Der Blick geht nach oben zu den Kleindenkmalen als Winfried Hecht am Sonntag durch die Oberstadt führt. Foto: Hildebrand

Tag des offenen Denkmals in Rottweil: Interessante Führungen drinnen und draußen.

Rottweil - Bürgermeister Werner Guhl eröffnete im Sitzungssaal des Alten Rathauses den "Tag des offenen Denkmals", den die Stadt mit dem Geschichts- und Altertumsverein sowie der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde veranstaltete.

Etwa 350 Personen kamen zu den fünf Führungen. Der Tag unter dem Motto "Farbe" begann bereits am Samstag, als Martina van Spankeren-Gandhi durch Rottweil führte. Fassadenmalerei gab es seit dem 16. Jahrhundert. Die Pürschgerichtskarte von 1564 zeigt schon bemalte Häuser. Das Schwarze Tor, der Marktbrunnen von 1540, das Rathaus, in neuerer Zeit die alte Kreissparkasse und andere Gebäude waren einst bemalt. Beispiele von Malereien, die in den vergangenen 500 Jahren entstanden sind, gibt es aber noch etliche. So sieht man "sprechende Wappen", Heilige als Schutz, Darstellungen, die etwas über den Beruf aussagen. Mit Farbpigmenten versetztes Casein konnte lasierend aufgetragen werden und war nach dem Trocknen wetterfest. An repräsentativen Gebäuden, etwa am alten Gymnasium, wurde der teure Sandstein der Fenstereinfassungen mit Farbe imitiert.

Winfried Hecht eröffnete gestern den Reigen der Führungen mit einem Gang durch die Oberstadt, wo er an Häusern Kleindenkmale zeigen konnte, die im vergangenen Jahr vom Landkreis mit Hilfe von Ehrenamtlichen erfasst worden sind. Wappen gaben an, wem das Haus gehört, christliche Darstellungen sollten Schutz bieten.

Sehr farbig wurde es bei der Führung mit Pfarrer Marcus Keinath, der in der Predigerkirche die großflächigen Freskomalereien vorstellte. Die Dominikaner beauftragten ab 1753 Joseph Wannenmacher mit dem Ausmalen der Decke. Die Malerei diente der Darstellung wichtiger christlicher Botschaften, so Keinath. Das überdimensionale Votivbild stellt die Belagerung Rottweils dar und zeigt Maria als die Helferin, zu der eine große Schar von Betenden blickt. Er erklärte auch die vielen anderen Bilder, die gleichsam eine Predigt in Farbe seien.

Cornelia Votteler führte im Dominikanermuseum durch die Sammlung Dursch. An Beispielen zeigte sie die Farbigkeit der häufig noch original gefassten spätgotischen Holzbildwerke. Sie erklärte auch die vielen Arbeitsschritte, die notwendig waren, bis so ein Kunstwerk fertig war.

Wer dann zum Abschluss des Tages noch mit Wolfgang Vater ins Münster ging, konnte wahrlich in ein "Meer von Farben – die Kirchenfenster von Heilig Kreuz" eintauchen. Als Alexander von Heideloff ab 1840 den Kirchenraum nach einer barocken Phase wieder in die "reine Gotik" zurückbaute, habe er auch im Maßstab 1:10 die Entwürfe für die in ihrer Farbenpracht einmaligen Chorfenster gezeichnet. Sie entstanden in Glasmalereiwerkstätten, wurden aber nicht gemalt, sondern es wurde ein Schmelzfarbengemisch aus pulverisiertem Glas und Metalloxiden auf farbloses oder auf Buntglas aufgetragen und dann gebrannt. Vater ging auch auf die vor 100 Jahren bei der letzten großen Kirchenrenovation eingesetzten Fenster im südlichen Seitenschiff ein. Sie stammen von der Firma Zettler aus München, die auch Fenster fürs Freiburger Münster und die Kathedralen in Burgos und Oviedo fertigte. Weil das Münster gestern sein Titularfest hatte, machte Vater auch auf die Fenster mit den Motiven der Kreuzauffindung und -erhöhung aufmerksam.