotokünstler und unterstütze die regionale Kunstszene, sammle Kunst, veranstalte Ausstellungen und bin Mitglied in einem eingetragenen Kunstverein", erzählt er, während er die Kunstwerke in seiner Wohnung präsentiert. Künstler wie Norbert Stockhus, Tobias Kammerer, Marcel Wehl und einige andere sind hier zu finden.
Dieter Albrecht liebt Kunst, besonders Skulpturen im öffentlichen Raum. "Irgendwann habe ich sie nicht nur betrachtet, sondern versucht, sie nachzustellen, um ein Gefühl zu bekommen, wie sie auf mich wirken", erzählt er. Dabei habe er festgestellt, dass man so einen ganz anderen Betrachtungswinkel habe. "Kunst jeglicher Art oder Ausprägung ist für Menschen und Kulturen identitätsstiftend. Sie ist ein Seismograf, welcher nicht das Kunstwerk an sich in den Vordergrund stellt, sondern das Ich des Betrachters reflektiert", so seine Definition von Kunst.
Seit Jahren schaut sich Albrecht eindrucksvolle Plastiken an und beschäftigt sich mit den realen oder abstrakten Darstellungen von nackten Männern in natürlicher Gestalt. Objekte mit leidendem Charakter, Erotik oder pornografische Szenen meide er bewusst. Ziel seiner Aktion ist es, die Plastik wieder mit der natürlichen, realen Gestalt eines Menschen in die lebendige Gegenwart zurück zu spiegeln – ihr sozusagen "Atem einzuhauchen". Daher der Begriff "Asu-Art".
Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet Atem, oder Lebenshauch. Dazu versuche er selbst das Objekt möglichst naturgetreu zu spiegeln oder eine Symbiose einzugehen und dies fotografisch festzuhalten. Bei den fotografischen Szenen präsentiert sich Albrecht splitternackt. Die Natürlichkeit des Menschen werde am besten durch einen nackten Menschen reflektiert, ist er sich sicher. Die Hüllen lasse er selbstverständlich erst dann fallen, wenn sämtliche Kameraeinstellungen getätigt seien. Öffentliches Aufsehen wolle er mit seinen Aktionen absolut nicht erregen. Und dennoch ist er jetzt mehrfach angezeigt worden.
Ein öffentlicher Gerichtstermin ist für Freitag, 18. Mai, um 9 Uhr beim Amtsgericht Tettnang anberaumt. Man darf auf das Urteil gespannt sein, denn Urteile für derlei "Delikte" gebe es quasi nicht, so Albrecht. Die Frage wird also sein: "Ist das Kunst, oder muss der Albrecht weg?!"