Clemens Bauknecht (links) mit seinem Nachfolger Andreas Ecke und einem Teil des Praxisteams. Foto: Siegmeier

70-Jähriger hätte gerne als angestellter Arzt weitergearbeitet. Nachfolger ist Kardiologe Andreas Ecke. 

Rottweil - 35 Jahre lang hat Clemens Bauknecht als Kardiologe und Gastroenterologe in Rottweil praktiziert. Zum Jahreswechsel hat der 70-Jährige seine Praxis in jüngere Hände übergeben. Ein Glücksfall. Eigentlich.

Clemens Bauknecht ist Mediziner aus Leidenschaft. Voller Begeisterung erzählt er aus seinem Berufsleben, seinem Arztberuf, den er immer gerne und mit großer Gewissenhaftigkeit ausgeübt hat. "Oft saß er bis spät in die Nacht noch in der Praxis", erinnert sich auch seine Frau Martine lachend, die sich freut, dass sie ihren Mann endlich "ganz" hat. Zum Jahreswechsel hat der Internist seine Praxis, die er einst von seinem Vater übernommen hatte, an Andreas Ecke übergeben.

"Ich bin wirklich froh und glücklich, einen Nachfolger gefunden zu haben. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit heutzutage", betont er und erzählt vom Prozedere. "So eine Praxisübergabe ist gar nicht so einfach, wie man sich das vielleicht denkt", denn nicht er selbst, sondern die Kassenärztliche Vereinigung (KV) schreibe die Praxis aus. Wenn sich dann ein Interessent gefunden habe, befinde der Zulassungsausschuss für Ärzte darüber, ob dieser fachlich "passt", denn nicht für jede Fachrichtung gebe es auch eine Zulassung.

Baukneckt kann nicht als angestellter Arze weiterarbeiten

Bauknecht hatte eine Zulassung für Kardiologie und Gastroenterologie. Sein junger Kollege Andreas Ecke ist Kardiologe. Kein Problem also. Die Zulassung bekam der 35-Jährige ohne Probleme. Da es laut Statistik der KV aber eine Überkapazität an Gastroenterologen in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gibt, verwehrt sie Clemens Bauknecht die Bitte, seine Patienten, die bereits Termine für eine Magenspiegelung hatten, auch nach der Praxisübergabe noch behandeln zu dürfen.

Wie Bauknecht erzählt, hätte er gerne noch als angestellter Arzt bei seinem Nachfolger weitergearbeitet. Doch das ging - trotz intensiver Bemühungen - nicht, was er sehr bedauert. Bis zuletzt hatte er die Hoffnung, dass es noch gelingen könnte. Doch schließlich musste den gut 200 Patienten telefonisch abgesagt werden. Sie müssen sich nun neue Ärzte suchen. Und werden wohl auch neue Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Bis zu sechs Monaten sind hier nach Auskunft einiger Patienten einzuplanen. Und das trotz angeblicher Überkapazität. Clemens Bauknecht schüttelt verständnislos den Kopf. Dass die Bürokratie über dem Wohl der Patienten steht, ist für ihn nicht nachvollziehbar. "Früher hat man mit der KV geredet und gemeinsam eine Lösung gefunden", sagt er. Doch mittlerweile sei das wohl nicht mehr möglich. Der Mediverbund sei ebenfalls sehr bemüht gewesen, eine Lösung zu finden. Jedoch ohne Erfolg.

Auf Nachfrage bei der KV betont Pressesprecher Kai Sonntag, dass es keine Kapazitätsausweitung geben dürfe. "Die Zahl der Arztsitze ist aus Kostengründen begrenzt. Das ist bundesgesetzlich so vorgegeben und keine Idee der KV", sagt er. Zum vorliegenden konkreten Fall könne sich die KV nicht äußern.

Auch wenn ihn das Vorgehen noch mächtig ärgert, hat Clemens Bauknecht mittlerweile seine Pläne geändert. "Ich kann ja auch als Honorararzt oder Vertretungsarzt arbeiten. Es gibt jeden Tag Stellenangebote", plant er.

In Rottweil angekommen

Bei seinem Praxisnachfolger Andreas Ecke hat sich der Praxisalltag inzwischen eingespielt. Er arbeitete zuvor an der Uniklinik in Frankfurt, wo er auch seine Facharztausbildung absolvierte. Da seine Frau aus Villingen-Schwenningen stammt, wollte die junge Familie, wieder in den Süden. Die Praxis in Rottweil passte also für den jungen Mediziner.

Das Übernahmeprozedere hatte sich Ecke von Anfang an schwierig vorgestellt, gibt er zu. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass er seine Facharztprüfung auch in Baden-Württemberg ablegen könne, was mit der Praxisübernahme vieles erleichtert hätte. Doch das ging offenbar nicht. "Ich hätte nicht gedacht, dass der Wechsel des Bundeslandes für die Prüfung so schwierig sein würde", sagt er. Die Anerkennung als Facharzt sei allerdings kein Problem gewesen, betont er.

Die Arbeit in der eigenen Praxis macht ihm Spaß. "Wir fühlen uns sehr wohl in Rottweil und sind angekommen", sagt er. Und auch die Patienten seien sehr freundlich und dankbar. "Das hatte ich mir viel schwieriger vorgestellt. Alle waren sehr offen und positiv", erzählt er erfreut.