Winfried Hecht hält einen Vortag bei der Mitgliederversammlung der BI Kapuziner Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder Bote

Hauptversammlung: Hecht spricht bei Bürgerinitiative über Bruderschaften

Rottweil (hf). In der Mitgliederversammlung der Bürgerinitiative (BI) Kapuziner warf Vorsitzender Henry Rauner einen Blick zurück auf die Aktivitäten im vergangenen Jahr. Sitzungen, Begehungen, der Gebäudezustand und Reparaturen, die Zusammenarbeit mit der BruderhausDiakonie, eigene Aktivitäten wie Bewirtungen für die Hauptversammlung der Narrenzunft, am Schmotzigen und bei der Narrhalla, Jazz in Town, das jährliche Helferfest und die Zusammenarbeit mit der Stadt am Tag des Denkmals waren dabei Themen. Überdies blickte Rauner auf das Jahr 2020 und die anstehenden Aktivitäten.

Zum Thema "Flasche" gab es nichts Neues zu berichten. Nach wie vor sei die Diskrepanz zwischen Verkaufspreis und Wert des Gebäudes zu groß. Kassierer Dominik Staiger berichtete über den Kassenstand 2018, der von Mehrausgaben für Investitionen im Kapuziner geprägt war. Die BI hatte 36 600 Euro für die neue Beschallungs- und Kommunikationsanlage für das gesamte Gebäude beigesteuert. Die Kassenprüfer Ralf Stölz und Wolfram Langbein hatten nichts zu beanstanden.

Parcours der Geschichte

Im Anschluss an die Hauptversammlung referierte Winfried Hecht über "Bruderschaften im alten Rottweil". Hecht, Gründungsinitiator der BI, verband sein Thema der frühen Bruderschaften mit dem heutigen Förderverein Kapuziner. In seiner unnachahmlichen Art durchlief der Historiker einen Parcours der Geschichte der Rottweiler Bruderschaften vom frühen Mittelalter über den Barock bis zum Ende der Reichsstadtzeit. Er ging dabei auf bauliche Zeugnisse wie die Bruderschafts- und die Präsenzgasse, auf Altäre in Kirchen mit den entsprechenden Schutzpatronen bis zur "Madonna der Augenwende" im Dreißigjährigen Krieg 1643 ein. "Mit mehreren mehr erreichen" – das sei schon immer Zielsetzung und Gründungsinitiative sowohl der Bruderschaften, der Zünfte als auch der Vereine bis heute. Waren es früher wirtschaftliche, politische, gesellschaftliche und religiöse Gründe, wobei der transzendentale Jenseitsgedanke in der Aufklärung weggefallen sei – "die Gemeinschaft bot Sicherheit (auch im Hinblick sich im Himmel wieder zu finden"), so könne das für die heutigen Solidargemeinschaften ebenso gelten, zum Beispiel 1912 für die Vereinsgesetze und ihre Gemeinnützigkeit.

Ein besonderes Augenmerk richtete Hecht auf das "Wunder der Augenwende" der Madonna in der Dominikanerkirche in der damaligen hoffnungslosen Lage der Rottweiler durch den Angriff der Franzosen und schilderte den historischen Vorgang aus der Perspektive der Bruderschaften bis zu den Zeugenaussagen, die das "Wunder" bestätigen sollten.

Durch den Vortrag ließen sich die Mitglieder der BI nach ihrem Einsatz um den Erhalt des Kapuziners ein Stück Bruderschafts-Solidarität in Erinnerung rufen.