Dieses Brautpaar hat sich den Aufzugstestturm bereits als Fotokulisse auserkoren. Und vielleicht kann man direkt oben sogar irgendwann "Ja" sagen? Foto: Martin

Stadt schließt Neuerungen nicht aus. Heiratswilliges Paar scheitert mit Plan, direkt im Kraftwerk zu heiraten.

Rottweil - Ein Paar aus dem Nachbarlandkreis hatte sich das so schön vorgestellt: Im Rottweiler Kraftwerk soll die Hochzeitsparty steigen – und die Trauung selbst, so der Wunsch des Paares, soll gleich an Ort und Stelle stattfinden. Doch so einfach ist das nicht. Während andere Städte durchaus mehrere Optionen zu bieten haben, werden Paare in Rottweil nur im Saal des Alten Rathauses getraut. Zumindest bis jetzt.

 

Gesehen hat man ja schon vieles: Am Strand, unter Wasser, während eines Fallschirmsprungs – an zum Teil höchst ungewöhnlichen Orten schließen Menschen den Bund fürs Leben. Und so setzte ein heiratswilliges Paar eben alles daran, dies im Kraftwerk in Rottweil – immerhin eine angesagte und stilvolle Hochzeitslocation, zumindest was die Feier betrifft – umzusetzen.

Doch für Hermann Leins, Abteilungsleiter des Rottweiler Bürgerbüros und Standesbeamter, gibt es da nicht viel zu überlegen. "Der Fall ist ganz einfach: In Rottweil ist ein Saal für Trauungen gewidmet, nämlich der wunderschöne Saal im Alten Rathaus." Weil man eine klare Linie fahren wolle, habe man sich in der Stadtverwaltung darauf verständigt, es dabei zu belassen. Der Ort müsse "der Würde des Anlasses angemessen sein", zitiert Leins das entsprechende Gesetz. Dies wäre natürlich auch bei einer Feierlichkeit im Kraftwerk sicher gegeben – aber: "Wo ziehen wir da die Grenze?", meint Leins. Dann könnten beispielsweise auch Gasthäuser, in denen Hochzeitsfeste stattfinden, dies fordern. Die Argumentation werde dann schwierig, so Leins. "Wir wollen da keine Fässer aufmachen."

Der Vorschlag des besagten Brautpaares: Dann könne man ja einen Standesbeamten aus Schwenningen mitbringen? Auch das geht nicht, sagt Leins. Standesbeamte werden für die jeweilige Stadt bestellt und stehen unter den strengen Augen der Standesamtsaufsicht. Ein fremder Standesbeamter könne nicht in Rottweil tätig werden.

Dass Städte wie Villingen-Schwenningen und andere durchaus mehrere Örtlichkeiten anbieten, an denen Trauungen vorgenommen werden können, findet Leins gut – "da, wo es sich wirklich anbietet, ist es eine tolle Sache". Aber das Gesamtpaket müsse stimmen, dazu gehöre auch eine gewisse Infrastruktur. Daran scheitert es auch – trotz Lockerung durch die Landesregierung –, in Rottweil Trauungen im Freien vorzunehmen, beispielsweise im Bockshof.

Bleibt also auf ewig nur der Saal im Alten Rathaus? Nein, sagt Leins, es sei ein "laufender Prozess". Er lässt durchblicken, dass es durchaus Änderungen geben könne, "wenn sich irgendwann in Rottweil ein außergewöhnlicher, geeigneter Ort anbietet". Aha. Eine vielsagende Äußerung, schließlich entsteht in Rottweil gerade eine höchst außergewöhnliche Location: der Thyssen-Krupp-Turm mit überdachter Aussichtsplattform! Trauungen in 232 Metern Höhe, das wäre der Renner. Angesichts der Begeisterung für den Turm und seiner Außenwirkung ist zu vermuten, dass die Verwaltung da durchaus mitspielen würde.

Den Heiratswilligen aus dem Nachbarlandkreis bringt das freilich nichts. Solange bis der Turm fertig ist, wollen sie natürlich nicht warten.